Scotts neuer Interim-CEO schickte auf Nachfrage folgendes Statement an den RadMarkt: »Es ist schwer zu verstehen, wie Herr Zaugg in Anbetracht der eindeutigen Fakten seine Position aufrechterhalten kann, aber auch bezeichnend, dass er keine Erklärung dafür liefern kann, warum er einseitig beschließen konnte, gegen den Willen des Verwaltungsrats und des Mehrheitsaktionärs als CEO zu bleiben.«
Fakt sei, dass »Herr Tan und Herr Lee« – die beiden einzigen Verwaltungsratsmitglieder von Scott Sports SA (der operativen Gesellschaft der Gruppe) – am 27. März das Arbeitsverhältnis von Zaugg als CEO mit sofortiger Wirkung beendet hätten: »Herr Zaugg ist nicht Mitglied des Verwaltungsrats von Scott Sports SA und war daher nicht in diesen Prozess involviert.« Am selben Tag sei Zaugg auch die laut Verwaltungsrat rechtlich bindende Kündigung ordnungsgemäß mitgeteilt worden.
An jenem Tag habe auch eine Sitzung des Verwaltungsrats der reinen Holdinggesellschaft Scott Corporation SA stattgefunden: »Bei der waren alle Verwaltungsratsmitglieder einschließlich Herrn Zaugg anwesend. Auf dieser Sitzung beschloss die Mehrheit des Verwaltungsrats, Herrn Zaugg mit sofortiger Wirkung als CEO auch auf der Ebene der Scott Corporation SA zu entlassen«.
Selbstverständlich sei die Scott-Geschäftsleitung auch noch an jenem 27. März über diese wichtige Entwicklung informiert worden: »Um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen, steht die neue Führung seither in täglichem Kontakt mit der Geschäftsleitung.«
Welche Rolle dabei die beiden Kim beratend zur Seite gestellten Fahrrad- und Outdoor-Branchenkenner Steve Meinecke und Mathias Seidler bereits spielen, erwähnt der Interim-CEO in seiner Stellungnahme nicht.
Und Beat Zaugg? Der arbeitet laut Informationen aus der heimischen Presse trotz Kündigung weiter. Gegenüber der deutschsprachigen Schweizer Tageszeitung »Blick« ließ er allerdings durchblicken, dass es für ihn nicht undenkbar sei, sich eines Tages von dem Minderheits-Aktienpaket seines von ihm gegründeten Unternehmens Scott zu trennen. Nur: »Ein Käufer müsste die Branche und Kultur der Firma verstehen. Bei Youngone ist das nicht der Fall.«
Text: Jo Beckendorff