Angesichts autobevölkerter Innenstädte und abgasverpesteter Luft, kommen Lastenräder immer mehr in den Focus. Im Vorfeld des International Cargo Bike Festivals in Nijmegen (12./13. April) diskutierten im EU-Parlament in Brüssel Politiker, Wirtschaftsvertreter und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) Wege und Möglichkeiten zum ökologischeren Warentransport in Europas verstopften Innenstädten. Die hochkarätig besetzte Gesprächsrunde kam zu dem Schluss: Lastenräder bieten wirtschaftliche und ökologische Vorteile…
Die Diskussionsrunde fand auf Einladung des grünen Europaabgeordneten Michael Cramer statt und wurde organisiert vom Europäischen Fahrrad-Verband (ECF). Neben politischen Schwergewichten wie Mark Major, Beauftragter für nachhaltige urbane Mobilität der Europäischen Kommission waren auch Geschäftsführer aus der Fahrradindustrie sowie Vertreter der Logistik-Branche zugegen. Es ging um praxisnahe Möglichkeiten, das Lastenfahrrad zu einem auch ökonomisch erfolgreichen Geschäftsmodell zu entwickeln. Eine Studie vom Projekt Cycle Logistics zeigt: Etwa 50 Prozent aller städtischen Warentransporte und 90 Prozent der Fahrten zum nächstgelegenen Supermarkt könnten mit dem Fahrrad erledigt werden.
Mark Major verdeutlichte die Notwendigkeit, nationale Rahmenbedingungen zu definieren und betonte, dass urbane Logistik ein zentrales Element nachhaltiger Stadtmobilität sei. Eine Kommission arbeitet derzeit an Empfehlungen für städtische Zugangsbestimmungen, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden sollen.
Das Logistikunternehmen DHL Express brachte Erfahrungen aus seinen Pilotprojekten in verschiedenen europäischen Städten ein. Arne Melse von DHL Niederlande: »Das Radfahren im innerstädtischen Bereich spart Zeit und Geld, deshalb plant DHL die Pilotprogramme auf weitere Städte und Länder auszuweiten. Allein in den Niederlanden liegen wir aktuell bei 33 Lastenradtouren in 19 verschiedenen Städten. In Athen, Luxemburg, Wien und Mailand wurden neue Pilotprogramme aufgelegt.« Lieferungen per Fahrrad bedeuten bessere Geschäfte: Laut Melse spare DHL rund 20.000 Kilometer pro Fahrrad durch den leichteren Zugang in den Städten im Vergleich zum Lkw.
Am Runden Tisch in Brüssel diskutierten als Vertreter der Fahrradindustrie Raymond Gense, Leiter Zukunftstechnologien und Öffentlichkeitsarbeit der Pon Bicycle Group, und Moreno Fioravanti, als Vertreter für Colibi, der Accell-Gruppe und EBMA (European Bicycle Manufacturers).
»Colibi vertritt 600 Unternehmen mit über 60.000 Arbeitsplätzen in der Fahrrad- und Zubehörproduktion in über 20 EU-Ländern. Wenn wir durch die bisherigen Erfahrungen der DHL die richtigen Geschäftsmodelle entwickeln und Pilotprogramme in ausgewählten Märkten starten, können wir zeitnah mit der Massenproduktion starten«, sagte Fioravanti. Und Gense pflichtete bei: »Ob Pilotprogramme, Koordinierung der nationalen und lokalen Zugangsbestimmungen und/oder technische Anforderung für die Fahrradproduktion – alle Beteiligten und die rechtlichen Voraussetzungen müssen miteinander in Einklang gebracht werden.«
»In den letzten drei Jahren haben wir mit Cyclelogistics eine Plattform geschaffen, die viele Projekte initiierte, um das Bewusstsein für nachhaltigen Warentransport zu erhöhen. Diese Diskussionsrunde im EU-Parlament zeigt, dass wir ein Umdenken geschafft haben in Bezug auf den Warentransport mit Fahrrädern im innerstädtischen Bereich«, zieht Dr. Randy Rzwenicki, Projektleiter von Cyclelogistics, Bilanz.
www.cargobikefestival.com
www.ecf.com
Cyclelogistics und European Cycle Logistics Federation
Das EU-finanzierte Projekt Cyclelogistics lief seit Mai 2011 in 12 Ländern und fand seinen Abschluss im Rahmen des International Cargo Bike Festivals. Inhalt des Projekts: Motorisierte Transportfahrzeuge sollen durch umweltfreundliche Cargo-Bikes für den Warentransport im innerstädtischen Bereich in Europa ersetzt werden. Zur Unterstützung wurde im März 2014 die European Cycle Logistics Federation (ECLF) gegründet. Über 140 Mitglieder sind registriert.
www.cyclelogistics.eu
federation.cyclelogistics.eu