Der niederländische Pon-Konzern plant eine freundliche Übernahme der Derby Cycle AG.
Wie Pon und Derby Cycle mitteilen, werde Pon den Derby-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot gemäß §§ 29 ff. des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes (WpÜG) unterbreiten und 28 Euro pro Derby-Aktie bieten. Die Aktien waren im Februar zum Preis von 12,50 Euro ausgegeben worden und werden vor dem Hintergrund der Übernahmeszenarien derzeit für 28 Euro gehandelt.
Das Angebot soll vorbehaltlich dessen gelten, dass Pon 50% des Grundkapitals und der Stimmrechte an der Derby Cycle AG zuzüglich einer Aktie übernehmen kann. Es werde voraussichtlich im Oktober veröffentlicht werden (unter anderem auf der Pon-Website www.pon.nl), sobald die Zustimmung der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) vorliegt.
Das niederländische Familienunternehmen Pon ist bekannt als Importeur von Autos und Nutzfahrzeugen (vor allem Volkswagen, Audi, MAN) in den Niederlanden und hat in der Fahrradbranche im Juni durch seine Übernahme des niederländischen Herstellers Koninklijke Gazelle auf sich aufmerksam gemacht.
Management und Aufsichtsrat von Derby unterstützen das Angebot. Sie haben einer AdHoc-Meldung zufolge mit Pon eine Zusammenschlussvereinbarung (Business Combination Agreement, „BCA“) unterzeichnet und darin die Rahmenbedingungen für das Übernahmeangebot festgelegt. Demnach soll die Derby Cycle AG für mindestens 18 Monate ihre Eigenständigkeit und Börsennotierung behalten.
Pon bezeichnet seine Pläne als langfristiges strategisches Investment: Man wolle seine Position als Trends setzender Mobilitätsanbieter ausweiten. Das Wachstum der Derby Cycle wolle man durch finanzielle Mittel, etwa für geplante Akquisitionen, sowie durch Expertise beschleunigen.
Pons Erfahrung im Fahrradmarkt erstreckt sich bis zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Firma als Fahrradhandlung in Amersfort begann und später auch eine Zeit lang eigene Fahrräder unter dem Namen Pon produzierte.
Die niederländische Accell-Gruppe (Batavus, Koga, Sparta, Winora, Hai Bike, Ghost, Lapierre, Atala, Redline, Tunturi, XLC), die ihrerseits vor kurzem ihre Anteile an Derby-Cycle auf 22 Prozent aufgestockt hatte, will kein Gegenangebot machen. Durch die Entscheidung, sich von einem anderen Interessenten übernehmen zu lassen, habe Derby verdeutlicht, dass man die Möglichkeiten einer Kooperation mit Accell nicht ausloten wolle, erläuterte Accell-Chef Rene Takens in einer Stellungnahme. Daher und wegen des hohen Angebots von 28 Euro pro Aktie sehe Accell kein ausreichendes Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Man belasse es vielmehr dabei, das geplante Angebot von Pon als Wertsteigerung des eigenen Investments in Derby zu betrachten: Accells 22 prozentiger Anteil an Derby stiege durch Pons Angebot um mehr als 17 Millionen Euro. Komme es zu der Übernahme, habe das weder für den Wettbewerb in den Niederlanden noch in Deutschland Folgen und auch die Strategie der Accell-Gruppe werde sich nicht ändern, man werde sich eben auf andere Beteiligungsmöglichkeiten konzentrieren.
Verena Ziese