Für den E-Bike-Boom interessieren sich allmählich auch Branchenfremde. Der Autofachhandel streckt die Fühler aus. Im Rahmen einer neuen Markenidentität kündigt Peugeot an, eine komplette Palette mit PKWs, Nutzfahrzeugen, Scootern und Fahrrädern anzubieten.
Der neue Mobilitätsservice unter dem Namen »Mu by Peugeot« wird jetzt in Europa eingeführt. Dieses Angebot ermöglicht es allen, unabhängig davon, ob sie ein Fahrzeug besitzen oder Peugeot-Kunde sind, über eine Prepaidkarte, eine Reihe von Mobilitätsdiensten in Anspruch zu nehmen.
Das Prinzip ist einfach. Der Kunde lädt im Internet sogenannte Mobilitätseinheiten auf seine Prepaidkarte, die er dann auf zweierlei Art verbrauchen kann. Entweder kann er »Produkte und Zubehörteile aus dem Peugeot-Angebot mieten« – zum Beispiel ein Auto übers Wochenende, Fahrrad oder E-Bike für den Familienausflug, einen (E-)Scooter für den Stadtverkehr, ein Nutzfahrzeug für den Umzug oder einfach ein Zubehörteil, wie GPS-Gerät oder Dachbox, für die Urlaubsfahrt. Oder er kann »Dienste eines Partners einkaufen« – wie ein Flug- oder Bahnticket über eine Reiseplattform buchen, ein Hotelzimmer reservieren oder eine komplette Reise individuell organisieren.
Erfolgreiche Mu-Pilotstudie
Nach einer ersten Pilotstufe mit 20.000 Konzernmitarbeitern in vier französischen Städten bieten laut Peugeot-Zentrale seit Dezember 2009 nun 27 Pariser Standorte das Programm an. Darunter sind Vertragshändler für Peugeot-Kraftfahrzeuge und -Motorräder sowie der Flagship-Store Peugeot Avenue auf dem Champs-Élysées. In weiteren europäischen Großstädten wie Berlin, Rom, London, Brüssel und Madrid werde Mu by Peugeot gerade eingeführt.
E-Zweiradpartner Ultra Motor
Somit setzt Peugeot auf ein Mobilitätsketten-Angebot, das schon die Deutsche Bahn mit mehr oder weniger Erfolg aufgezogen hat (DB Rent mit Auto- und Fahrradvermietung Call a Bike). Nicht zuletzt deshalb hat Peugeot seine einstige Partnerschaft mit Cycleurope wieder aufleben lassen (siehe RadMarkt 2/2010). Neben Peugeot-Fahrrädern rollen verstärkt motorisierte Peugeot-Zweiräder in den Markt. Für E-Bikes wurde Ultra Motor als Partner gewonnen.
Werden anderen Autoanbieter dem Beispiel Peugeots folgen? Immerhin klagen alle Autohäuser darüber, dass sie ihre Kunden eigentlich nur einmal im Jahr zur Großinspektion sehen. Das ist zur Markenbindung eindeutig zu wenig.
Das E-Bike könnte im Verkauf im Autohaus eine Rolle spielen. »Wenn der Fahrrad-Fachhandel nicht aufpasst und den profunden E-Service nicht bieten kann, den ein aktuelles Hightech-Pedelec braucht, kann der Autofachhandel ganz schnell eine Alternative sein. Er hat bereits detailliertes E-Know-how«, warnt ein Branchenkenner.
Welche Rolle der bereits mit den Hufen scharrende Elektro-Experte Bosch dabei spielen könnte, lesen Sie im gesonderten Artikel. Übrigens ist Bosch nicht der erste Automobilzulieferer, der auf E-Bikes setzt. Mitbewerber Magna Marque besitzt den kanadischen Bionx-Hersteller Energy Propulsion Systems (EPS). Und zum 111. Jubiläum hat Opel gerade mit Kooperationspartner KTM in Österreich ein auf 111 Stück limitiertes E-Mountainbike mit Bionx-Antrieb vorgestellt.
– Jo Beckendorff –