Letzten Donnerstag (19. März) lief im WDR ein sehenswerter Fahrrad-Film. Titel: »Wie das Fahrrad nach NRW kam«. Derzeit steht dieser 45-minütige Beitrag noch in der Mediathek unter diesem Link zur Verfügung.
Der Beitrag geht auf die vor über 100-jährige Fahrrad-Geschichte in NRW ein. Die RadMarkt-Heimat Bielefeld war damals das Maß der (Fahrrad-)Dinge. Der dortige Nähmaschinen-Hersteller Dürkoppwerke war einer der ersten in Deutschland, der mit der Serienfertigung von Fahrrädern durchstartete. Das war 1885. Schon ein Jahr später wurde übrigens in Bielefeld der RadMarkt gegründet. Dort ist er bis heute zu Hause.
Mitte der 20er-Jahre produzierten an die 100 Firmen in Bielefeld und Umgebung Fahrräder und das entsprechende Zubehör. Namen wie Adler, Concordia oder Göricke sind zumindest der älteren Generation immer noch ein Begriff.
Die Dokumentation von Jörg Laaks erzählt die Geschichte vom Pioniergefühl der Bielefelder Fahrrad-Gründerzeit bis zur Gegenwart. Historisch wichtigen Orte werden gezeigt sowie Menschen, die dort heute noch Hochrad fahren sowie eine Fahrradmanufaktur, die weiterhin Fahrräder Made in Bielefeld produziert. Zudem wird auf die Faszination Mountainbike sowie und das in Dortmund erfundene leichteste E-Bike der Welt eingegangen.
Was ist aber von der Bielefelder Fahrrad-Produktion übriggeblieben? Mit Patria-Macher Kleinebenne GmbH wird noch eine oben bereits erwähnte kleine feine Komplettrad-Manufaktur dem Erbe der hiesigen Fahrrad-Gründerzeit gerecht. Mit dem 1868 gegründeten Zubehör-Anbieter Hebie GmbH & Co. KG ist noch ein weiterer (allerdings nicht im Beitrag erwähnter) Anbieter aus den Anfängen der Bielefelder Fahrrad-Geschichte weiterhin im Markt.
Da erscheint die Patria-Geschichte im Vergleich geradezu jung. Bevor sich der Großvater von Geschäftsführer Jochen Kleinebenne nach dem zweiten Weltkrieg selbständig machte, war er Werkmeister bei Dürkopp. Jochens Vater und Onkel stiegen in das Fahrrad-Jungunternehmen mit ein. 1996 übernahm Jochen Kleinebenne das Familienunternehmen nach einer Krise. Damals beschäftigte der Betrieb fünf Mitarbeiter. Heute sind es wieder ein Team von 20, die pro Jahr an die 2.000 Fahrräder Made in Bielefeld produzieren. Die Hälfte der Fahrräder mit kollektiv dort gefertigten Stahlrahmen sind Maßanfertigungen (heute spricht man von »Custom-Made«).
Text: Jo Beckendorff, Abb.: WDR