Abenomics – die nach dem derzeitigen Nippon-Premierminister Shinzo Abe benannte Reformpolitik – versucht mit ihrer bewusst herbeigeführten Währungsschwächung der Nippon-Wirtschaft wieder auf die Beine zu kommen. Ob das auch langfristig funktioniert? Zumindest profitieren viele Nippon-Anbieter seit etwas über einem Jahr von der Schwächung des Yen. Bestes Beispiel: Shimano. Soeben legte der Marktführer in Sachen Fahrradkomponenten die Ergebnisse der ersten drei Verkaufsquartale 2014 vor...
Mit Hilfe einer enormen Geldschwemme will die Nippon-Regierung das besorgniserregende Handelsbilanzdefizit wieder in den Griff kriegen und den Konsum ankurbeln. Bisher mit Teilerfolgen, die aber nicht alle überzeugen. Die Regierung meint es ernst: Zur Bekämpfung einer drohenden Deflation wurden am 31. Oktober noch einmal überraschend 80 Billionen Yen (570 Milliarden Euro) in den Markt gepumpt.
Kleine Randnotiz: Diese kurzfristig angewandte Finanzspritze führte auch zu guten Zuwächsen an der Nippon-Börse. Die Shimano-Aktie schnellte zum Beispiel gleich am 31. Oktober auf ein Jahreshoch von 14.760 Yen (103,94 Euro).
Der billige Yen kommt natürlich auch den Verkäufen von Shimano entgegen. In Zahlen: In den ersten neun Monaten des Jahres 2004 haben die Japaner ihren Gesamtumsatz um 20,8 Prozent auf nunmehr 241,0 Milliarden JPY (1,70 Milliarden Euro) hochgeschaltet. Der operative Gewinn kletterte sogar um 54,5 Prozent auf 48 Milliarden JPY (337,99 Millionen Euro).
Darin enthalten: Fahrradkomponenten – die größte Verkaufssparte von Shimano – mit einem Umsatz von 196,4 Milliarden Yen (1,38 Milliarden Euro). Verglichen mit den ersten drei Quartalen des Vorjahres ist das ein Plus von 23,4 Prozent. Der operative Gewinn wuchs allerdings um kraftstrotzende 53,5 Prozent auf 44,71 Milliarden Yen (315,05 Millionen Euro).
Zum Vergleich: Die zwei weiteren von Shimano bedienten Geschäftsbereiche Angelausrüstung und Sonstiges (z.B. Teile für die Autoindustrie etc.) brachten es auf einen Januar- bis September-Umsatz von 44,29 Milliarden Yen (311,98 Millionen Euro – plus 10,6 Prozent) bzw. 287 Millionen Yen (2,02 Millionen Euro – plus 2,2 Prozent). Der operative Gewinn lag bei Angelausrüstung bei 3,34 Milliarden Yen (23,56 Millionen Euro – plus 63,7 Prozent). Die Rubrik Sonstiges fuhr hingegen einen operativen Verlust von 82 Millionen Yen (0,58 Millionen Euro – Verlust im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres: 108 Millionen Yen) ein.
Auch wenn die Fahrradkomponenten-Verkäufe in Europa in den Monaten August und September durch Wetterkapriolen ausgebremst wurden: Das Gesamtergebnis veränderte sich dadurch nicht erheblich. Dafür war der Saisonstart zu gut gewesen. Auf dem US-Markt sei die Saison – bedingt durch einen harten Winter – erst langsam in die Gänge gekommen, befand sich aber zum Ende des dritten Geschäftsquartals schon wieder auf Vorjahres-Niveau. In Asien verweist Shimano in seinem Geschäftsbericht explizit auf den heimischen sowie chinesischen Markt. Im Land der aufgehenden Sonne sei man anfangs wie in den USA durch eine harten Winter ausgebremst worden. Trotzdem seien vor allem die Fachhandels-Verkäufe von sportiven Fahrrädern und mittel- bis hochpreisigen Alltagsrädern stabil. Das war wegen der diesjährigen und heiß diskutierten Mehrwertsteuer-Erhöhung in Japan nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Insgesamt würden die heimischen Alltagsrad-Verkäufe derzeit allerdings etwas herunter schalten. Ganz anders in China: Dort würden vor allem Sportrad-Verkäufe weiter stabil nach oben rollen. Stabile Sportrad-Verkäufe wurden ebenfalls aus einigen Schwellenländern Asiens gemeldet.
Für Shimano besonders wichtig zu wissen: Die Lager der Importeure und des Fachhandels seien relativ leer. Mit anderen Worten: Es gibt in keinem Fahrradkomponenten-Bereich irgendwelche großen Überhänge. Somit sei die Vororder auch sehr gut ausgefallen. Rückenwind erhielt die natürlich auch durch den schwachen Yen (siehe oben), der die Shimano-Produkte derzeit auch preislich sehr attraktiv gestaltet.
Neben dem guten Start der im dritten Verkaufsquartal vorgestellten neuen Scheibenbremsen für Rennräder seien auch die im zweiten Verkaufsquartal in den Markt gebrachten neuen Produkte wie beispielsweise die MTB-Schaltgruppe „Alivio“, die Einsteigergruppe „Tourney TX“ sowie die neue 105er-Rennrad-Komponenten gut aufgenommen worden. Die bisherigen Januar- bis September-Verkäufe lägen über denen des vergleichbaren Vorjahreszeitraumes.
Für das Gesamtjahr 2014 hatte Shimano seine Vorab-Prognose bereits Ende Juli korrigiert. Seitdem gehen die Japaner von einem Gesamtumsatz von 316 Milliarden Yen (2,23 Milliarden Euro) sowie einem operativen Gewinn von 61 Milliarden Yen (429,6 Millionen Euro) aus.
Text: Jo Beckendorff
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