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Pierer Mobility will mit Maßnahme-Katalog wieder in die Spur
Heute (26. August) hat Zweirad-Anbieter Pierer Mobility AG (PMAG) seine Zahlen für das erste Halbjahr 2024 vorgelegt. Laut den börsennotierten Österreichern haben wirtschaftlich volatile und schwierige Rahmenbedingungen zu einem negativen Ergebnis geführt. Tatsache ist aber auch, dass sich das Unternehmen am Thema Fahrrad bzw. E-Bike verhoben hat. Folge: der Gürtel wird deutlich enger geschnallt.
Stellt sein PIAG-Geschäft auf die fünf Segment-Säulen »Motorcycles«, »E-Mobility«, »Design, R&D«, »Digital Transformation, IT« und »Motorsport« - wobei letztere hier zusammengezogen wurden und durchaus irritierend »Motorsport« erst gar nicht auftaucht.Foto: PIAG

Um das Thema Fahrrad/E-Bike wieder in den Griff zu kriegen, wurden wie schon vom RadMarkt berichtet mehrere Weichen umgestellt. So betrugen alleine die Sondereffekte im Zusammenhang mit der Restrukturierung dieses Geschäfts, dessen Fokus nun auf zwei E-Bike Marke (Husqvarna E-Bicycles und GasGas E-Bicycles) liegen soll, im ersten Halbjahr rund 75 Millionen Euro.
Was in diesem Zusammenhang irritiert: der kommunizierten Konzentration auf das Thema E-Bike zum Trotz gibt PMAG im ersten Halbjahres-Geschäftsbericht unter anderem bekannt, ihren Anteil am erst letztens abgestoßenen Fahrradhersteller Felt Bicycles zu einem nicht näher genannten Betrag erhöht zu haben – und somit seit 1. Juli 2024 deren Mehrheitseigentümer zu sein.
Kurzer Blick zurück: nachdem PMAG Ende 2021 Felt Bicycles von Rossignol Group übernommen hatte, wurde Ende letzten Jahres (und im Zuge erster Restrukturierungs-Maßnahmen) bekannt gegeben, sich sowohl von dieser sportiven US-amerikanischen Fahrrad-Marke als auch von der deutschen Fahrrad- und E-Bike-Marke R Raymon zu trennen. Künftig wolle man sich in Sachen Zweirad auf das Kerngeschäft Powered-Two-Wheelers (kurz PTW – Motorräder und E-Bicycles) konzentrieren.
Während R Raymon an »das deutsche Fahrrad-Ehepaar« Susanne und Felix Puello verkauft wurde (die diese Marke gegründet hatten und diese jetzt mit ihrer R Raymon Bicycle GmbH selber lenken), wurde Felt Bicycles an ein nicht näher genanntes Konsortium rund um den einstigen PMAG-Vorstand Florian Burguet verkauft. Der war eigens für den in der ersten Jahreshälfte 2024 abgeschlossenen Verkauf aus dem Vorstand ausgeschieden.
Das erste Halbjahr
Wie auch immer – die börsennotierte PMAG hat mit ihrer diesjährig neu aufgestellten Mobility-Segmentstrukturierung (»Motorcycles«, »E-Mobility«, »Design, R&D«, »Digital Transformation, IT« und »Motorsport«) einen Halbjahres-Gesamtumsatz von 1,01 Milliarden Euro eingefahren. Verglichen mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres ist das ein sattes zweistelliges Minus von 27,5 Prozent.
Vom Gesamtumsatz entfielen rund 93 Prozent auf das Segment »Motorcycles« und gerade einmal 7 Prozent auf das unter dem Segment »E-Mobility« angesiedelte Thema E-Bikes.
Anmerkung des RadMarkts: seit diesem Frühjahr lenkt das PMAG-Segment »E-Mobility« neben den E-Bike-Premiummarken Husqvarna E-Bicycles und GasGas E-Bicycles wie berichtet auch den Vertrieb der E-Motorroller- und E-Motorrad-Marke Zeeho ihres Produktions- und Vertriebspartners CF Moto in der DACH-Region sowie Spanien und dem Vereinigen Königreich.
Mit diesem Umsatzrückgang im Rücken liegt auch das operative Ergebnis (EBIT) des ersten Halbjahres mit Minus 195 Millionen Euro weit unter dem des Vorjahresjahres in Höhe von 97 Millionen Euro. In diesem Zusammenhang verweisen die Österreicher in erster Linie auf das negative Ergebnis im Sektor Bicycles in Höhe von Minus 117 Millionen Euro (inkl. der bereits oben genannten Sonderabschreibungen bzw. -effekte in Höhe von rund minus 75 Millionen Euro). Das EBITDA lag mit 102 Millionen Euro ebenfalls im Minus. Zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2023 wies das EBITDA noch ein Plus von 179 Millionen Euro aus. Das führte dann alles zu einem letztendlichen Verlust von 172 Millionen Euro (01-06/2023: 53 Millionen Euro Gewinn).
Neben dem negativen Ergebnis ist die auf 1,47 Milliarden Euro gestiegene PMAG-Nettoverschuldung auch auf die gestiegene Kapitalbindung zurückzuführen. »Ein wesentlicher Grund dafür ist die notwendige Unterstützung des weltweiten Händlernetzes. Durch die Maßnahmen-Pakete wird sich das Working Capital und damit die Nettoverschuldung bis Ende 2025 wieder auf ein deutlich reduzierteres Niveau bewegen. Die dafür notwendigen Finanzierungserfordernisse sind sichergestellt«, heißt es dazu im vorliegenden Halbjahres-Geschäftsbericht.
E-Bikes
Dass unter »E-Mobility« laufende PMAG-Fahrradsegment lag mit seinem Halbjahres-Gesamtumsatz in Höhe von 69 Millionen Euro 36 Prozent unter dem der vergleichbaren Vorjahres-Zeitraums. Hier verweisen die Österreicher auf den Verkauf der Marke R Raymon, die im ersten Halbjahr des vorangegangenen Geschäftsjahres einen guten E-Bike-Absatzanteil von 51 Prozent und einen guten Fahrrad-Absatz von 61 Prozent auswies.
Kräftige Absatzsteigerungen der Marken Husqvarna E-Bicycles, GasGas E-Bicycles und Felt Bicycles hätten aber in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres dazu geführt, dass der E-Bike-Absatz lediglich um 26 Prozent auf 28.771 Einheiten und der von Fahrrädern um 19 Prozent auf 25.049 Einheiten sank.
Was hier wiederum erstaunt: zwar tauchen die Absatzzahlen von Felt Bicycles in den Fahrrad-Zahlen des ersten PMAG-Halbjahres auf. Die Marke selbst wird aber in der aktuellsten Konzernstruktur der Pierer Industrie AG (siehe unten) nicht unter PMAG und deren Sektor »E-Mobility«, die sich doch (siehe oben) ganz auf »e« fokussieren wollte, geführt. Hie scheint man noch ein etwas hin und her zu schwanken…
Ausblick
Für das derzeit laufende zweite Halbjahr geht der PIAG-Vorstand »in einem anhaltend anspruchsvollen Umfeld« von deutlichen Verbesserungen aus. Für das Gesamtjahr 2024 prognostizieren die Österreicher einen (im Vergleich zum Vorjahr) Umsatzrückgang zwischen 10 und 15 Prozent. Darin enthalten: ein deutlich negatives EBIT des unter »E-Mobility« kurbelnden Fahrrad-Sektors in Höhe von Minus 110 bis Minus 130 Millionen Euro – »was im Wesentlichen auf einen außerordentlichen Abwertungs- und Restrukturierungsbedarf zurückzuführen ist«.
Weitere Maßnahmen zur Ergebnis-Verbesserung: Personalabbau & Co.
TEXT:
Zur Ergebnis-Verbesserung im zweiten Halbjahr wurden bereits folgende drastische Maßnahmen ergriffen:

