Da die Japaner nach ihrem Fahrrad-Komponenten Umsatz- und Gewinnrekord 2022 wegen wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen nicht müde wurden, bevorstehende 2023er-Einbußen zu kommunizieren, ist das letztjährige Ergebnis keine große Überraschung. Das Herunterschalten betraf nicht nur den von Shimano bespielten Sektor Fahrrad-Komponenten, sondern auch deren Schwester Angelausrüstung sowie den im Vergleich kaum nennenswerten dritten Bereich »Others«.
So sank auch das letztjährige operative Shimano-Betriebsergebnis um 50,5 Prozent auf 83,65 Milliarden JPY (521,34 Millionen Euro) und das ordentliche Betriebsergebnis (EBIT) um 41,5 Prozent auf 103,37 Milliarden JPY (639,17 Millionen Euro). Damit halbierte sich auch der letztendliche Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 63,35 Milliarden JPY (390,89 Millionen Euro) genau genommen ist es ein Minus von 52,2 Prozent).
Geschäftsfeld Fahrrad-Komponenten
Geographisch teilt Shimano seinen letztjährigen Fahrrad-Komponenten-Gesamtumsatz in Höhe der oben genannten 364,68 Milliarden JPY (2,27 Milliarden Euro) wie folgt auf (siehe dazu auch unten stehende Tabelle):
Japan: 10,69 Milliarden JPY (68,25 Millionen Euro, minus 14,0 Prozent)
Nordamerika: 20,05 Milliarden JYY (124,09 Millionen Euro, minus 35,9 Prozent)
Europa: 186,65 Milliarden JPY (1,16 Milliarden Euro, minus 35,3 Prozent)
China: 63,67 Milliarden JPY (397,10 Millionen Euro, plus 9,7 Prozent)
Taiwan: 42,05 Milliarden JPY (260,61 Millionen Euro, minus 24,9 Prozent)
Andere: 41,57 Milliarden JPY (260,60 Millionen Euro, minus 41,6 Prozent)
Diese Übersicht unterstreicht, dass Europa für Shimano nach wie vor – und mit großem Abstand – der größte Markt seines Fahrrad-Komponenten-Geschäfts ist. Dieser musste in der geographischen Aufteilung 2023 aber auch das zweitgrößte Minus schlucken.
Generell sei das Interesse an Kompletträdern nicht nur in Europa (und hier vor allem in Benelux und Deutschland), sondern auch in weiteren wichtigen Übersee-Märkten weiterhin stark. In anderen Ländern schwächte sich die Verbrauchernachfrage aufgrund von Inflation und Konjunkturabschwächung ab. So blieben auch die Lagerbestände auf dem Markt auf hohem Niveau.
Auf dem nordamerikanischen Markt war das Interesse an Fahrrädern ungebrochen. Allerdings blieb der Komplettrad-Verkauf als Reaktion auf den vorherigen Fahrradboom schwach. Die Lagerbestände blieben auf einem konstant hohen Niveau.
Auf den Märkten Asiens, Ozeaniens sowie Mittel- und Südamerikas war das Interesse an Fahrrädern ebenfalls ungebrochen. Hier war es eher die steigende Inflation und die wirtschaftlichen Unsicherheiten, die Verbraucher vom Komplettrad-Kauf abrücken ließ. So befanden sich die Marktvorräte auch hier auf einem hohen Niveau.
Einziger Lichtblick im Sektor Fahrrad-Komponenten 2023 (und die einzige Verkaufsregion mit einem Umsatzplus gegenüber 2022, siehe oben): China. Dort kurbelt die anhaltende Beliebtheit des sportlichen Radfahrens im Freien nach langen Lockout-Phasen vor allem den Rennrad-Verkauf an. Somit befanden sich die hiesigen Lagerbestände laut Shimano »auf einem angemessenen Niveau«.
Auf dem heimischen Markt Japan waren die Einzelhandels-Verkäufe weiterhin schleppend. Hintergrund: die Preise für Kompletträder sind aufgrund der Abwertung des Yen in die Höhe geschnellt. Folge: ein Rückgang der Verbraucherausgaben und hohe Marktbestände.
Unter diesen Marktbedingungen wurden die neuen Shimano-Produkte – allen voran die 12-fach «Shimano 105«- und die Gravelbike-Gruppe »Shimano GRX« – positiv aufgenommen.
Infolgedessen schaltete der 2023er-Nettoumsatz des Segments Fahrrad-Komponenten wie oben bereits erwähnt um 29,5 Prozent auf besagte 364,68 Milliarden JPY (2,27 Milliarden Euro) zweistellig herunter.
2023er-Zahlen nach Boomphase immer noch über Vor-Corona-Niveau
Um diesen Wert aber einmal in Relation zu setzen: damit liegt man immer noch stark über den erzielten Umsätzen der Vor-Corona-Zeit.
Ein Beispiel: der 2019er-Fahrrad-Komponenten-Umsatz von Shimano lag bei 290,04 Milliarden Yen (1,80 Milliarden Euro – nach damaligem Umrechnungskurs allerdings 2,44 Milliarden Euro). Somit sollte man auch das letztjährige operative Betriebsergebnis, das im Vergleich zum vorherigen Boomjahr um 55,0 Prozent auf 65,25 Milliarden JPY (403,23 Millionen Euro) zweistellig runterschaltete, eher mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 vergleichen: da lag das operative Betriebsergebnis bei 57,85 Milliarden Yen (359,84 Millionen Euro – nach damaligem Umrechnungskurs allerdings 486,78 Millionen Euro).
Ausblick
Mit Blick auf das laufenden Geschäftsjahr 2024 drückt Shimano weiter auf die Bremse: »Steigende Rohstoffpreise und die Stagnation der Logistik aufgrund geopolitischer Risiken wie die Verlängerung der Situation in der Ukraine und die wachsenden Spannungen im Nahen Osten können die globalen Lieferketten stören und die Wirtschaft weiter unter Druck setzen. Darüber hinaus können die Ergebnisse der für 2024 angesetzten Wahlen in wichtigen Ländern und Regionen sowie Änderungen der Zinspolitik in verschiedenen Ländern die Wirtschaft beeinflussen.«
Man werde sich bemühen, »die Effizienz des Managements weiter zu verbessern und ein nachhaltiges Unternehmenswachstum anzustreben, indem wir die Schaffung einer neuen Fahrrad- und Angelkultur verfolgen«.
Somit geben die Japaner für das laufende Geschäftsjahr 2024 eine konsolidierte (Netto-)Umsatzprognose in Höhe von 420 Milliarden JPY (2,61 Milliarden Euro) heraus. Damit würde man 11,5 Prozent unter dem des Jahres 2023 liegen.
Darin enthalten: ein Nettoumsatz von Fahrrad-Komponenten in Höhe von 325 Milliarden JPY (2,02 Milliarden Euro). Damit würde man gegenüber dem Vorjahr 10,9 Prozent herunterschalten.
Wie wichtig dieser Sektor für Shimano ist, belegt auch weitere Zahl: die oben genannte Umsatzprognose des Segments Fahrrad-Komponenten entspricht einem Anteil am prognostizierten Gesamtumsatz von 77,4 Prozent.
Text: Jo Beckendorff