Mitte September sorgte die erst vor vier Jahren gegründete finnische Bikeschmiede Pole Bicycle Company mit der Ankündigung für Furore, ihren letztjährig verkündeten Einstieg in den Karbonsektor ad acta zu legen. Hintergrund: Die Art und Weise, wie Karbonrahmen produziert würden. Das wurde den Finnen bei ihrem Jungfernblick in chinesische Karbon-Fabriken klar – und sorgte für eine radikale Kehrtwendung in Sachen Karbon.
Laut Pole-Mitbegründer Leo Kokkonen hatte man sich bereits zwei Jahre lang mit Karbonrahmen auseinandergesetzt: »Wir waren zu 90 Prozent fertig und auf dem Weg nach China, um eine geeignete Produktionsstätte zu finden. Für uns waren dann die jeweiligen Arbeitsschritte einer Karbon-Rahmenproduktion vor Ort ein regelrechter Schock. Sicherlich werden wir mit unserem Karbon-Verzicht die Welt nicht retten. Aber wir wollen die Welt in eine bessere Zukunft lenken. Außerdem wollen wir nicht weitere Jobs kreieren. Wir denken, dass die Arbeit in solchen Fabriken inhuman ist. Und wer sagt, dass die Welt größere Problem als Karbonrahmen hat: Alles, was Du tust, hat einen Einfluss auf die Welt. Wir wollen die negativen Einflüsse minimieren.«
In ihrer detaillierten Stellungnahme nennen Kokkonen und sein Team weitere ihrer Meinung nach unmoralische Gründe zum Thema Karbon. Dabei geht es nicht nur um das im Vergleich zu Metall schlechte Recycling, sondern auch um Luftverschmutzung. In der Pole-Heimatstadt Jyväskylä liege der Luftverschmutzungs-Index bei 7, in der finnischen Hauptstadt Helsinki bei 50 – und im chinesischen Dongguang bei um die 150. Im schlimmsten China-Fall wurde sogar ein Index von 750 gemessen, weiß Pole.
In allen Ausführungen der Finnen wird klar, wie geschockt sie von ihrer ersten China-Reise zurück gekommen sein müssen und welche Gedanken – und vor allem Schlüsse – sie daraus für ihre zukünftige Arbeit gezogen haben.
Pole-Fazit: Man werde auch ohne Karbon weiterhin ein Anbieter hochwertiger Fahrräder sein. Und: »Aluminium ist zu 100 Prozent recyclebar.«
Mehr zu Pole Bicycle Company über www.polebicycles.com
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Pole Bicycle Company