Noch nervöser reagierte der europäische Markt im Juni auf die Entscheidung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, das heimische Parlament als Konsequenz auf den Rechtsruck bei der Europawahl aufzulösen und Neuwahlen auszurufen. Der Aktienmarkt reagierte verunsichert. Die Sorge vor einer nächsten Euro-Krise wirkte sich direkt auf den Finanz- und Börsenmarkt aus. Dabei wurde vor allem das hohe französische Haushaltsdefizit als Bedrohung für die gesamte EU-Währungsunion gesehen.
Kurz vor Ablauf des ersten Halbjahres hatte sich aber auch das wieder beruhigt. Laut Wahlanalysten zeichnete sich da bereits ab, dass die aufgebaute linke »Brandmauer« gegen den Rechtsruck bei der Neuwahl am 7. Juli halten wird.
Ob die Franzosen allerdings Koalition können, wird sich im zweiten Halbjahr zeigen: das hiesige politische System hat die Zusammenarbeit von Parteien eigentlich nicht vorgesehen. Je nachdem, ob ein Konstrukt hält oder wieder Neuwahlen anstehen: es wird sich auf das ohnehin fragile französische Rating auswirken – und auch die europäische Börse auswirken.
Fahrradbörse wieder mehr Richtung »down to earth« – aber…
Dass die internationale Fahrradwirtschaft zu den Profiteuren der Corona-Pandemie gehörte, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie die Tatsache, dass in der Post-Corona-Zeit mehrgängig nach unten geschaltet werden musste. So entwickelte sich der Fahrradmarkt im Jahr 2023 wieder Richtung »down to earth«. Wobei man hier nicht verschweigen sollte, dass die 23er-Zahlen immer noch auf oder über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 lagen.
Was läuft aber bisher im Jahr 2024? Inflation und eine darauf resultieren Kaufzurückhaltung seitens der Konsumenten führten dazu, dass nicht alle Lagerbestände so abgebaut werden konnten wie erhofft. Zudem spielte das Wetter – immer ein Garant für einen guten Saisonstart im Frühjahr – nicht immer mit. Trotz einiger Pleiten, die vor allem Klein- und Mittelstands-Betriebe auf Industrie- und Handelsseite aufgrund von Liquiditätsproblemen in die Knie zwangen, gibt die Fahrradbranche generell als widerstandsfähig. Was auch daran liegt, dass die Fahrradwirtschaft allen Unkenrufen zum Trotz als weiterhin wachstumsfähig gilt.
»Auch wenn die Wirtschaftszahlen nicht zufriedenstellend sind, erleben wir einen Reset im Fahrradbereich«, erklärte Conebi-Geschäftsführer Manuel Marsilio auf der Eurobike. Er sieht die Branche an einem Wendepunkt: »Der Markt wird wieder wachsen und es wird eine blühende Fahrradzukunft geben.«
Vorab hatte der europäische Dachverband der nationalen Fahrrad- und Fahrradteile-Industrieverbände in einem Ende Juni veröffentlichten Rundmail die aktuelle Situation wie folgt zusammengefasst: »Die europäische Fahrradindustrie hat in den letzten zehn Jahren ein erhebliches Wachstum erlebt, das durch die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur und die steigende Beliebtheit von E-Bikes angetrieben wurde. E-Bikes sind bei den europäischen Verbrauchern zur ersten Wahl für Elektrofahrzeuge geworden und bieten Vorteile für Mobilität, Freizeit und Gesundheit. Die Produktion von E-Bikes mit Tretunterstützung ist überwiegend ein europäisches Geschäft.«
Wie sich unsere ausgesuchten Fahrradbörsen-Werte im ersten Halbjahr 2024 genau entwickelten, wen wir wieder herausgenommen haben und warum, erfahren Sie in der RadMarkt-Ausgabe 8/2024.
Text: Jo Beckendorff