Erst letztens berichtete der RadMarkt, dass das größte chinesische Fahrrad-Verleihsystems Mobike am 5. Dezember vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zu einem der »Champions Of The Earth 2017« gekürt wurde. Eine Woche später folgte eine erste Reaktion, die man eigentlich schon gerne früher erwartet hätte – und nicht unbedingt von der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (ZEG). Wie die Kölner gestern (12. Dezember) offiziell bekannt gaben, haben sie aus Protest ihre seit 2013 bestehende Mitgliedschaft in der UN-Initiative Global Compact (UNGC) »mit sofortiger Wirkung und alle damit zusammenhängenden finanziellen Zuwendungen eingestellt«.
Grund für diesen bemerkenswert radikalen Schritt des führenden europäischen Fahrradhändler-Verbunds: »Die Auszeichnung des chinesischen Mietrad-Anbieters Mobike als ‚Champions of The Earth 2017’ durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP).« Mobike erhielt die höchste Umweltauszeichnung der Vereinten Nationen für den Aufbau einer pedalgetriebenen grünen Wirtschaft sowie »als Anerkennung des Beitrags zur Weiterentwicklung von kohlenstoffarmen öffentlichen Verkehrsmitteln.«
Sicherlich hat die Mobike-Auszeichnung vielen Branchenteilnehmer spürbar Magenschmerzen bereitet. So auch der ZEG. Sie steht jetzt als erste auf und spricht von einem »Schlag ins Gesicht all jener 8.700 Unternehmen aus 140 Ländern, die sich den strengen zehn Grundprinzipien des Global Compact verschrieben haben.«
Neben dem Schutz und dem Eintreten für die Menschenrechte, gegen Korruption, Kinderarbeit und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen sei dort auch ein Schwerpunkt auf den Umweltschutz gelegt. Alleine drei Prinzipien sind auf dieses Thema ausgerichtet. So heißt es im Prinzip sieben: »Unternehmen sollen im Umgang mit Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen.«
Die ZEG spricht Tacheles: »Dagegen verstößt Mobike in gröbster Weise. In einer wahren Schlacht um Marktherrschaft und Risikokapital in China schüttet das Unternehmen gemeinsam mit Konkurrenten die Straßen und Plätze in Großstädten wie Peking (2,3 Millionen Bike-Sharing-Räder) förmlich zu. Ohne Wartung und Service, ohne dass die Räder abgeholt werden. Hunderttausende gut erhaltene Fahrräder landeten in der Schlacht der Sharing-Unternehmen so auf Deponien oder liegen als Fahrradleichen an den Straßenrändern herum. Medial dokumentierten dies kürzlich weltweit Zeitungen und Magazine, u.a. das Manager-Magazin.« Der RadMarkt hat dieses Thema übrigens auch immer wieder detailliert aufgriffen.
Die ZEG weiter: »Statt diese milliardenschwere Ressourcenverschwendung zu kritisieren, zeichnete die UN-Umweltorganisation jedoch Mobike aus«. Der ZEG-Vorstandsvorsitzende Georg Honkomp erläutert weiter: »Es ist absurd, dass ein Unternehmen wie Mobike dann mit der höchsten Umweltauszeichnung prämiert wurde. Das System kollabiert. Eswerden Massen an Billigrädern in den Markt geschoben, die nicht gebraucht werden. Da ergeben sich Berge an Aluminiummüll. Dies können und wollen wir als Händler-Genossenschaft nicht unterstützen und mittragen.« Gut gebrüllt!
Mit dem nun verkündeten radikalen Schritt protestieren die Kölner Einkaufsgenossen »gegen das Verhalten der UN-Umweltorganisation, die mit der Auszeichnung von Mobike gegen alle Prinzipien des UNGC verstößt. Weil die ZEG die verbindlichen Prinzipien wirklich ernst nimmt, kann sie nicht anders als austreten – und zwar um der eigenen Glaubwürdigkeit Willen«.
Heißt auch: Die ZEG werde sich auch weiterhin den im Global Compact festgeschriebenen Prinzipien verpflichtet fühlen und streng darauf achten, »dass diese an allen Produktionsstandorten eingehalten werden«.
Text; Jo Beckendorff/ZEG