Piaggio: E-Bike-Premiere auf der EICMA und mehr

Anfang November stand Europas größter motorisierter Zweirad-Produzent Piaggio-Group (Marken Aprilia, Derbi, Gilera, Moto Guzzi, Piaggio, Scarabeo, Vespa) in Italien gleich mit drei Themen in den Schlagzeilen. Zum einen wegen der turnusmäßigen Veröffentlichung des Geschäftsberichts der ersten drei Verkaufsquartale 2014. Die vorgelegten Zahlen bargen allerdings keine allzu großen Überraschungen. Für eine echte Überraschung sorgte hingegen eine Meldung in der Tageszeitung Corriere della Sera über eine angebliche Verlegung der Unternehmenszentrale. Und dann war da noch die offizielle Premiere von Piaggio E-Fahrrädern auf der gestern endenden Mailänder Motorrad-Messe EICMA 2014 (6.-9. November)…

Gehen wir zuallererst auf die Meldung in Corriere della Sera ein. Die sorgte nämlich anfangs in Italien für den größten Gesprächstoff. Am 7. November verkündete Piaggio Group dann aber in einer kurzen Pressemitteilung dass diese Meldung vollkommen aus der Luft gegriffen sei. Man werde dagegen sogar rechtliche Schritte einleiten.
Laut Geschäftsbericht Januar bis September 2014 hat die börsennotierte Piaggio Group 417.200 Fahrzeuge verkauft. Im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Vorjahres ist das ein Minus von um die 3 Prozent. Der Gesamtumsatz lag bei 930,8 Millionen Euro (minus 2,5 Prozent). 70,7 Prozent des Umsatzes wurden mit motorisierten Zweirädern eingefahren. Sie mussten ein Umsatzminus von 3,9 Prozent hinnehmen. Diese Minus konnte nur unwesentlich von dem zweiten Geschäftsbereich, den Piaggio-Group bedient – nämlich vierrädrige Nutzfahrzeuge – aufgefangen werden. Hier wuchs der Umsatz um leichte 0,9 Prozent. Ob der Einstieg in das E-Fahrradgeschäft neue Verkaufsimpulse setzen kann?
Fakt ist: Nach wie vor ist Piaggio Group Europas Marktführer im Bereich motorisierter Zweiräder. Zwar ist der Marktanteil 01-09/2014 im Vergleich zu den ersten neuen Monaten des Vorjahres um leichte 1,5 Prozent auf nunmehr 16 Prozent abgerutscht. Im Bereich Scooter ist man sogar laut eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 25,1 Prozent in Europa dabei (Nordamerika: 20,9 Prozent). Fakt ist auch: In den Einsteig in den E-Fahrrad-Markt steckt Piaggio große Erwartungen.
Mit dem jetzt vorgestellten „Electric BikeProject“ will Piaggio Group weiter und tiefer in den Bereich neuer Mobilitätsformen vordringen. Das „elegante Sportdesign“ sei das Ergebnis des Piaggio Style Centre. Der sportliche Diamantrahmen ist aus Aluminium. Das komplette Antriebssystem – angefangen vom 250W/350W Mittelmotor über Motorsteuerung bis zum kabellosen Display mit Übertragungsstandard NFC („Near Field Communication“ = Nahfeld-Kommunikation) – ist laut Piaggio in-house entwickelt. Zudem kommt eine 400 Wh-Ion-Batterie zum Einsatz. Eine Ladung soll – abhängig vom eingesetzten Modus – „für 60 bis 120 Kilometer“ reichen. Beim Antrieb setzt Piaggio auf eine nicht namentlich genannte stufenlose Schaltung mit Riemenantrieb. Was die Schaltung betrifft kann das aber wohl nur Fallbrook Technologies’ „NuVinci“ sein (siehe auch Komplettrad-Bild unten).
Um nichts anbrennen zu lassen haben die Italiener sogar unter dem Mantra „Piaggio Multimedia Platform“ (PMP) eine produktspezifische (Smartphone-)App entwickelt, die den Radler mit allen möglichen Daten (Navigation, Trainingsfunktionen etc.) versorgt. Somit greift auch Piaggio den allgemeinen E-Bike-Trend der Integration und „Connectivity“ auf.
Über VK-Preise sowie über welchen Vertriebskanal die Piaggio E-Pedelecs einmal surren sollen werden bisher keine Angaben gemacht.
Mehr Info zum auf der EICMA Premiere feiernden Electric Bike Project von Piaggio selbst auf der Webseite www.piaggio.com.

Text: Jo Beckendorff, Fotos: Piaggio Group
 

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