Die Herzroute in der Schweiz bekam für diese Saison mit der Etappe Willisau-Zug die erste »Osterweiterung«, nächstes Jahr soll der Genfer- und bis 2014 der Bodensee erreicht werden.
Eigentlich wurde die Herzroute aus einer Not geboren: Weil bei der Konzipierung des Velolandes das Herz der Schweiz ein weißer Fleck blieb, ersann Paul Hasler vom Büro für Utopien in Burgdorf eine Route quer durchs Emmental. Und weil das eine ziemlich hügelige Angelegenheit wurde, holte er Biketec mit ins Boot, den führenden Elektrovelohersteller (Flyer), der früher am Rande und seit 2009 mitten in der Route seinen Sitz hat. Biketec stattete die Ausgangspunkte in Willisau und Hasle-Rüegsau mit einer großen Flyer-Mietflotte aus und sorgte für genügend Batteriewechselstationen unterwegs.
Da die Landschaft so spektakulär wie unbekannt ist, wurde die Herzroute bald zur beliebtesten E-Bike-Route der Schweiz. Kein Wunder, dass dieser Erfolg die Idee einer landesquerenden Route aufkommen ließ, vom Bodensee bis zum Genfersee. Um dieses Projekt innerhalb einer vernünftigen Frist voranzubringen, war allerdings eine private Finanzierung zur Planung und Realisierung angezeigt: Aus der von Tourismuspartnern getragenen IG Herzroute wurde der Verein Herzroute, und die Umsetzung übernimmt die Herzroute AG, an der Paul Hasler und die Biketec AG je zur Hälfte beteiligt sind. Jetzt konnte auch Veloland Schweiz die Herzroute nicht mehr ignorieren. Weil die den nationalen Routen vorbehaltenen Ziffern 1 – 9 indes vergeben waren, wurde sie zwar wie eine regionale Route nur mit einer zweistelligen Nummer klassiert, mit der 99 aber immerhin einer speziellen Zahl. Die Ausschilderung erfolgte letztes Jahr – zeitgleich mit der ersten Erweiterung westwärts, den beiden Etappen nach Thun und Laupen. Auf diese Saison wurde die bislang 240 km lange Strecke um 68 km ostwärts erweitert, von Willisau nach Zug. Nächstes Jahr soll dann mit den zwei Teilstücken nach Romont und Lausanne bereits der Léman erreicht werden, während mit weiteren Etappen via Einsiedeln –Rapperswil – Toggenburg – Appenzeller¬land der Bodensee bis ca. 2014 das Ziel ist.
Die neue Etappe: Unbekanntes Luzerner Panorama
Zum Start der neuen Etappe folgt man von Willisau idyllischen Landschaftskammern mit Kleinoden wie den Kapellen St. Ulrich oder St. Ottilien. Überraschend taucht der winzige Soppensee auf und lädt zu einer kurzen Pause. Ein intensiver Aufstieg auf den Ruswilberg wird mit einem Rundblick bis zum Vierwaldstädtersee und bei gutem Wetter sogar bis weit in den Alpenraum belohnt. Nach einer erholsamen Abfahrt wird Sempach erreicht, wo ein Bad im See oder eine Rast in der schmucken Altstadt lockt.
Frisch gestärkt gewinnt man wieder locker an Höhe, um alsbald den Pilatus- und Rigiblick genießen zu können. In Eschen¬bach erscheint vor dem nichts ahnenden Radfahrer plötzlich die mächtige Fassade des Klosters, bevor die Herzroute wieder in der Stille der Wälder verschwindet. In einer fulminanten, passmäßigen Abfahrt gelangt man ins Reusstal, um nach kurzem Aargauer Bodenkontakt über die SBB-Reussbrücke das Zugerland zu erreichen. In Cham empfängt den Radler eine elegante Seepromenade, wonach eine naturnahe Schilflandschaft bis kurz vor Zug einen angenehmen Etappenausklang bietet.
Wie von den bisherigen Etappen gewohnt, können an Akkuwechselstellen bei Restaurants, Käsereien oder Bauernhöfen die elektrischen und körperlichen Batterien wieder geladen werden.
Peter Hummel
Für die neuste Herzroute-Etappe werden an den Aus¬gangs¬bahnhöfen Willisau oder Zug Elektrovelos vermietet (58 CHF pro Tag). Reservation wird dringend empfohlen, Tel. 00 41 58 327 54 57 oder www.rentabike.ch. Wer die fünf Herzroute-Etappen gerne als entspannte Ferientour er-fahren möchte, kann Gepäcktransport und Hotel unter www.herzroute.ch buchen.