Zur Podiumsdiskussion zum Thema Fahrrad am 14. November 2017 rollten die Teilnehmer auf sieben Trikes ein. Unter dem Titel »Vom Laufrad zur digitalen Mobilität« wurde dann locker aus dem Liegeradsitz debattiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Fahrrad-Jubiläumsveranstaltung des Hessischen Verkehrsministeriums statt. Damit feierte das Land Karl von Drais‘ Erfindung der Laufmaschine vor 200 Jahren, die Eröffnung der Hessischen Radfernwege vor 25 Jahre sowie den vor zehn Jahren freigeschalteten Radroutenplaner Hessen.
Diese Projekte würdigten die Teilnehmer der Diskussionsrunde als hessische Errungenschaften, formulierten aber in ihren Statements einen dicken Aufgabenkatalog an die Politik. Moderator Michael Adler, Chefredakteur des VCD-Magazins Fairkehr, gab mit dem Stichwort Elektrorad als wichtigste Entwicklung der letzten Jahr die Richtung vor. Stefan Janke, Vorstand ADFC Hessen, begrüßte die vielfältigen neuen Möglichkeiten, die sich durch diese E-Mobilität schon jetzt ergeben. Er prangerte aber die fehlende Sicherheit im Verkehr für schwächere Teilnehmer wie Radler und Fußgänger an, da halte die Politik nicht Schritt mit der Entwicklung.
Die Verkehrswissenschaftlerin Professor Petra Schäfer von der Frankfurt University of Applied Sciences erläuterte, dass ihr Team in beratender Funktion für die Politik zuletzt dem Ansinnen der Auto-Lobby nach mehr Platz entgegen getreten sei. Unter dem Beifall der mehr als hundert Besucher sagte sie mit Blick auf immer dickere SUV’s: »Wir sagen: keine breiteren Straßen, keine größeren Parkplätze.« Volkhard Malik vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar warnte die Politik vor zu langsamem Handeln. Jetzt sei das Geld da, wenn die notwendige Infrastruktur für mehr Radverkehr nicht schnell geschaffen werde, schließe sich das Zeitfenster. Paul Hollants, Geschäftsführer des Liegeradherstellers HP Velotechnik, der das Podium gewissermaßen bestuhlt hatte, wies als Vertreter der Fahrradindustrie auf die Potenziale der E-Bikes hin. »Tempo 30 sowohl für Rad als auch Auto in der Stadt sind machbar.« Zudem sollten sich Politik und Verwaltung nicht vor den Möglichkeiten verschließen, die sich durch S-Pedelecs als Pendler-Fahrzeuge ergäben. Passend dazu führt Claudia Jäger, als Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Offenbach eine der Adressaten, aus, man habe in den letzten Jahren »große Anstrengungen unternommen, um entsprechende Wege für Radpendler in der auf Frankfurt zentrierten Region zu schaffen«. Was Hollants mit dem Hinweis konterte, dass man dann künftig noch viel stärker das Augenmerk auf Park- und Abstellmöglichkeiten für Velos legen müsse. Wolfgang Herda (ADAC Hessen-Thüringen) schließlich betonte, sein Verein verfolge mittlerweile einen »integrativen Ansatz«. Seine Aussage, man sehe Radler heute als »gleichberechtigt« an, quittierte das Publikum mit Beifall.
Bei der Geburtstagsfeier für die Hessischen Radfernwege und den Radroutenplaner zuvor hatte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsministers Tarek Al-Wazir gesagt: »Angebote wie diese beiden hessischen Projekte schaffen attraktive Rahmenbedingungen fürs Fahrradfahren und fördern damit die Radnutzung. Wir wollen weiter in diese Richtung gehen und das Fahrrad zu einem wichtigen Element der Verkehrswende machen.«
1992 sei auf Initiative des Landes damit begonnen worden, den Fahrradtourismus in Hessen zu entwickeln. Seither koordiniere das Hessische Verkehrsministerium das landesweite Netz von Radfernwegen, das inzwischen auf 3.300 Kilometer gewachsen sei. Der Radroutenplaner Hessen sei seit Mai 2007 online. Gemeinsam mit dem Radroutenplaner NRW sei er der erste seiner Art gewesen. 2009 wurde er um ein Mängelmeldesystem ergänzt, das mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet worden sei.
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