Da viele Menschen im zurückliegenden Corona-Jahr 2020 das Fahrrad als virenfreies Verkehrsmittel und Sportgerät für sich wieder entdeckten, konnte Europas führender Fahrradreifen-Hersteller und Schwalbe-Macher Ralf Bohle GmbH im Geschäftsjahr 2020 einem spurstabilen Gesamtumsatz von 225 Millionen Euro einfahren. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Plus von 7 Prozent. Da das 1922 gegründete Familienunternehmen bereits zuvor kräftige Zuwachsraten einfuhr, konnte damit der Umsatz innerhalb der vergangenen 12 Jahre nahezu verdoppelt werden. Zudem setzt Bohle eigenen Angaben zufolge und mit Blick in Gegenwart und Zukunft »neue Maßstäbe für fairen Handel und Nachhaltigkeit«.
Zum guten Abschneiden im letztjährigen Corona-Krisenjahr erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Frank Bohle: »Das Jahr 2020 bescherte uns eine Achterbahn der Gefühle in allen Lebensbereichen. Glücklicherweise hat die zeitweilige Schließung des Fahrrad-Fachhandels nicht zu langfristigen Umsatzeinbrüchen in unserer Branche geführt.« Ganz im Gegenteil: »Dem Lockdown folgte nach Wiedereröffnung im Mai ein nie dagewesener Nachfragesprung nach Fahrrädern und Fahrradteilen.«
Anders ausgedrückt: der seit Jahren anhaltende Radfahr-Boom wurde von der Corona-Pandemie sogar kräftig beflügelt. Zudem erfasste er nicht nur den Mobilitäts-Sektor, sondern durch die Bank durch alle Radsegmente – »allen voran das E-Bike, aber auch Gravelbikes, Mountainbikes und frühere Nischen-Fahrräder wie Cargobikes«.
Down-Turner Lieferfähigkeit
Einziges Problem: der plötzliche Nachfrage-Boom für Fahrräder und Fahrradteile nach dem Lockdown führte im letzten Jahr und innerhalb der gesamten Branche zu handfesten Lieferproblemen. Nachdem die Fahrradgeschäfte im letzten Mai förmlich überrannt wurden, waren die Lager schnell leergefegt: »Die Nachfrage lag außerhalb jeglicher kurzfristig realisierbarer Kapazitätserweiterungen. Das sorgt bis heute für Lieferverzögerungen, auch bei uns. Wir haben jedoch alle Weichen gestellt, um unsere Produktionskapazitäten schnellstmöglich der aktuellen Entwicklung anzupassen.«
Roadmap für Nachhaltigkeit und Fairness steht
Trotz Corona-Krise und Liefer-Engpässen arbeitete Bohle auch 2020 weiter an seiner grünen Roadmap. Deren Ziel ist es, immer nachhaltiger und verantwortungsvoller zu produzieren.
So schloss das Unternehmen aus Reichshof bei Köln für den Einstieg in den fairen Handel eine Partnerschaft mit dem renommierten Fair Rubber e. V. – »der weltweit einzigen Fair-Trade-Organisation für Kautschuk, die die Prämien der Mitglieder eins zu eins an die Kleinbauern-Kooperativen in den Herstellungsländern auszahlt«. Bis heute ist Bohle der erste und einzige Reifenhersteller im Fair Rubber e. V..
Neue Firmenzentrale 2021: »Ökologische Bauweise bis ins Detail«
Grösster Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Unternehmen wird 2021 die neue Firmenzentrale sein. In die hat Bohle rund
20 Millionen Euro investiert. Der Neubau in Reichshof setzt Maßstäbe für eine ökologische Bauweise und eine nachhaltige Unternehmenskultur. So wurden weitestgehend Materialien verwendet, die am Ende der Nutzung recycelt werden können. Weitere Highlights sind die Stromerzeugung durch Solarzellen, Regenwasser-Nutzung über Zisternen, Deckensegel zur Temperaturregelung oder der begrünte Dachgarten.
Bohle macht auch noch einmal klar, dass man nicht nur im Hier und Jetzt, sondern auch schon in der Vergangenheit einige grüne Meilensteine erfolgreich umgesetzt hat. In diesem Zusammenhang verweisen die Reichshofener auf ihr bis dato einzige Schlauch-Recyclingsystem auf dem Weltmarkt, »das Green Compound und den GreenGuard-Pannenschutz aus nachhaltigen Rohstoffen und mit Recyclinganteilen sowie der Messestand und die Drucksachen, die jeweils auf eine ressourcenschonende Produktionsweise umgestellt wurden«.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Schwalbe/Sabine Kunzer