  1. im derzeit laufenden dritten Jahresquartal werden zusätzliche 200 Mitarbeiter im Overhead-Bereich abgebaut. Dieser Schritt soll in Verbindung mit den bereits im ersten Halbjahr getätigten »Kostenreduktionen und Personalanpassungen« die PIAG-Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt nachhaltig sichern und stärken.
  2. Um die Produktpipeline und Händlerläger zu entlasten, wurde die 2024er-Produktionsmenge um rund 25 Prozent reduziert. Das wird zu einer deutlichen Reduktion der Kapitalbindung und damit auch der Nettoverschuldung führen.
  3. Bei der Effizienzsteigerung in der Produktentwicklung stehen die Ausrichtung und Priorisierung der Aktivitäten im Rahmen der Premiummarken-Strategie des Konzerns sowie die Straffung und Beschleunigung der Entwicklungsprozesse im Fokus.
  4. der defizitäre Fahrradbereich wird konsequent restrukturiert. Die bereits im Geschäftsjahr 2023 eingeleitete Neuausrichtung mit Fokus auf das Premium-Segment wird umgesetzt und 2024 abgeschlossen.

Text: Jo Beckendorff

Die vereinfachte aktuelle Konzernstruktur (datiert Juni 2024) weist nirgends die zum 1. Juli wieder mehrheitlich zu PIAG gehörende sportive Fahrrad-Marke Felt Bicycles aus. Deren Umsätze sind aber schon in den hier genannten PIAG E-Bike- bzw. Fahrrad-Zahlen des ersten Halbjahres enthalten.Foto: PIAG

 

 

 

 

 

 

 

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