Nachdem der Umsatz von Indoor-Fitness-Direktanbieter Peloton Interactive Inc. in Lock-down-Zeiten durch die Decke ging, musste das börsennotierte US-Unternehmen im am 30. Juni endenden vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020/2021 erstmals schlucken. Höhere Kosten – unter anderem bedingt durch den großflächigen Ausbau seines Campus in Plano/Texas, der Übernahme des Fitnessgeräte-Herstellers Precor, dem angekündigten Aufbau einer laut Plan 2023 loslegenden US-Produktion sowie dem kostspieligen Rückruf seiner Laufband-Modelle »Tread« und »Tread+« – machen dem Unternehmen, das vor allem in Lockdown-Zeiten von den ausgebremsten Outdoor-Sportaktivitäten profitierte, zu schaffen.
Der Umsatz des vom 1. April bis 30. Juni 2021 laufenden vierten Geschäftsquartals lag bei 936,9 Millionen USD (794,18 Millionen Euro). Mit Blick auf den vergleichbaren Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von 54,3 Prozent. Dieser Gesamtumsatz teilt sich in Connected Fitness-Produkte (655,3 Millionen USD = 555.5 Millionen Euro, plus 34,9 Prozent) und Connected Fitness Abonnements (281,6 Millionen USD = 238,7 Millionen Euro, plus 132,3 Prozent) auf.
So weit, so gut. Allerdings sprengen dann die im selben Zeitraum angefallenen ausufernden Kosten den Gesamteindruck. Die operativen Ausgaben stiegen im Vergleich zum vierten Quartal des Vorjahres um 179,4 Prozent auf 555,4 Millionen USD (470,8 Millionen Euro). Somit fuhr Peloton im vierten Verkaufsquartals auch einen Nettoverlust von 313,2 Millionen USD (265,5 Millionen Euro) ein. Zum Vergleich: das vierte Quartal des vorherigen Geschäftsjahres 2019/2020 wies einen Netto-Gewinn von 92,8 Millionen USD (78,7 Millionen Euro) aus.
Tatsache ist, dass Pelotons digitales Indoor-Angebot gerade in Zeiten des Lockdowns einen wahren Ansturm erlebte. Als die Fitness-Studios wieder öffnen durften, brach die Nachfrage ein. Außerdem hat sich der Wettbewerb mit anderen Fitnessgeräte-Herstellern, die auch vom Lock-down profitieren wollten, deutlich verschärft. Der hat den US-Anbieter bereits dazu veranlasst, die Preise für sein Connected Fitness Produkte (die Spinning- bzw. Workout-Bikemodelle »Peloton Bike« und »Peloton Bike+«) zu senken. Damit will man diese Produkte laut Unternehmensangaben für noch mehr Menschen zugänglich machen.
Ersten drei Verkaufsquartale top, viertes flop
Dank der vorherigen guten Verkaufsquartale (die vor allem von den Corona-bedingten Lock-downs profitierten) fiel das gesamte und vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 laufende Peloton-Geschäftsjahr 2020/21 im Vergleich besser aus: der Gesamtumsatz konnte sich im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr mehr als verdoppeln. Genau genommen wuchs er um 120,3 Prozent auf alles in allem 4,02 Milliarden USD (3,41 Milliarden Euro). Aber auch hier kletterten die operativen Kosten im Vergleich immer noch um 78,7 Prozent auf 1,64 Milliarden USD (1,39 Millairden Euro). Somit endet das Geschäftsjahr 2020/21 mit einem Nettoverlust von 187,8 Millionen USD (159,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: im vorherigen Geschäftsjahr war es noch ein Netto-Verlust von 80,8 Millionen USD (68,5 Millionen Euro).
Ausblick
Für das derzeit laufende erste Quartal des Geschäftsjahres 2021/22
erwartet Peloton einen Umsatz von um die 800 Millionen USD (678,1 Millionen Euro) – was einem Wachstum von 6 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahres-Zeitraums entsprechen würde. Diese Prognose berücksichtigt die Preissenkung bei Bike und einen bescheidenen Umsatzbeitrag von Laufbändern. Besagte Preissenkung sowie der Anstieg der Rohstoff- und Frachtkosten sei auch Haupttreiber für den Rückgang der Bruttomarge von Connected Fitness im Vergleich zum Vorjahr.
Die Marge im Bereich Connected Fitness würde im ersten Quartal aufgrund der Saisonalität des Geschäfts auch erheblich beeinflusst werden. O-Ton Peloton: »Trotz des Rückgangs der Marge im Bereich Connected Fitness und der Betriebskosten bleibt die Wirtschaftlichkeit unserer Geräte sehr überzeugend, da wir davon ausgehen, dass der Bruttogewinn aus der Hardware weiterhin unsere Vertriebs- und Marketingkosten weitgehend ausgleichen wird.«
Für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 rechnet der Direktanbieter mit einem Umsatz von 5,4 Milliarden USD (4,6 Milliarden Euro) – »was auf eine starke Nachfrage nach dem Bike-Portfolio in allen Regionen, eine gute Akzeptanz von Laufbändern und eine weiterhin sehr geringe Abwanderung« zurückzuführen sei. So ist man sich auch sicher, seine weltweite Führungsposition im (Indoor-)Fitnessbereich weiter auszubauen.
Text: Jo Beckendorff, Fotos und Chart: Peloton