Was wäre die Eurobike ohne traditionelle Taiwan-Pressekonferenz? Nach wie vor hält Taiwan als Dreh- und Angelpunkt der internationalen Fahrradindustrie die Fäden in der Hand. Egal, ob in China, Indonesien, Kambodscha oder Vietnam produziert wird: In Taiwan ist das internationale R&D aller Fahrrad-Premiumprodukte zu Hause. Und: Nach wie vor wird auf Formosa auch noch produziert. Auf der diesjährigen Taiwan-Pressekonferenz stellten sich fünf Unternehmen vor.
Den Anfang machte aber Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh, Repräsentant der Taipeh-Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland. Er eröffnete die Veranstaltung mit einem Willkommensgruß und wies auf die steigende Bedeutung und Popularität des Fahrrads in Taiwan und der Welt hin. Dabei rezitierte er unter anderem aus »The Road not taken« – ein Gedicht von Robert Frost, das er einst als Witz für seinen Dichterfreund Edward Thomas verfasst hatte. Darin will Professor Shieh die spezielle Situation Taiwans als Insel und Industriemacht im globalen Wettbewerb entdeckt haben. Nicht alle konnten seinen philosophischen Ausführungen ganz folgen.
Dann ergriff Giant Global Group CEO Antony »Tony« Lo (Bild unten) in seiner Rolle als Vorsitzender der Taiwan Bicycle Association (TBA) das Wort. Lo sprach darüber, wie man in Taiwan mit Regierungshilfe eine Infrastruktur geschaffen habe, die die Bevölkerung aufs Fahrrad setzte und seine Nation innerhalb von nur ein paar Jahren von einer reinen Fahrradproduktions- zu einer Fahrradfahr-Nation mutieren ließ: »Wenn das in Taiwan möglich ist, wird es auch in anderen Ländern möglich sein.«
Lo berichtete aber auch, dass die Fahrradverkäufe im ersten Halbjahr 2016 vor allem durch schlechte bzw. nicht vorhersehbare Wetterbedingungen ausgebremst wurden. Einziger Lichtblick: Im Juli/August habe es die Sonne wieder gut gemeint. Und wenn es die Sonne gut meint, ziehen auch die Fahrradverkäufe wieder an.
Giant Global Product Marketing Spezialist Mathias Aaftink stellte dann kurz die neue vollgefederte E-Mountainbike-Plattform »Full-E+« des führenden Fahrradproduzenten Formosas vor.
Apropos E-Bike: Dass man Kunden (und Händler) vor allem mit Probefahrten fürs Thema »e« begeistern kann, hat jetzt auch die Taiwan External Trade Development Council (Taitra) als Organisator der Taipei International Cycle Show erkannt. Auf der Pressekonferenz gab Jasmine Wu im Namen ihres Arbeitgebers Taitra bekannt dass die vom 22. bis 25. März laufende Taipei Cycle Show 2017 erstmals einen vorgeschalteten Demo Day veranstalten wird. Anders ausgedrückt: Taipei Cycle Show-Besucher sollten im kommenden Jahr nicht nur vier, sondern fünf Tage für ihren Taiwan-Besuch einplanen. Am 21. März lockt erstmalig ein Demo Day.
Neben Giant präsentierten sich auf der Taiwan-Pressekonferenz auch noch Kenda, KMC, Roxim und Tern. Während Kenda Global Product Manager Al Clark und Kenda-Europe Marketing Manager Hubert Hager die knapp bemessene Zeit dazu nutzten, zum einen die neue Karkassen-Konstruktion »EMC« (steht für »E-Mountain Casing«) für seine E-Bike-Reifenrange und zum anderen die Karkassen-Konstruktion »K-Armor« für seine Rennrad-Reifen. Letztere soll dank einer speziellen Schicht sowohl Pannenschutz als auch Rollwiderstand verbessern. Dieses Casing kommt 2017 erstmals beim neuen hochwertigen Rennrad-Reifenmodell »Valkyrie Pro« zum Einsatz.
KMC International Sales Manager Adrian Bleiler referierte über die neue E-Bike-Kettenserien »X9«, »X10« und »X11«, die nicht nur die Leistung der Einfachketten-Antrieb verbessern, sondern auch 20 Prozent haltbarer seien – und somit auch eine längere Lebensdauer hätten. KMC ist eigenen Angaben zufolge der weltgrößte Kettenproduzent.
Lichtanbieter Roxim stellte sein neues Beleuchtungssystem »Raptor X3« ins Rampenlicht. Laut Firmenchef Jerry Liu bietet es Radfahrern »ein vollständiges Kurvenlicht mit 180 Grad Panorama in naher Umgebung sowie einer 80 Grad Lichtverteilung«. Dank sogenannter »USB Burst«-Funktion biete diese nur 120 Gramm wiegende »Raptor X3«-Leuchte mit bis 350 Lumen (40 Lux) auch eine bis zu 20 Prozent höhere Helligkeit.
Last but not least meldete sich Joshua Hon – »Team Captain« von Faltrad-Anbieter Tern – zu Wort. Dabei fokussierte er sich auf das allererste faltbare E-Bike seiner Marke. Das elektrifizierte Modell »Elektron« stehe für die neue urbane Mobilität und Portabilität, die Stadtradler die Chance bieten, mit ihrem Bike auch kostenlos öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und (Strassen-)Bahn zu nutzen. Zwar wiegt das Faltrad mit Bosch-Antrieb und Straßenausstattung satte 22 Kilogramm, kann aber auf Rollen geschoben – und muß somit nicht getragen werden.
Text/Fotos: Jo Beckendorff