Während des ersten Verkaufsquartals des laufenden Geschäftsjahres 2022 berichtet Fahrradkomponenten-Marktführer Shimano Inc. zwar von Anzeichen einer Erholung der durch die Omicron-Variante ausgelösten wirtschaftlichen Stagnation. Allerdings wurde die durch die steigende Inflation und des russischen Einmarsches in der Ukraine eingebremst. Allerdings blieb das Interesse und die Nachfrage nach Fahrrädern und Angelausrüstung trotz Lieferketten-Unterbrechungen und angespannter Logistik weiterhin hoch. Für das Gesamtjahr sieht Shimano aber ein sich verlangsamendes Umsatzwachstum.
In den ersten drei Monaten des Jahres konnten die Japaner einen Nettoumsatz von 144,05 Milliarden Yen (1,06 Milliarden Euro) einfahren. Verglichen mit dem ersten Quartal des Vorjahres ist das ein Plus von 13,9 Prozent. Das Betriebsergebnis konnten ebenfalls zweistellig um 16,8 Prozent auf 38,03 Milliarden Yen (279,16 Millionen Euro) hochschalten. Da konnte der Nettogewinn nicht ganz mithalten: er hielt sich mit 28,74 Milliarden Yen (213,17 Millionen Euro, plus 0,5 Prozent) quasi auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahres-Zeitraums.
Geschäftsfeld Fahrradkomponenten
Auch wenn Shimano mit seinem größten Geschäftsfeld Fahrradkomponenten im ersten Verkaufsquartal weiterhin zweistellig hochschaltete, sich die Marktbestände an Fahrrädern der Einstiegs- und Mittelklasse einem angemessenen Niveau annäherten und die Nachfrage nach Fahrrädern der Oberklasse hoch blieb, spricht der Anbieter von ersten Anzeichen einer Abkühlung des weltweiten Fahrrad-Booms.
Mit Blick auf die Zahlen des ersten Verkaufsquartals ist davon allerdings noch nichts zu spüren gewesen: der Fahrradkomponenten-Gesamtumsatz lag mit seinen 118,18 Milliarden Yen (867,38 Millionen Euro) mit 13,9 Prozent im Plus. Das Betriebsergebnis punktete mit seinen 32,46 Milliarden Yen (235,20 Millionen Euro) auch zweistellig um 17 Prozent nach oben.
Fahrradkomponenten und Regionen
Da die Regierungen in Europa laut Shimano ihre Politik zur Förderung des Fahrrads als Reaktion auf das wachsende Umweltbewusstsein fortsetzten, blieb die hiesige Nachfrage nach Fahrrädern und fahrradbezogenen Produkten stabil. Während die Nachfrage nach E-Bikes stark blieb, näherten sich die Marktbestände an Fahrrädern der Einstiegs- und Mittelklasse allerdings »einem angemessenen Niveau«.
Auf dem nordamerikanischen Markt blieb die Nachfrage nach Fahrrädern stabil und die Marktbestände, die sich auf Fahrräder der Einstiegs- und Mittelklasse konzentrierten, erholten sich auf ein angemessenes Niveau.
Auf den asiatischen sowie süd- und mittelamerikanischen Märkten kühlte sich der Fahrradboom hingegen schon ab. So blieben die Marktvorräte an Fahrrädern der Einstiegsklasse auf einem etwas höheren Niveau.
Auf dem heimischen Markt des Anbieters blieben die Lagerbestände an Rennrädern aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Sporträdern auf einem niedrigen Niveau. Allerdings kam der Einzelhandels-Verkauf von Alltagsrädern nur schleppend voran. Folge: »Lagerbestände auf einem höheren Niveau«.
Unter diesen Marktbedingungen war die Auftragslage für eine breite Palette von Produkten – einschließlich der High-End-Modelle für Rennräder (»Dura-Ace« und «Ultegra«) und der sportlichen E-Bike-Komponenten (»Shimano Steps«) – rege.
Geschäftsfeld Angelausrüstung
Das Shimano-Geschäftsfeld Angelausrüstung macht derzeit dieselben Erfahrungen wie »der große Bruder« Fahrradkomponenten: der durch Corona-ausgelöste Angel-Boom erfreut sich nach wie vor einer großen Nachfrage. Aber auch hier sprechen die Japaner bereits von ersten Anzeichen eines Abflauens. Und wie bei Fahrradkomponenten auch ist zumindest im ersten Verkaufsquartal davon noch nichts zu spüren gewesen. Der Nettoumsatz kletterte um 14,1 Prozent auf 25,77 Milliarden Yen (191,23 Millionen Euro) und das Betriebsergebnis um 14,8 Prozent auf 5,56 Milliarden Yen (44,13 Millionen Euro) nach oben.
Geschäftsfeld Sonstiges
Dazu gesellt sich dann noch das dritte von Shimano ausgewiesene (und eigentlich zu vernachlässigende) Geschäftsfeld Sonstiges (Autoteile & Co.). Hier konnte der Nettoumsatz um 11,4 Prozent auf 104 Millionen Yen (0,77 Millionen Euro) wachsen. Das Betriebsergebnis in Höhe von 12 Millionen Yen (0,09 Millionen Euro) folgte auf einen Betriebsverlust in Höhe von 5 Millionen Yen (0,04 Millionen Euro) im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum.
Ausblick
Shimano hat seine Halb- und Ganzjahres-Prognose »aufgrund der Verbuchung von Wertminderungen und der Verbuchung von nicht-operativen Erträgen im Zusammenhang mit der Abwertung der asiatischen Währungen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022« revidiert. Während weiterhin von einem Ganzjahres-Umsatz von 580 Milliarden Yen (4,27 Milliarden Euro) sowie einen Betriebsergebnis von 161 Milliarden Yen (1,18 Milliarden Euro) ausgegangen wird, wurde die ordentliche Ertrags-Prognose um 0,9 Prozent auf 163,1 Milliarden Yen (1,20 Milliarden Euro) leicht nach oben gehoben.
Die genannte Umsatzprognose des Geschäftsjahres 2022 entspricht im Vergleich zum Vorjahr nur noch einem einstelligen Plus von 6,1 Prozent. Die ordentliche Ertragsprognose sieht man dann mit 6,9 Prozent im Plus.
Anders ausgedrückt: die Zeiten des zweistelligen Wachstums sind laut Shimano erst einmal vorbei.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Shimano