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Paukenschlag bei Scott: Verwaltungsrat ernennt neuen CEO
Dass es seit der Fahrrad-Flaute auch beim Schweizer Bike- und Outdoor-Anbieter Scott Sports Group SA nicht mehr ganz so rund läuft, wurde spätestens Ende 2023 bekannt: da gewährte der koreanische Mehrheitseigener Youngone Corporation seiner Tochter eine temporäre Finanzspritze in Höhe von 150 Millionen SFR (160,6 Millionen Euro). Es ist aber wohl mehr als »nur« ein Liquiditäts-Engpass: soeben gab der Verwaltungsrat der Scott Sports Group mit vollumfänglicher Unterstützung der börsennotierten Koreaner bekannt, den langjährigen CEO Beat Zaugg mit sofortiger Wirkung freigestellt zu haben. Zu seinem Nachfolger wurde Juwon Kim ernannt. Dem werden zwei anerkannte internationale Branchenkenner mit langjährigen Fahrrad- und Outdoor-Branchenexpertise auf Führungsebene zur Seite gestellt.
Foto: Jo Beckendorff

Seit 2015 hält Youngone eine Mehrheit von 50,1 Prozent an der Schweizer Bike- und Outdoor-Größe (Marken Avanti, Bach, Bergamont, Bold Cycles, Dolomite, Lizard, Malvern Star, Powderhorn, Scott, Syncros etc.). Das Minderheitspaket von 49,9 Prozent befindet sich nach wie vor in den Händen von Branchenveteran Beat Zaugg und Management (die wiederum 2005 zum Alleininhaber des Anbieters mit US-amerikanischen Wurzeln geworden waren).
Es war allerdings der Mehrheitseigner Youngone, der das Wachstum und die Internationalisierung von Scott in den letzten Jahren maßgeblich finanziell stemmte. So floss neben dem oben genannten 2023er-Millionenkredit auch schon 2020 ein dreistelliger Millionenkredit in Schweizer Franken in das Unternehmen in Givisiez.

Laut Youngone nicht mehr CEO von Scott Corporation und Scott, laut eigenen Angaben aber immer noch: Beat Zaugg – im Bild rechts neben Scott Sports Group Vice President Pascal Ducrot (Mitte) und Scott Sports Group-CMO Reto Aeschbacher.Foto: Jo Beckendorff

Mit der jetzt kommunizierten Freistellung von Zaugg will Youngone eigenen Angaben zufolge »die Entwicklung von Scott zu einem Weltklasse-Hersteller von Bikes und anderen Outdoor-Sportarten voranzutreiben«.

 

 

 

Leitet den Übergang der Scott Sports Group mit voller Unterstützung des Mehrheitseigners Youngone: der neue CEO Juwon Kim.Foto: Youngone Corporation

Zum Nachfolger von Beat Zaugg wurde Juwon Kim ernannt. Kim hat über 17 Jahre Erfahrung im Investmentbanking bei verschiedenen internationalen Banken im Rücken. Seit 2022 ist er auch Mitglied des Scott-Verwaltungsrats. Bevor er bei Youngone als Leiter der Bereiche Wachstumsstrategie und M&A einstieg, war er auch Mitbegründer eines koreanischen Start-up-Unternehmens.
Beraten wird Yuwon Kim ab sofort von den zwei anerkannten internationalen Branchenexperten Steve Meineke aus den USA und Mathias Seidler aus Deutschland.
Steve Meineke bekleidete mehrere Führungsrollen bei Fahrrad- und Outdoor-Unternehmen wie Nordica USA, Specialized, Raleigh America, Accell North America, Keen etc.pp.
Mathias Seidler war unter anderem 13 ½ Jahre Vorstandsvorsitzender der Derby Cycle AG, bevor er sich auf andere Aktivitäten konzentrierte. Mit der Fahrradindustrie blieb er über eine Anzahl an Beratungs- und Aufsichtsratsmandaten verbunden.
Scott-Mutter Youngone drückt ihr volles Vertrauen in die nun bestehende Management-Konstellation und die Mitarbeiter aus: »Ihr Engagement und ihre Professionalität werden dem Unternehmen in dieser Übergangsphase von großem Nutzen sein.«
»Youngone ist ein starker Partner und langfristiger Aktionär von Scott. Wir glauben fest an Scott, seine hochmodernen Produkte sowie an das Engagement und die Qualität seiner Mitarbeiter. Mit diesem Wechsel wird sich Scott bemühen, in Zukunft Wachstum und Marktanteile zu gewinnen und die derzeitige Krise in der Branche hinter sich zu lassen,« betont der Youngone-Vorsitzende und Scott-Vorstandsmitglied Kihak Sung.
Die börsennotierte Scott-Mutter Youngone Corporation hat sich hauptsächlich als (OEM-)Produzent für Outdoor-Bekleidung und -Produkte einen Namen gemacht. Zum Kundenkreis gehören illustre Premiummarken wie zum Beispiel Patagonia oder The North Face (TNF).
Beat Zaugg selbst sagte gegenüber dem RadMarkt hingegen, dass er immer noch Präsident und CEO der Scott Corporation und der Scott Sports Group ist. Zudem überrascht ihn, dass seine Mitarbeiter nur durch die Presse von dem Youngone- bzw. Scott-Verwaltungsrat-Entscheid erfahren hätten: »Für die Werte von Scott sowie unseren europäischen Vorstellungen von Management nicht gerade förderlich…“
Branchenkenner befürchten, dass nun ein Machtkampf zwischen dem langjährig eingespielten Scott-Team und dem Scott Mehrheits-Anteilseigner entbrennt.

Text: Jo Beckendorff

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