Ein in kurzer Blick zurück: im Februar 2022 kündigte das Unternehmen einen Umstrukturierungsplan an, der »die Verringerung des Personalbestands des Unternehmens, die Schließung mehrerer Montage- und Fertigungswerke einschließlich der Fertigstellung und des anschließenden Verkaufs des Rohbaus für den zuvor geplanten Peloton Output Park des Unternehmens, die Schließung und Konsolidierung mehrerer Vertriebseinrichtungen sowie die Verlagerung zu externen Logistikanbietern an bestimmten Standorten« umfasst. Dieser Restrukturierungsplan soll planmäßig bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024 im Wesentlichen abgeschlossen sein.
Weitere Restrukturierungs-Maßnahmen
Von Juli bis Oktober 2022 verkündete das Unternehmen dann Maßnahmen zur Aktualisierung des Restrukturierungsplans. In dieser Zeit wurde unter anderem beschlossen, sich aus allen eigenen Produktionsbetrieben zurückzuziehen und seine derzeitige Beziehung zum Taiwan-Produzenten Rexon Industrial Corp. auszubauen. Gleichzeitig wurde »die vollständige Übergabe des nordamerikanischen Außendienstes an Drittanbieter einschließlich einer erheblichen Reduzierung der Auslieferungsteams, die Streichung einer beträchtlichen Anzahl von Funktionen im nordamerikanischen Mitgliederbetreuungs-Team und die Aufgabe der Immobilien an den Standorten Plano und Tempe sowie die Reduzierung der Präsenz in den Einzelhandels-Ausstellungsräumen bekannt gegeben. Diesen Maßnahmen fielen weltweit weitere 500 Jobs zum Opfer. Unternehmen bekannt, dass weltweit etwa 500 Stellen im Team gestrichen wurden.
Besagte Restrukturierung beinhaltet allerdings auch Kosten, die auch auf die diesjährige Geschäftsentwicklung fallen. So fielen auch die Verluste des vom 1.1. bis 31.3.2023 laufenden dritten Verkaufsquartals sowie die der ersten drei Verkaufsquartale des Peloton-Geschäftsjahres 2022/23 höher aus als vom Markt erwartet.
Abo-Geschäft weiter rauf, Connected Fitness Products zweistellig runter
Zwar konnte der US-Anbieter den Umsatz seines Abo-Geschäfts, das Endverbrauchern unbegrenzten Zugang zu den Inhalten der Peloton-Bibliothek mit allen Live- und On-Demand-Fitnesskursen sichert, im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum sowohl im dritten Verkaufsquartal um 14,8 Prozent auf 424,7 Millionen US$ (381,8 Millionen Euro) und in den ersten drei Verkaufsquartalen um 23,4 Prozent auf 1,25 Milliarden US$ (1.12 Milliarden Euro) gut zweistellig wachsen.
Dem stehen allerdings im Vergleich Umsatzverluste der vernetzten Fitnessprodukte mit dem dazu gehörigen Zubehör (inkl. Fitnessprodukte der Marke Precor, Liefer- und Installationsdienste, Bekleidung der Marke Peloton, erweiterte Garantievereinbarungen und kommerzielle Serviceverträge) in Höhe von auf 45,5 Prozent im dritten Verkaufsquartal auf nunmehr 324,1 Millionen US$ (291,3 Millionen Euro) sowie in Höhe von 51,9 Prozent für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2022/23 auf nunmehr 909,8 Millionen US$ (817,8 Millionen Euro) gegenüber.
Kosten, Kosten, Kosten
Macht alles zusammen einen dritten Quartalsumsatz von 748,9 Millionen US$ (673,2 Millionen Euro, minus 22,3 Prozent) und einen Gesamtumsatz der ersten drei Verkaufsquartale von 2,16 Milliarden US$ (1,94 Milliarden Euro, minus 25,7 Prozent).
Letztendlich zählt aber das, was unten rauskommt. Und da hatten die Aktionäre wohl wegen des radikal gefahrenen Umstrukturierungskurses, auf dem sich die in die Bredouille geratenen Indoor-Sportplattform befindet, mit einem schnelleren Abbau der Verluste gerechnet.
Dabei konnte der Nettoverlust verringert werden – und zwar im dritten Verkaufsquartal auf 275,9 Millionen US$ (248,0 Millionen Euro) und in den ersten drei Verkaufsquartalen auf 1,02 Milliarden US$ (0,92 Milliarden Euro).
Zum Vergleich: im dritten Verkaufsquartal des vorherigen Geschäftsjahres 2021/22 waren es noch 757,1 Millionen US$ (680.5 Millionen Euro) und in den ersten neun Monaten des vorherigen Geschäftsjahres noch 1,57 Milliarden US$ (1,41 Milliarden Euro).
Nichtsdestotrotz schreckt der immer noch über 1 Milliarde US$ (0,9 Milliarden Euro) liegende Nettoverlust der ersten drei Verkaufsquartale.
Ausblick
Das Peloton-Management schätzt, dass in Verbindung mit dem laufenden Restrukturierungsplan zusätzliche Baraufwendungen in Höhe von etwa 20 Millionen US$ (17,9 Millionen Euro) zusätzlich entstehen. Diese würden sich hauptsächlich auf Abfindungen und anderen Ausstiegskosten im Geschäftsjahr 2023 und darüber hinaus beziehen.
Außerdem rechnet das Unternehmen mit weiteren nicht zahlungswirksamen Aufwendungen in Höhe von circa 35 Millionen US$ (31,46 Millionen Euro). Die setzen sich laut Anbieter in erster Linie aus Wertminderungen von Vermögenswerten und aktienbasierten Vergütungen in Verbindung mit dem Restrukturierungsplan zusammen.
Somit verweisen die börsennotierten US-Amerikaner auch schon einmal darauf, dass sie eventuell nicht in der Lage sein werden, die Kosteneinsparungen und Vorteile zu realisieren, die ursprünglich als Ergebnis des Restrukturierungsplans erwartet wurden. Anders ausgedrückt: die Kosten fallen höher aus als erwartet.
Peloton-Fazit: es könnte sein, »dass wir die erwarteten Vorteile unserer Restrukturierungs-Initiativen und anderer Kostensenkungs-Maßnahmen, die wir in der Zukunft ergreifen, nicht erfolgreich umsetzen oder erreichen«. Weitere Bemühungen könnten zu weiteren Maßnahmen und/oder zusätzlichen Wertminderungen von Vermögenswerten führen »und unsere Geschäftstätigkeit beeinträchtigen«.
Text: Jo Beckendorff