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Pierer Mobility 2023: neue Umsatz- und Absatz-Rekorde – aber…
Wie berichtet hatte die österreichische Zweirad-Größe Pierer Mobility AG bereits erste vorläufiges Geschäftszahlen 2023 vorgelegt. Mehr Details wurden gestern (29. Januar) bekannt gegeben.
Pierer Mobility AG setzte im Geschäftsjahr 2023 381.555 Motorräder und 157.358 Fahrräder inklusive E-Bikes ab. Beide Zahlen sind für die Österreicher auch ein Absatz-Mengenrekord.Foto: Pierer Mobility

Demnach fuhr das börsennotierte Unternehmen im letzten Jahr »trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Umwälzungen in der Fahrradbranche« sowohl einen Rekord-Umsatz in Höhe von 2,661 Millionen Euro (plus 9 Prozent) als auch einen Rekord-Absatz (381.555 Motorräder = plus 2 Prozent sowie 157.358 Fahrräder inklusive E-Bikes = plus 33 Prozent) ein. Zu der gestern erstmals präsentierten Aufteilung dieser Mengenverkäufe später mehr.
Zuerst aber einmal zu den weiteren (weniger Rekorde einfahrenden) Geschäftszahlen: das vorläufige operative Ergebnis (EBIT) sank um rund 32 Prozent auf 160 Millionen Euro. Laut den Österreichern entspricht das einer EBIT-Marge von 6 Prozent.
Während die EBIT-Marge im Motorradbereich bei rund 9 Prozent liegt, hat die Reorganisation des Fahrradsegments (der RadMarkt berichtete) das Ergebnis deutlich belastet. Hier wird leider keine Prozentangabe genannt.
Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) liegt mit 324 Millionen Euro rund 15 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 12,2 Prozent.
Motorrad-Verkaufsaufteilung nach Marken und Verkaufsregionen
Die oben genannte Motorrad-Verkaufsmenge 2023 teilt sich in 280.206 verkaufte KTM-, 67.462 Husqvarna-, 29.532 Gasgas-, 1.852 MV Agusta- und 2.503 CFMoto-Motorräder auf.
Geographisch entfallen laut Pierer Mobility insgesamt rund 140.000 Einheiten (plus 15 Prozent) auf Europa und rund 240.000 – also nahezu ein Drittel – auf Märkte außerhalb Europas.
Wobei die Österreicher trotz eines leichten Verkauf-Rückgangs in Nordamerika zum zweiten Mal in Folge dort mehr als 100.000 Motorräder absetzen konnten.
Zweistellige Verkaufseinbrüche gab es dafür im letzten Jahr in Südamerika (minus 26 Prozent) und Asien (minus 27 Prozent).
Dafür konnte der Absatz in Australien mit rund 19.700 verkauften Motorrädern (plus 1 Prozent) leicht zulegen.
Fahrrad-Markt: Lagerbereinigung verzerrt Umsatzanstieg
Mit Blick auf den Fahrradmarkt verweist Pierer Mobility »auf einen starken Verfall der Marktpreise aufgrund weltweiter Überbestände«. Zwar konnte der Fahrrad-Umsatz 2023 gegenüber dem Vorjahr um oben genannte 33 Prozent zulegen. O-Ton aus der Pierer Mobility-Zentrale in Wels: »Das Umsatzwachstum von mehr als 30 Prozent in diesem Segment mit den Marken Husqvarna, R Raymon, Gasgas und Felt war geprägt von Bestandsbereinigungen und dem Verkauf der Marke R Raymon«.
Von den oben genannten Fahrrad-Absatz von 157.358 Fahrräder entfielen 100.640 Einheiten auf E-Bikes (plus 35,1 Prozent). Dabei ist die DACH-Region mit einem Absatz-Anteil von rund 60 Prozent für die Österreicher nach wie vor der größte Markt. Der Umsatzanteil der Fahrradsparte in Nordamerika liegt bei gerade einmal 10 Prozent.
RadMarkt-Hinweis: nach dem Verkauf der Marke R Raymon an die deutsche »Fahrrad-Familie« Puello und dem bereits angekündigten Verkauf der US-Fahrrad-Marke Felt in der ersten Jahreshälfte 2024 wird Pierer Mobility künftig nur noch E-Bikes und keine Fahrräder mehr anbieten. Anders ausgedrückt: die Österreicher konzentrieren sich auf motorisierte Zweiräder. Sie selbst sprechen in diesem Zusammenhang von »Powered Two-Wheelers« (PTW) mit den Kernmarken KTM, Husqvarna, Gasgas und MV Agusta.
Ausblick
Um die Profitabilität des Konzerns zu sichern, setzt das Management im laufenden Konsolidierungsjahr Kostensenkungs-Maßnahmen im zweistelligen Millionenbereich um. Ein Schwerpunkt wird dabei »die Straffung der Produktentwicklungs-Zyklen und eine klare Ausrichtung der Produktprogramme« sein.
Wie bereits berichtet werden im Motorrad-Bereich Teile der Produktion einzelner Mittelklasse-Modelle sowie bestimmte F&E-Aktivitäten an die strategischen Pierer-Partner Bajaj Auto in Indien sowie CFMoto in China verlagert.
Von der Produktionsverlagerung betroffen sind Straßen-Motorräder in sehr preis- und wettbewerbs-intensiven Märkten. Die bisher von Bajaj produzierte Modellpalette (zwischen 125 und 390 Kubikzentimetern) wird erweitert. Straßen-Motorräder zwischen 790 und 950 Kubikzentimetern werden vom chinesischen Partner CFMoto montiert. O-Ton aus Wels: »Damit sollen u.a. Kostenvorteile in diesen Regionen genutzt und Entwicklungs- und Industrialisierungsprozesse beschleunigt werden.«
Damit einher geht einen Stellenabbau in der Pierer Mobility-Heimat Österreich von bis zu 300 Mitarbeitern »in Mattighofen und Munderfing, insbesondere durch den Wegfall von Leiharbeitern und durch natürliche Fluktuation ausscheidenden Mitarbeitern«.
Vor dem Hintergrund der weltweit schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung erwartet der Vorstand für das Geschäftsjahr 2024 einen nahezu unveränderten Umsatz und eine EBIT-Marge zwischen 5 und 7 Prozent.

Text: Jo Beckendorff

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