Was sich in den jeweiligen Quartalszahlen 2016 bereits angedeutet hatte, wird beim Lesen des jetzt vorgelegten Geschäfts-Jahresberichts 2016 von Marktführer Shimano Group zur Gewissheit: Die Japaner mussten im Vergleich zum Vorjahr kräftig herunter schalten.
Insgesamt lag der Gesamtumsatz 2016 bei 323 Milliarden Yen (2,67 Milliarden Euro). Gegenüber dem Vorjahr ist das ein zweistelliges Minus von 14,7 Prozent. Damit liegt Shimano auch unter der im vorherigen Geschäftbericht kommunuzierten Verkaufsprognose 2016 von 350 Milliarden Yen (2,9 Milliarden Euro). Der operative Gewinn sackte mit seinen insgesamt 64,55 Milliarden Yen (533,94 Millionen Euro) gegenüber dem Vorjahr sogar um 24,1 Prozent ab.
Von diesem Gesamtumsatz entfielen 259,46 Milliarden Yen (2,15 Milliarden Euro) auf das von den Japanern bediente größte Geschäftsfeld Fahrradkomponenten – gefolgt von 63,14 Milliarden Yen (522,28 Millionen Euro) auf Angelausrüstung sowie 399 Millionen Yen (3,3 Millionen Euro) auf »Sonstiges« (z.B. Teile für die Autoindustrie etc.).
Diese Fahrradzahlen verdeutlichen auch, warum der Shimano-Geschäftsbericht 2016 so »unsexy« ausfällt. Der oben genannte Fahrrad-Umsatz wurde gegenüber dem Vorjahr um 17,4 Prozent ausgebremst. Der operative Gewinn lag mit seinen insgesamt 57,87 Milliarden Yen (478,72 Millionen Euro) um 27,5 Prozent unter dem Vorjahres-Ergebnis. Heißt: Der operative Gewinn ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Viertel eingebrochen.
Die Japaner begründen dieses enttäuschende Abschneiden zum einem mit den schlechten Wetterbedingungen zum Saisonstart in Europa. Der hätte dort die Verkaufspreise in den Keller getrieben sowie für volle Lager seitens der Distributeure geführt. Dank gutem Wetter im Juli konnten diese Lagerüberhänge allerdings im Laufe des Jahres abgebaut werden.
In Nordamerika seien die Fahrradverkäufe 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig gewesen. Dafür hätten aber die Anfang des Jahres hohen Warenüberhänge abgebaut werden können. Diese wären zum Jahresende nicht weg, aber auf einem niedrigeren Level als zu Jahresbeginn.
In China sei vor allem das Geschäft von Sporträdern durch Wirtschaftsflaute und schlechten Wetterbedingungen rückläufig gewesen. Auf der anderen Seite habe sich aber wenigstens der weiterhin hohe Lagerbestand stabilisieren können.
Was die aufstrebenden Fahrradmärkte in den Schwellenländern Südostasiens betrifft, seien die dortigen Bikeverkäufe »niedriger als im Vorjahr aber weiter robust«.
Dafür würde der lateinamerikanische Markt weiterhin durch Wirtschaftsflaute und schlechter Wechselkurse ausgebremst.
Last but not least verweist Shimano auf seinen Heimatmarkt Japan. Hier seien die vorab robusten Sportrad-Verkäufe niedriger als im Vorjahr. Zudem seien die Lager der Distributeure weiterhin voll. Außerdem würden die im Vergleich billigen Stadtrad-Verkäufe weiter mau ausfallen.
Was folgt? Für das angelaufene Geschäftsjahr 2017 geht Shimano von einer moderaten Erholung der europäischen Wirtschaft aus, die letztendlich auch wieder in einer wachsenden Konsumfreundlichkeit führen würde. Die Japaner verweisen aber auch auf den Brexit sowohl die bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland (RadMarkt-Anmerkung: Die Wahl in den Niederladen wird nicht aufgeführt). Abhängig von diesen Wahlen könnte sich auch das Tempo der Wirtschaft verlangsamen. In den USA geht man – abhängig von einer weiteren Arbeitsmarkt-Erholung – von einem steigenden Konsumverhalten aus. Aber auch hier würden »spezielle politische Entscheidungen seitens der neuen Regierung eine direkten Einfluss auf die Wirtschafts-Performance haben«. Was den Heimatmarkt Japan betrifft, würde die Lage der Weltwirtschaft einen direkten Einfluss auf die Wirtschaftslage Japans haben. Deshalb würde man Wirtschaftstrends in der Welt sowie in der Heimat Nippon derzeit genauestens im Auge behalten.
Ausgedrückt in Zahlen heißt das: Für das Geschäftsjahr 2017 geht Shimano Group von einem Gesamtumsatz von 330 Milliarden Yen (2,73 Milliarden Euro) aus. Verglichen mit 2016 wäre das ein leichtes Plus von 2,2 Prozent. Der prognostizierte Fahrradumsatz sollte bei 264 Milliarden Yen (2,18 Millionen Euro, plus 1,9 Prozent) liegen. Bei Angelausrüstung gehen die Japaner von einem 2017er-Umsatz von 65,5 Milliarden Yen (541,91 Millionen Euro, plus 3,7 Prozent) und bei »Sonstiges« von 500 Millionen Yen (4,14 Millionen Euro, plus 25,3 Prozent) aus.
Text: Jo Beckendorff