Aus Anlass des fünften Geburtstages des groß angelegten Fahrrad-Verleihsystems Vélib luden der hinter diesem Projekt stehende JC-Decaux-Vorstandsvorsitzende Jean Charles Decaux und der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë letzte Woche zu einer Pressekonferenz.
Fünf Jahre nach seiner Markteinführung habe sich Vélib mit mehr als 130 Millionen Fahrten gut entwickelt. Täglich würden durchschnittlich 110.000 Fahrten auf den an 1.700 Stationen stehenden 22.000 Leihrädern absolviert. In Hochzeiten sind es bis zu 135.000 Fahrten. Mit vielen Verbesserungen und neuen Dienstleistungen habe man das System systematisch verbessern können. Laut Umfrage sind 88 Prozent der Vélib-Nutzer mit dem Leihrad und dem dazu gehörigen Rundum-Service sehr zufrieden.
Dank neuer Angebote, die im April 2011 eingeführt wurden, können weiterhin gute Wachstumszahlen gemeldet werden. Die Vermietungen der sowohl von Pariser Bürgern als auch von Touristen gerne genutzten Leihräder konnte im ersten Quartal 2012 noch einmal um über 30 Prozent gesteigert werden. Gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorvorjahres 2010 ist das sogar eine Steigerung von 63 Prozent!
Heute gehören die Vélib-Bikes – der Name „Vélib“ setzt sich übrigens aus „Velo“ und „Liberté“ zusammen – zum Stadtbild von Paris. Auch wenn es vor Paris bereits einige gut funktionierende Fahrrad-Verleihsysteme in anderen Großstädten gab: Vélib war quasi der Startschuss für weitere Mietfahrrad-System in vielen anderen Ballungsgebieten dieser Welt.
Es fiel deshalb so anders aus, weil mit JC Decaux ein großes börsennotiertes Unternehmen hinter dem Mietrad-Konzept steht. Das Kerngeschäft von JC Decaux ist die Aufstellung, Reinigung und Instandhaltung von Wartehäuschen öffentlicher Bus- und Bahnstationen. Im Gegenzug erhält das Unternehmen alle Einnahmen aus der dort angebrachten Werbung. So auch bei den rollenden Werbeträgern von Vélib. Daraus hat sich für das französische Großunternehmen ein ganz neues Geschäftsfeld aufgetan. Mittlerweile bietet JC Decaux unter dem Namen Cyclocity Leihfahrräder in circa 70 Städten an. Im Gegenzug vermarkten sie die Werbeflächen auf dieser sanften Mobilitätsalternative.
Mit Vélib wollen die Stadtoberen von Paris auch den Anteil des Fahrrads am Berufsverkehr von aktuell 3 auf 10 Prozent im Jahr 2020 hochkurbeln. Das Verleihrad-Geschäft hat übrigens auch – und anders als befürchtet – dem hiesigen Fahrradhandel gut getan. Laut der Fahrradvereinigung MDB habe Vélib die Bürger der Stadt wieder aufs Fahrrad gesetzt. Viele hätten sich sogar ein eigenes Fahrrad gekauft. Überhaupt habe sich das Image des Fahrrads komplett zum Positiven gewendet. Heute gelte es als schlaues Mittel, sich durch die Stadt zu bewegen.
– Jo Beckendorff –