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Pierer Mobility: Zweirad-Flaute drückt 2024-Geschäftsprognose
Da sich die Dynamik in den Motorrad-Kernmärkten der Pierer Mobility AG in den USA und Europa im laufenden Geschäftsjahr 2024 deutlich verlangsamt hat, gab die österreichischen Zweirad-Größe letzten Freitag (14. Juni) via Ad-Hoc-Meldung die Umsetzung eines umfangreichen Maßnahmepakets bekannt. Dieses sieht auch eine Neuausrichtung des Fahrradbereichs vor. Verglichen mit 2023 gehen die Österreicher jetzt mit ihrer nach unten justierten 2024er-Guidance von einem zweistelligen Motorrad- und Fahrrad-Umsatzrückgang aus.

Neben der Neuausrichtung des Fahrradbereichs beinhaltet besagtes Maßnahmepaket sowohl eine verschärftes Kostenmanagement als auch eine Reduktion der Produktionsmengen in Österreich. Dem steht ein Ausbau der Supply-Chain in Indien und China gegenüber.
Laut Pierer Mobility – mit den Marken KTM, Husqvarna, GasGas und WP im Motorrad-Sektor sowie den Marken Husqvarna E-Bicycles und GasGas E-Bicycles im E-Bike Sektor im Markt – liegt der diesjährige Motorrad-Absatz »aufgrund des anhaltend hohen Zinsniveaus in den USA und des volatilen Marktumfelds in Europa« nicht dort, wo er sein sollte. In Summe würden die Verkaufszahlen nach drei überdurchschnittlich erfolgreichen Jahren diesmal unter den Erwartungen liegen. Somit habe man jetzt auch eine Anpassung der Guidance für das Geschäftsjahr 2024 vorgenommen.
Knackpunkt Working Capital
Für die Händler bedeute der verringerte Abbau der Bestände eine weiterhin beträchtliche Kapitalbindung. Daher gewährt Pierer Mobility AG ihren Händler bereits verlängerte Zahlungsziele und höhere Rabatte: »Diese Maßnahmen haben bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr zu einem starken Anstieg des Working Capital geführt. Für 2024 erwartet das Management ein anhaltend hohes Working Capital und damit verbundene Kapitalbindung. Dadurch ist im laufenden Geschäftsjahr mit einer erheblichen Belastung des EBIT und des Finanzergebnisses zu rechnen«, heißt es aus der österreichischen Unternehmenszentrale.
Verschärftes Kostenmanagement und weniger Made in Austria
Da die Produktionskosten von Motorrädern in Europa laut Pierer Mobility aufgrund hoher Lohnabschlüsse und zunehmender Kosten in Zusammenhang mit Regularien und Bürokratie gestiegen sind und die Wettbewerbsfähigkeit belasten, wird die Produktionsmenge am heimischen Produktionsstandort Mattighofen deutlich reduziert. Gleichzeitig verschärft das Unternehmen das Kostenmanagement im gesamten Konzern.
In diesem Zusammenhang verweisen die Österreicher auf die Tatsache, dass sich die Mitarbeiterzahl der Motorradtochter KTM AG mit dem Wachstum der Absatzzahlen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat: »Angesichts der geänderten Standort- und Marktsituation musste der Personalstand nunmehr angepasst werden. Dieser Personalabbau nach Jahren steigender Beschäftigung ist schmerzlich, aber notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts zu erhalten und zu sichern.«
Ausbau der Supply Chain in Indien und China
Mit diesem Schritt verbunden ist in diesem Jahr die Effizienzsteigerung in der Produktentwicklung. Hier stehen jetzt die Ausrichtung und Priorisierung der Aktivitäten gemäß der Premiummarkenstrategie des Konzerns und die Straffung der Entwicklungsprozesse im Fokus: »Daran anknüpfend wird die gemeinsame Forschung und Entwicklung bei dem strategischen Partner Bajaj Auto in Indien und dem Joint-Venture-Partner CFMoto in China ausgebaut. Aufgrund der zunehmend fragilen Zulieferindustrie in Europa nutzt die Pierer Mobility-Gruppe die vorteilhaften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in diesen Regionen zur Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Dort wird eine leistungsfähige und qualitativ hochwertige Zulieferindustrie aufgebaut.«
Neuausrichtung des Fahrradbereichs
Nachdem die Fahrrad-Nachfrage in den Corona-Jahren zu einer Überhitzung des Marktes sowie Verwerfungen in der gesamten Lieferkette führte, erreichten nun sowohl die eigenen Lagerbestände als auch die der Lieferanten und Händler neue Rekord-Höchststände. Die Rückführung dieser Bestände auf ein Normalniveau würde derzeit bei gleichzeitig massivem Druck auf die Verkaufspreise weiter anhalten. Somit habe »der außerordentliche Abwertungs- und Restrukturierungsbedarf in 2024 zu einem signifikant negativen Ergebnis im Bicycle-Segment« geführt. Als Folge will Pierer Mobility AG die im letzten Geschäftsjahr eingeleitete Neuausrichtung des Fahrradbereichs mit der Fokussierung auf das Premium-Segment konsequent umsetzen und 2024 abschließen.
Hier auch noch einmal der Hinweis, dass die KTM Fahrrad GmbH mit ihrer Fahrrad- und E-Bike-Marke KTM ein eigenständiges unabhängiges Familienunternehmen. Der österreichische Marktführer hat nichts mit der Pierer Mobility AG (und somit auch nichts mit deren aktuellen Preisaktionen) zu tun.
Guidance-Anpassung 2024
Aufgrund der oben genannten Marktentwicklung erwartet der Vorstand der Pierer Mobility AG für das laufenden Geschäftsjahr sowohl im Sektor Motorrad als auch im Sektor Fahrrad einen Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent.
Was den Sektor Fahrrad betrifft, geht der Vorstand auch von einem deutlich negativen 2024er-EBIT »in Höhe von Minus 110 bis Minus 130 Millionen Euro« aus – »was im Wesentlichen auf den oben angeführten außerordentlichen Abwertungs- und Restrukturierungsbedarf zurückzuführen ist. Damit ist die Restrukturierung des Fahrradbereichs abgeschlossen.«

Text: Jo Beckendorff

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