Auf den letzten Pedelec-Test durch die Stiftung Warentest und ADAC gibt es erneut Reaktionen. Die Inter-Union Technohandel GmbH als Hersteller des getesteten Elektrofahrrads Fischer Ecu-1603 nimmt nach einer Nachprüfung Stellung. Auch der Verbund Service und Fahrrad g.e.V. bezieht Position.
Inter-Union Technohandel verweist für die Fahrräder der Marke Fischer auf Tests durch die Prüfinstitute Velotech, TÜV Süd und Hanse Control vor Produktionsbeginn. Auch das jetzt von der Stiftung Warentest beanstandete Pedelec sei mit Prüfungen, die zum Teil über die gesetzlichen Anforderungen und Normen hinausgehen getestet worden und habe diese Prüfungen ohne Beanstandungen absolviert.
»Nach Erhalt der Vorab-Ergebnisse zu dem jetzt veröffentlichten Pedelec-Test haben wir umgehend eine Nachprüfung veranlasst und Velotech gebeten, drei Pedelecs der Modellreihe ECU-1603 zum Zwecke einer Nachprüfung im Handel zu erwerben. Diese Nachprüfung erfolgte gemäß der hohen Velotech-Anforderung auf einem Trommelprüfstand, welche deutlich über den gültigen Normen sowie auch den GS-Anforderungen liegen. Damit ist sichergestellt, dass eine tatsächliche alltägliche Belastung mehr als realistisch abgebildet wird«, erklärt der Hersteller.
In der Nachprüfung seien die von der Stiftung Warentest aufgezeigten Mängel an der Sattelstütze beziehungsweise am Gepäckträger nicht nachvollzogen worden können. »Dies lässt den Eindruck erwecken, dass die Testverfahren der Stiftung Warentest nicht nur praxisfern sind, sondern weder den aktuell gültigen Normen noch unseren umfangreichen Test- und Herstellervorgaben entsprechen. Letzteres wird dadurch unterstrichen, dass bei den Testbedingungen der Stiftung Warentest, das in der Bedienungsanleitung des ECU-1603 zulässige Gesamtgewicht von 150 Kilogram missachtet wurde.«
Fazit des Herstellers: Das Fischer Modell ECU-1603, so wie es im Handel zu erwerben ist, entspräche allen derzeit gültigen Normen und stelle ein absolut sicheres Pedelec im Fahrbetrieb dar. Auch von den Fischer-Kunden lägen bis dato keine Reklamationen vor.
Für Verbraucher nicht zu gebrauchen
Heftige Kritik an der Stiftung Warentest äußert der Verbund Service und Fahrrad g.e.V. Er bemängelt, dass die mit Steuergeldern geförderte Stiftung erneut ihr Ziel verfehlt habe, dem Verbraucher mit seriösen Informationen und nachvollziehbaren Empfehlungen zu dienen. »Es ist enttäuschend, dass der intensive Dialog vieler Branchenakteure mit der Stiwa von dieser so wenig zur Verbesserung ihrer Arbeit genutzt wurde«, sagt VSF-Vorstand Albert Herresthal. »Zwar ist die Kommunikation der Stiwa mit den betroffenen Herstellern besser geworden, was aber in erster Linie zählt, sind doch seriöse Ergebnisse, die dem Verbraucher Orientierung geben können. Und diese Erwartung erfüllt die Stiwa erneut nicht.«
(siehe: www.radmarkt.de/nachrichten/vsf-hauptversammlung-2013-stiwa-stellt-sich-podiumsdiskussion)
In seiner Stellungnahme führt der VSF verschiedene Kritikpunkte an. So seien die Prüfergebnisse nicht konsistent. Eine hydraulische Felgenbremse erreiche in gleicher Felgen-Bremsbelag-Kombination und Bauform Testergebnisse in gut, befriedigend und mangelhaft. Statt den Ursachen nachzugehen, werde das Produkt mit mangelhaft bewertet.
Des Weiteren seien die Prüfverfahren mangelhaft. »Ein fehlerhafter und nicht dem Stand der Technik entsprechender Versuchsaufbau führte 2014 zu Rahmenbruch. 2016 sorgen zwei subjektive ‚Expertenmeinungen‘ aus einer Probefahrt zu mangelhaften Beurteilung der Fahrstabilität – das ist keine Empirie, sondern subjektive Wahrnehmung (siehe Fahrstabilität mit und ohne Gepäck). Trommelprüfstände sind in der Zwischenzeit nicht mehr Bestandteil europäischer Normen und Testverfahren – bei der Stiftung nach wie vor eine maßgebliche Untersuchungsmethode (siehe Sicherheit und Haltbarkeit).«
Das Prinzip der Überbelastung in Fahrradtests mit bis zu 65 Prozent mehr als dem zulässigen Gesamtgewicht sieht der VSF auch im aktuellen Stiwa-Test. Begründet worden seien diese Tests mit dem Verbraucherschutz. Doch habe dies nach Meinung des Händlerverbundes mit der Realität nichts zu tun, sondern ausschließlich mit unsachgemäßem Gebrauch.
Subjektive Einschätzungen haben in der Bewertungstabelle nicht zu suchen, findet der VSF. Bei zwei Rädern mit identischem Rahmen, Antrieb und Rädern (Kalkhoff und Raleigh) waren in einem subjektiven Fahrversuch Unterschiede festgestellt worden – für die Stiwa ein »Rätsel bei der Fahrstabilität«. »Das kann man als ein entwaffnendes Eingeständnis der Stiwa werten, dass subjektive Fahrversuche eben keine wissenschaftliche Methode sind«, so das VSF-Urteil. Trotzdem fänden sich die subjektiven Einschätzungen in der Bewertungstabelle wieder. »Seriös wäre es gewesen, den empfundenen Unterschieden auf den Grund zu gehen und die Ursachen nachzuweisen – oder sie als aus der Bewertungstabelle herauszulassen.«
Fazit des VSF: »Es gibt bei der Stiwa ein System, dass sich tatsächlich widerholt. Ehemalige Verlierer werden zu Gewinnern, Gewinner zu Verlieren. Ob der Nutzen aus den positiven Ergebnissen den Schaden aus einem Mangelhaft aufwiegen, mag bezweifelt werden. Dass die Kommunikation mit der Stiftung zu professionelleren Verfahren und valideren Testergebnissen führt, scheint jedenfalls ein weiteres Mal wiederlegt.«
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Foto: Stifftung Warentest