Der am 30. August vorgelegte Halbjahresbericht unterstreicht, warum die Pierer Mobility AG einen Tag zuvor via Adhoc-Mitteilung ihre Ganzjahres-Prognose 2022 noch einmal angehoben hat: Trotz verschärfter Lieferproblematik konnte die österreichische Zweirad-Größe in den erstens sechs Monaten des Jahres eine positive Umsatzentwicklung einfahren. Was den Absatz betrifft, konnte der allerdings nicht ganz erfüllt werden.
Pierer Mobility-Gruppe konnte seinen Halbjahres-Umsatz 2022 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 7,1 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro hochschalten. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) lag allerdings mit 92,8 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 102,6 Millionen Euro.
Motorrad- und E-Bike-Verkaufsmenge runter, Fahrrad-Menge rauf
Im oben genannten Halbjahres-Umsatz enthalten: ein Motorrad-Umsatz in Höhe von 1,07 Milliarden Euro und ein Fahrrad-Umsatz in Höhe von 78,4 Millionen Euro.
Was die Verkaufsmenge betrifft, konnte Pierer Mobility in den ersten sechs Monaten 163.334 Motorräder (minus 7,2 Prozent) unter den Markennamen KTM, Husqvarna und GasGas (inklusive der vom Pierer Mobility-Partner Bajaj angebotenen Modelle) verkaufen. Der Fahrrad-Mengenabsatz (Marken Husqvarna E-Bicycles, GasGas Bicycles, Felt Bicycles und R Raymon) kam auf 51.417 Einheiten (minus 3,7 Prozent). Davon entfallen 34.829 Einheiten auf E-Bikes (minus 12,1 Prozent) und erstaunliche 16.588 Einheiten auf konventionelle Fahrräder (plus 20,4 Prozent). Siehe dazu 1. Bild unten.
O-Ton aus der Pierer Monbility-Zentrale: »Absatzseitig konnte damit im ersten Halbjahr in beiden Segmenten die Nachfrage nicht voll erfüllt werden. Aufgrund der Rückstände von Teilen, speziell im Elektronikbereich, konnten Motorräder und auch E-Bicycles nicht vollständig assembliert werden. Diese Fahrzeuge gingen daher verzögert erst zu Beginn des zweiten Halbjahres in den Handel. Trotz dieser verschärften nachhaltigen Lieferkettenproblematik wurden weltweit insgesamt 198.163 Powered Two-Wheelers (PTWs – Motorräder und E-Bicycles) verkauft.« Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres ist das ein Minus von 8,1 Prozent.
E-Bike- und Fahrrad-Mengen und -Wertabsatz nach Regionen
Nach wie vor liegen die wichtigsten Absatzmärkte für die Fahrrad-Division aktuell in Europa – und dort vor allem in »Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz«. Im Berichtszeitraum erfolgte der (Mengen-)Absatz größtenteils in der DACH-Region (68 Prozent) – gefolgt vom restlichen Europa (15 Prozent), Nordamerika (13 Prozent) und dem Rest der Welt (4 Prozent).
Was den Wert der E-Bike- und Fahrrad-Verkäufe aufgeteilt nach Regionen betrifft, entfielen mehrheitliche 72 Prozent auf die DACH-Region, 18 Prozent auf den Rest Europas, 9 Prozent auf Nordamerika und 1 Prozent auf den Rest der Welt.
Neue Pierer E-Bikes-Tochter in Taiwan
Um der aktuellen Lieferkettenproblematik im Fahrradbereich entgegenzuwirken, hat die Pierer E-Bikes GmbH im Juni 2022 mit der die Pierer E-Bikes Asia Ltd. eine Tochtergesellschaft in Taiwan gegründet. »Sie wird die Pierer E-Bikes Gruppe in ihrem Supply Chain Management maßgeblich unterstützen und somit das Beschaffungsrisiko durch den direkten Zugang zum asiatischen Markt reduzieren«, heißt es dazu im vorliegenden Geschäftsbericht. Zudem soll die Taiwan-Tochter dazu beitragen, »die gesetzten langfristigen Unternehmens- und Umsatzziele zu erreichen«.
Pierer E-Bikes jetzt Teilkonzern der KTM AG
Letztendlich noch der Hinweis, dass die Pierer Mobility AG seit Juni 2022 mit einer überarbeiteten Konzernstruktur (2. Bild unten) antritt. In diesem Zusammenhang wurde die Pierer E-Bikes GmbH in die KTM AG mit Firmenbucheintrag im Juli 2022 eingebracht.
Anders ausgedrückt: der den Motorradbereich abdeckende Teilkonzern KTM und der den Fahrrad- und E-Bike-Sektor abdeckende Teilkonzern Pierer E-Bikes rollen nun beide unter der KTM AG. Die gehört wiederum zu 100 Prozent zur Pierer Mobility AG (siehe auch nebenstehende Konzernstruktur-Graphik).
Ausblick
Was die Guidance für das Jahr 2022 betrifft, hatten wir bereits gestern (30. August) von deren Erhöhung via Adhoc-Mitteilung berichtet. Ab sofort gehen die Österreich für das Gesamtjahr 2022 »von einem Umsatzwachstum zwischen 10 und 15 Prozent, einer EBIT-Marge von 8 bis 10 Prozent und einer EBITDA-Marge zwischen 15 und 17 Prozent aus.
Bei seiner nach oben revidierten Umsatzprognose 2022 setzt Pierer Mobility auf eine weiter starke Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr 2022 – und begründet das zum einem mit der zu erwartenden leichten Entspannung der Supply-Chain-Situation, zum anderen aber auch mit der Tatsache, dass das Unternehmen weder direkt noch wesentlich von den militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine betroffen ist: »Pierer Mobility hat keine Investitionen,, sonstige Vermögenswerte oder sonstige Geschäftsbeziehungen in der Ukraine, Russland oder Weißrussland und unterhält auch keine wesentlichen Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten oder Händlern in diesen Ländern.«
Text: Jo Beckendorff, Cover und Graphiken: Pierer Mobility AG