Der Staudammbruch auf der polnische Seite der Neiße hat die denkmalgeschützten Lager- und Produktionsstätten der Yeti GmbH in Görlitz Anfang August mit voller Wucht getroffen. Obwohl die kleine Manufaktur für Daunenjacken, Schlafsäcke und Outdoor-Bekleidung wegen seiner Nähe zur Neiße an ein Flutwarnsystem angeschlossen ist und bei gefährlichem Pegel per SMS informiert wird, blieb diesmal keine Zeit, Ware und Büroausstattung in Sicherheit zu bringen.
Durch die enorme Geschwindigkeit, mit der die Flutwelle heranrollte, wurde die Manufaktur binnen kürzester Zeit bis zu einer Höhe von etwa zwei Metern überschwemmt. Durchgeweichte Kartons, schlammverschmierte Folienverpackungen, verschmutzte Schlafsäcke und Jacken stapeln sich jetzt auf dem Hof von Yeti. Das Hochwasser hat laut Pressemitteilung „Ware im Wert von rund einer Million Euro vernichtet, hinzu kommen Schäden an Gebäude und Technik“. Yeti-Geschäftsführer Kay Steinbach schätzt den Schaden auf insgesamt mehr als 2 Millionen Euro.
Kaum sind die Schlammmassen aus den Räumen geschippt, schmiedet das Yeti-Team schlagkräftige Pläne, um so schnell wie möglich wieder den Geschäftsbetrieb aufnehmen zu können. Davon hängt das Überleben der Görlitzer Firma ab. Auf finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder können sie nicht verlassen.
„Aufgrund der Ufernähe zur Neiße konnten wir keine Versicherung gegen Hochwasserschäden abschließen. Trotz vollmundiger Versprechungen der Politiker, die medienwirksam zum Scheitelpunkt der Flutwelle in glänzende Gummistiefel geschlüpft waren und vor laufenden Kameras ‚Mittel aus den Landeshaushalten‘ zugesichert hatten, ist bis heute nichts passiert. Kaum sind die TV-Kameras ausgeschaltet, scheint die Devise ‚Nach mir die Sintflut‘ zu gelten, Unternehmen bleiben auf sich alleine gestellt, Politiker schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu,“ heißt es in der Unternehmens-Pressemeldung.
Doch Yeti kämpft mit seinem Team und seiner Ausrüstung weiter. Sie stehen nicht alleine da: Mitarbeiter einer benachbarten Computerfirma haben beim Schlammschippen geholfen, die IHK Dresden hat ein Spendenkonto unter dem Stichwort „Yeti-Hochwasserhilfe“ eingerichtet, eine Berliner Werbeagentur sowie eine Münchner PR-Agentur entwickeln auf Pro-Bono-Basis Ideen und Konzepte, um den Verkauf der Yeti-Produkte anzukurbeln und die Markenbekanntheit in Outdoor-Kreisen zu forcieren.
Kay Steinbach ist von der Welle der Solidarität beeindruckt und überzeugt, dass auch der Fachhandel Yeti unterstützen wird: „Zum Einen bitten wir um Verständnis, dass es bei der Auslieferung der Herbstware 2010 zu Verzögerungen kommen kann. Ebenso ist die Erreichbarkeit der Mitarbeiter stark eingeschränkt, da die gesamte ITK-Anlage von der Flut quasi weggespült wurde. Zum anderen appellieren wir an die Fachhändler, ihre Orders für die 2011er-Kollektion früher als bis dato üblich abzugeben und uns bei Zahlungszielen entgegen zu kommen.“ Zudem weist Steinbach darauf hin, dass auch noch A-Ware der aktuellen Herbst-/Winterkollektion sofort geordert werden kann. „Jeder Auftrag zählt für uns“, ermuntert Kay Steinbach die Fachhändler.
Sobald eine endgültige Bestandsaufnahme erfolgt ist, welche Ware gerettet werden konnte bzw. nach fachmännischer Reinigung als B-Ware verkauft werden kann, wird sich Yeti mit „hochwassergetesteten Flutware“-Specials an Fachhändler wenden. „Sollten wir als Unternehmen am Standort Görlitz überleben, ist das die beste Botschaft überhaupt: Mit Yeti-Produkten lassen sich auch extremste Situationen überstehen“, resümiert Kay Steinbach.