Nach vielem Hin und Her konnte der traditionsreiche deutsche Freizeitartikel-Hersteller Kettler GmbH nach seiner wiederholten Insolvenz in Eigenverantwortung im Juli diesen Jahres (der RadMarkt berichtete) endlich einen Retter finden. Der letzten Donnerstag (6. Dezember) unterschriebene Kaufvertrag mit dem neuen Eigentümer Lafayette Mittelstand Capital steht allerdings noch unter Gremienvorbehalt und weiteren Bedingungen, die noch unbedingt bis Jahresende erfüllt werden müssen.
Wichtig zu wissen: Nicht von der Insolvenz und jetzigen Übernahme betroffen ist Kettler Fahrrad. Die einstige Fahrradsparte von Kettler inklusive des Fahrradwerks der ehemaligen Heinz Kettler GmbH & Co. KG in Hanweiler wurde bereits 2015 an den Fahrrad-Einkaufsverband ZEG verkauft. Seitdem rollt Kettler Fahrrad erfolgreich unter dem Dach der Kölner Einkaufsgenossen.
Bevor der jetzige Retter Lafayette ins Spiel kam, hatte der luxemburgische Investor Altera Capital aufgrund von Streitigkeiten mit der Heinz Kettler Stiftung als Rechtsnachfolgerin der 2017 durch einen Autounfall ums Leben gekommenen Firmenerbin Karin Kettler das Handtuch geworfen. Ohne selbst Kettler-Eigentümerin zu sein hatte besagte Stiftung wichtige Entscheidungen blockiert, die zur erfolgreichen Rettung seitens Altera fällig gewesen wären. Der Luxemburger Finanzinvestor hatte schon im Mai 2018 – also vor der im Juli angedachten Kettler-Komplettübernahme – Gesellschaftsanteile an Kettler erworben. Der Ausstieg von Altera führte auch zur wiederholten Antragsstellung einer Insolvenz in Eigenverantwortung.
Nach einigen Änderungen in der Stiftung war deren umgebaute Beiratsspitze nun aber bereit, die von ihr gehaltenen wichtigen Marken- und Lizenzrechte auch an einen neuen Interessenten bzw. Eigentümer zu veräußern.
Letzten Donnerstag konnte man sich nach langen Verhandlungen mit der auf mittelständische Unternehmen spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Lafayette Mittelstand Capital einigen. Die Frankfurter wollen den um sein Überleben kämpfenden Traditionsanbieter aus Ense-Parsit mit seinen Sparten Gartenmöbel, Sport- und Fitnessgeräte (nicht zu vergessen dem legendären Kettcar!) mitsamt 500 der bisherigen 700 Mitarbeiter wieder in die Spur bringen. Der unterzeichnete Kaufvertrag beinhaltet auch sämtliche Marken und Lizenzrechte. Über den Kaufpreis wurden allerdings keine Angaben gemacht.
200 der aktuell 700 Kettler-Mitarbeiter werden in den kommenden Wochen in eine Transfergesellschaft wechseln. Dort sollen sie laut dem verantwortlichen Insolvenzverwalter Horst Piepenburg von der Werler Kanzlei Piepenburg-Gerling Rechtsanwälte weiter beschäftigt und qualifiziert werden. Laut dem neuen Eigentümer Lafayette sei es nun langfristiges Ziel, »die Kurve von der Traditions- zur Trendmarke« zu kriegen. Die Wende soll unter dem aktuellen Kettler-Chef Olaf Bierhoff vollzogen werden.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Kettler GmbH