Nach einem extrem erfolgreichen Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatzplus von 34 Prozent überrollen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie nun auch Fahrrad-Direktanbieter und -Händler Rose Bikes GmbH. Grund sind fehlende fix zugesagte Teile und Komponenten aus Asien für die Bike-Montage. In diesem Zusammenhang sprechen die Bocholter von »mangelnder Liefertreue der asiatischen Komponentenhersteller«. Dies habe direkte Folgen für die Lieferfähigkeit zum Endverbraucher. Bei Rose ist vor allem das Mountainbike-Segment betroffen: »Kunden müssen mit Verzögerungen bis zu sechs Monaten rechnen«.
Der Sicherung der Lieferfähigkeit räumt der Bikehersteller ab sofort höchste Priorität ein. Dafür würde man sich speziell im Einkauf strategisch weiterentwickeln. So wird in Kürze auf Management-Ebene die neue Position »Head of Supply Chain« geschaffen. Sie soll die Einkaufskompetenz für den asiatischen Raum und mehr Präsenz bei den Lieferanten sichern.
Darüber hinaus sieht Rose Bikes-CEO Marcus Diekmann die ganze Fahrradbranche in der Pflicht, eigene Kompetenzen in Europa aufzubauen und die Abhängigkeit aus Asien zu reduzieren.
Diekmann hatte sich bereits nach der letztjährigen Insolvenz des deutschen Fahrradproduzenten Sachsenring Bike Manufaktur GmbH (vormals Mifa) für eine gemeinsame Rettung dieser marktnahen Produktion und ein deutsches »Bike Valley« stark gemacht.
In wie weit er (oder Rose Bikes) immer noch in die Gespräche mit dem verantwortlichen Insolvenzverwalter involviert ist, war zum Zeitpunkt dieses Schreibens nicht zu erfahren. Eigentlich sollte eine Entscheidung über die Sachsenring-Zukunft bis Ende Januar eingetütet sein. Dies ist bis dato nicht geschehen. Laut Insidern sollen noch zwei bis drei Branchenteilnehmer um eine Übernahme und wie auch immer ausfallenden Weiterführung von Sachsenring Bike Manufaktur im Bieterrennen liegen.
Für Diekmann steht weiterhin fest: »Trotz guter Erfahrungen in der Vergangenheit in vielen Segmenten in Asien müssen auch in Europa Produktionsstätten und -kapazitäten aufgebaut werden. Das ist eine Aufgabe, die die ganze Branche nur gemeinsam auf den Weg bringen kann.«
Zurück zur Lieferproblematik von Rose. »Wir sind von dieser Situation komplett überrascht«, erklärt Rose Bikes-CEO Thorsten Heckrath-Rose dazu, »unsere bestellte Ware kommt nicht wie von den asiatischen Zulieferern zugesichert bei uns an. Fest zugesagte Teile haben wir bis heute nicht erhalten.«
Vorsorglich entschuldigt sich der Familienunternehmer »bei allen betroffenen Kunden, die sich jetzt auf außergewöhnlich lange Wartezeiten einstellen müssen«. Die Lösung des Problems habe jetzt oberste Priorität.
Transparente Kundenkommunikation
Man habe bereits folgende Maßnahmen ergriffen: für die Gewährleistung einer transparenten Kundenkommunikation sei eine Task Force im Kundenservice gebildet worden. Die soll mit den betroffenen Kunden in den Dialog zu treten und Lösungswege aus dem Liefer-Dilemma (an-)bieten.
Strategische Weiterentwicklung im Einkauf
Aufgrund der Lieferproblematik rechnet Rose Bikes mit einem Umsatzausfall im größeren einstelligen Millionenbereich. Damit sich die Situation besser, will man – mit den wirtschaftlich erfolgreichen letzten Jahren im Rücken – in der Beschaffungsplanung für das nächste Jahr ins volle Risiko gehen. Heißt, dass man aktuell »den größten Wareneinkauf seiner über 100-jährigen Unternehmensgeschichte unter der Prämisse, im Jahr 2022 maximal lieferfähig zu sein«, tätigt.
Auch an den (bereits kommunizierten) Investitionen in die Produktentwicklung, in Digitalisierung, in die Marke und in den Ausbau der Flächen (wie beispielsweise die Store-Eröffnung in Köln im Frühsommer) werde man festhalten.
Text: Jo Beckendorff/Rose Bikes, Foto: Rose Bikes