Profitiert Fahrradbranche von Finanzkrise?

Laut Meldungen aus Fernost profitiert die Fahrradindustrie derzeit von der weltweiten Finanzkrise. Während die internationale Flug- und Autoindustrie mittlerweile arg zu kämpfen hat, scheint es mit der Fahrradbranche trotz gestiegener Rohstoff-Preise bergauf zu gehen.

Taiwan, das weltweite Epizentrum der Fahrradbranche, profitiert gerade von einem dreistelligen Verkaufswachstum im Inland. Laut einer Internet-Meldung aus Taiwan radeln bereits 3,2 Prozent der Bürger Taipehs mit dem Fahrrad zu Arbeit. Die dazu gehörige Infrastruktur wurde erst in den letzten Jahren angekurbelt und ist noch lange nicht vollständig. Aber auch die weltweite Nachfrage sei ansteigend. Somit sind derzeit auch die von Taiwanern gelenkten Fabriken in China bis zum Anschlag ausgelastet. Nach wie vor werden – einmal abgesehen von der Produktion von Carbonrahmen – alle Einstiegs- bis Mittelpreislagen im (personal-)kostengünstigeren China und alle hochwertigen Bikes in Taiwan gebaut.

„Das Geschäft boomte bereits 2007. Und in diesem Jahr sieht es noch besser – sprich so gut wie niemals zuvor – aus,“ zitiert die News-Plattform „Space Daily“ den Giant-Sprecher Jeffrey Sheu. Im August 2008 habe man ein historisches Hoch erzielt. Der September hätte weitere Rekordmarken gesetzt. In Zahlen: Im August und September stieg der Verkauf – verglichen mit dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum – um 27 Prozent. Im Jahresvergleich Januar bis September werden sogar 35 Prozent Wachstum gemeldet. Für das Gesamtjahr 2008 rechnet Taiwans größter Bikeproduzent mit einem Umsatzwachstum von „mindestens 25 Prozent auf 40 Milliarden TWD (= um die 1 Milliarden Euro). Das Verkaufswachstum im Heimatmarkt Formosa kletterte sogar um 100 Prozent.

Mit der bereits vorliegenden Order sei man bis Mitte 2009 ausgelastet. Das habe bereits zum Aufbau einer neuen Montagereihe in Taichung geführt. Somit sei man schon bald in der Lage, die dortige Produktion von bisherigen 600.000 auf 1 Millionen Einheiten hochzufahren.

Taiwans zweitgrößter Fahrradproduzent Merida berichtet ebenfalls von einem guten Wachstum. Für das dritte Verkaufsquartal 2008 (= Juli bis September 2008) geht das Unternehmen von einem Produktionszuwachs gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von 40 Prozent aus.

Aber nicht nur „die Großen“ profitieren vom aktuellen Fahrrad-Hype. Der hochwertige Nischenbauer Pacific Cycles – nicht zu verwechseln mit der US-Biketochter und Cannondale Sports Group (Cannondale, GT, Sugoi)-Schwester Pacific Cycle (Marken Mongoose, Schwinn etc.) von Dorel – berichtet ebenfalls von einem prognostiziertem Verkaufswachstum 2008 von 100 Prozent alleine auf dem Heimatmarkt Formosa. In den Vorjahren lag das heimische Verkaufswachstum immer zwischen 10 und 30 Prozent. Trotz eines Preisanstiegs von circa 66 Prozent habe man die heimischen Verkäufe verdoppelt. Der erzielte Durchschnitts-Verkaufspreis kletterte auf 50.000 TWD (ca. 1.195 Euro). Pacific Cycles – mittlerweile mit einem Jahresproduktion von 40.000 Falträdern im Jahr (aber nicht nur Birdy’s) – wird schon bald eine weitere Produktionsstätte neben seinem bisherigen Werk einweihen.

Die China Post zitiert mit Ed Lu einen Faltrad-Fan aus Taipei, der glaubt, daß sowohl der Umwelt- als auch Lifestyle- und Wellness-Gedanke zu dem guten Verkaufswachstum beigetragen hätten. Die Info-Plattform Monsterandcritics.com berichtet vom Foto- und Kamera-Ladenbesitzer Fan Chiang-an aus Taoyuan County, der sich gleich 15 hochwertige Birdy Faltrad-Klassiker von Riese & Müller (gebaut von Pacific Cycles) gekauft hat – und „gleich vier tibetanische Doggen dazu, die diese private Bike-Kollektion gut im Auge behalten“.

– Jo Beckendorff –

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