Für die Stiftung Warentest wird es in der fachlichen Wahrnehmung ihres Elektroradtests allmählich enger: Nach umfassender Kritik von betroffenen Herstellern und Fachverbänden meldet sich nun mit der Firma EfBe Prüftechnik ein neutraler Teilnehmer zu Wort – und greift die Berliner Tester frontal an. Nachstehend die Stellungnahme des Geschäftsführers Marcus Schröder:…
»Die Stiftung Warentest hat E-Bikes getestet und kommt zu einem vernichtenden Urteil – aber liegt es vielleicht nicht am getesteten Produkt, sondern vielmehr am untauglichen Testverfahren? Wie gut ein Produkttest ist, bemisst sich nicht darin, wie hart er ist und wie viele Prüflinge er zerstört. Jeder kann E-Bikes, wie auch jedes beliebige andere Produkt, kaputt machen.
Die Qualität eines Tests zeigt sich vielmehr darin, dass er relevante Versagensbilder in der Hand des Verbrauchers vorhersagt – und somit den Verbraucher schützt – und tatsächliche Fehler unzulänglicher Produkte reproduziert. In dieser Mission ist die Stiftung Warentest kläglich gescheitert.
Man könnte argwöhnen, dass das 2012 zum ersten Mal von der Stiftung Warentest erwirtschaftete Defizit den Verkaufsdruck erhöht. In Tat und Wahrheit jedoch steht dieser Test in einer jahrzehntelangen Tradition des Bike Bashing, ohne dass es jemals zu nennenswertem Widerstand der getadelten Industrie gekommen wäre. Was also hat sich die Stiftung Warentest und ADAC im Jahr 2013 mit den E-Bikes einfallen lassen?
Bei 16 Prüflingen fand die Stiftung 13mal unzureichende »Haltbarkeit«, davon neun Bruchschäden an tragenden Teilen. Es kommt noch schlimmer. Glaubt man dem Ergebnis, so versagen fünf von 16, also 31 Prozent, bei völligem Kontrollverlust nach weniger als 20.000 Kilometern beziehungsweise fünf Jahren. Rechnen wir zurück: Auf Deutschlands Straßen fahren zurzeit (und, wenn es die Stiftung nicht aufhält, mit steigender Tendenz) über 1 Million aktiv genutzter EPAC / Pedelec 25. Bei einer realistischen Darstellung der realen Nutzung durch den StiWa-Test und einem repräsentativen Teilnehmerfeld wären somit jährlich etwa 60.000 schwere Alleinunfälle mit Pedelecs in Deutschland zu erwarten. Das ist, ganz gewiss, nicht der Fall.
Zum wiederholten Male haben sich Stiftung Warentest und willige Prüfhäuser dazu aufgeschwungen, eine Reihe von bewährten Produkten in Grund und Boden zu testen. Wenn sie sich dabei noch des Umstands rühmen, dafür je € 15.000,- aufgewendet zu haben, dann spricht das nicht für die Qualität der Tests, sondern eher für den Mangel an Kompetenz und einen lässigen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Das alles auf dem Weg zum, so die Selbstdarstellung der Stiftung, ‚von Verbrauchern geschätzte und von Anbietern gefürchtete Qualitätsurteil‘ (http://www.test.de/unternehmen/).
Dreh– und Angelpunkt sind die angewandten Prüfverfahren, und die bleiben bislang ein Geheimnis. Laut Dr. Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest, sehen die bestehenden Normen keine realistischen Prüfverfahren vor. Nun, so etwas kann man schnell postulieren, dass man aber etwas Besseres hat, sollte man dann aber doch validieren und belegen können. Und das Ergebnis spricht nicht dafür, dass die StiWa im Alleingang Technologien entwickelt hat, die der sonstige Stand von Wissenschaft und Technik schuldig geblieben ist.
Dr. Brackemann wünschte sich in der Pressekonferenz am 28.05.13 ‚ein realitätsnahes Prüfverfahren für die Betriebsfestigkeit‚ und behauptete, die Industrie habe ‚die Normung eines solchen Verfahrens immer verhindert‚. Es gibt die Möglichkeit, die Normen mit zu gestalten – oder zumindest Vorbehalte zu den Normen zu Protokoll zu geben. Insofern ist es nur logisch, dass auch ein Mitarbeiter der Stiftung Warentest im entsprechenden DIN-Ausschuss mitarbeitet – Seite an Seite mit Vertretern von Wissenschaft und Forschung, Verbraucherschutz, Öffentlicher Hand, Anwendern und, ja, auch Prüfinstituten. Nicht ganz einleuchtend bleibt jedoch, warum dieser StiWa-Mitarbeiter aber zu keinem Zeitpunkt mit einem Einspruch oder gar einem besseren Modell zur E-Bike Prüfung aufgewartet und der schurkenhaften Fahrradindustrie Einhalt geboten hat.
Und selbst wenn die europäischen Fahrradnormen nicht perfekt sind – sie sind zumindest so weit anerkannt, dass sie zurzeit von der international gültigen Fahrrad-Sicherheitsnorm ISO 4210 übernommen wird. Auch die EN 15194 für EPAC wird gerade auf EU-Ebene diskutiert und überarbeitet – aber z.B. der Rollenprüfstand, mit dem anscheinend die sogenannten Haltbarkeitstests der Stiftung durchgeführt wurden, ist hierbei aus gutem Grund eliminiert worden.
Wenn ADAC und StiWa also beschließen, nach breitem Expertenkonsens untaugliche Prüfverfahren anzuwenden, leisten sie keinen Beitrag zum Verbraucherschutz, sondern sie haben eine Black Box geschaffen, in die vorne gute E-Bikes hinein rollen, und hinten Schrott herauskommt. ‚Bei Tests, die zu mangelhaften Noten führen, prüfen wir doppelt. Das heißt: Räder noch einmal kaufen und noch einmal testen.‘ Mit dem gleichen Prüfverfahren, das sich doch gerade selbst disqualifiziert hat? ‚Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel‘, sagte Paul Watzlawick – aber dass man mit diesem untauglichen Werkzeug wiederholt versucht, ein Problem anzugehen, ist schlichtweg peinlich.
Die Stiftung war offensichtlich schlecht beraten. ‚Unsere Prüfungen sind nicht sonderlich hart‘, ist eine Stellungnahme, die aufhorchen lässt: ‚Wir machen sogenannte Betriebslastennachfahrversuche.‘ Nein, das macht die Stiftung Warentest, zumindest auf den veröffentlichten Bildern, nicht. Aber wir sind sehr gespannt zu erfahren, wie die StiWa tatsächlich geprüft hat.
Wir, die EFBE Prüftechnik GmbH, sind ein unabhängiges Prüfinstitut, das mechanische Prüfung durchführt und Prüfstände für die Fahrradindustrie entwickelt und verkauft. Wir sind sicherlich unverdächtig, den Verkauf nicht hinreichend getesteter und unsicherer Fahrräder und E-Bikes fördern zu wollen. Unser Interesse ist, natürlich, mehr und bessere Prüfung. Aber mit der Arroganz, mit der die Stiftung Warentest vorgibt, den Stein der Weisen gefunden zu haben, verbunden mit erwiesener Inkompetenz und dem eklatanten Mangel an Augenmaß, der aus dem Test spricht, tun wir niemandem einen Gefallen. Zuallerletzt dem Verbraucher.«