Laut den österreichischen Gläubigerschutz-Verbänden Kreditschutzverband 1879 (KSV1870) und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) belaufen sich die Schulden der »größten Insolvenz in der österreichischen Wirtschafts-Geschichte« auf rund 5 Milliarden Euro. Die einzelnen Unternehmen der Gruppe sollen Insidern zufolge sogar alle zusammen Kredite in Höhe von mehr als 10 Milliarden Euro aufgenommen haben. Die Geld- bzw. Kreditgeber hinter der von Investor René Benko gegründeten Signa-Gruppe sind vor allem Banken, Versicherungen und Fondgesellschaften.
Deutsche, österreichische und Schweizer Banken
So sorgt diese Insolvenz auch in Deutschland für eine beachtliche Bremsspur. Diversen Medienberichten zufolge gehören deutsche Banken wie die Landesbanken Hessen-Thüringen, die BayernLB, LBBW aus Baden-Württemberg, die NordLB sowie acht deutsche Sparkassen zu den Gläubigern. Laut »Börse Online« sollen sie insgesamt »mehrere Millionen Euro« Kredite an Sigma Group vergeben haben.
Was allerdings im Vergleich zu Banken in Österreich und Schweiz Peanuts-Beträge sind. Österreichische Banken sollen Benko & Co. über 2 Milliarden Euro geliehen haben – allen voran mit rund 750 Millionen Euro die Raiffeisenbank International (RBI).
Die RFI betrifft es besonders hart: sie muss nicht nur die Signa-Pleite verdauen, sondern als auf Osteuropa spezialisiertes Geldinstitut auch mit er für sie verheerende Kreml-Finanzpolitik umgehen.
Entgegen allen Versprechungen ist die RBI noch nicht aus dem Russland-Geschäft ausgestiegen. Hintergrund: die russische Finanzpolitik sorgt dafür, dass alle dortigen RBI-Gewinne im Land bleiben müssen. So würde ein von der Europäischen Zentralbank geforderter Ausstieg bzw. Verkauf des Russlands-Geschäfts zu einem Buchwert-Verlust von 50 Prozent führen. Diesen Schritt ist die RBI bis dato verständlicherweise nicht bereit zu gehen. Die Signa-Pleite sorgt da auch nicht gerade für Rückenwind.
Was das Bankenland Schweiz betrifft, hat die Bank Julius Bär inzwischen mit Blick auf Signa Group ein Kredit-Einzelrisiko in Höhe von 600 Millionen CHF (636 Millionen Euro) eingeräumt.
Deutsche Versicherungen
Dabei gehören Banken noch nicht einmal zu den größten Kreditgebern. Die sind in der Versicherungswelt zu finden. Laut einem Bericht in der »Financial Times« haben sich alleine deutsche Versicherer mit 3 Milliarden Euro in Benkos Gruppe engagiert.
Alleine die Dortmunder Signal Iduna soll Signa fast 1 Milliarde Euro geliehen haben – gefolgt von der Munich Re-Tochter Ergo mit rund 700 Millionen Euro, der Versicherungsgruppe R+V mit circa 500 Millionen Euro und der Allianz mit rund 300 Millionen Euro und dem Volkswohl Bund mit rund 250 Millionen Euro.
Einige Versicherer wie zum Beispiel der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) haben nicht nur Kredite für bestimmte Signa-Immobilien gewährt, sondern sich laut Dokumente, die der »Financial Times« vorliegen, auch an Unternehmen der Gruppe beteiligt. LVM hängt zum Beispiel mit 2,9 Prozent bei Signa Prime Selection mit drin.
Mit einem Gross Asset Value von 20,4 Milliarden Euro ist die Signa Prime Selection AG die größte Gesellschaft im Immobilienbereich der Signa-Gruppe. Sie fokussiert sich auf Investitionen und das langfristige Halten »außergewöhnlicher Immobilien in besten Innenstadt-Lagen«. Unter anderem auch dabei: einige Top-Häuser der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH wie zum Beispiel das KaDeWE Berlin, Karstadt Hermannsplatz Berlin, Oberpollinger München und Karstadt am Bahnhofsplatz München. Ende November musste die Signa Prime Selection-Tochter Signa Real Estate Management Germany GmbH als erstes Immobilien-Unternehmen der Signa Group Insolvenz anmelden.
Durchaus heftig: etwa ein Drittel aller von Versicherungen gewährten Kredite sollen nicht durch Sicherheiten gedeckt sein. Demnach sind in etwa nur zwei Drittel der Kredite vor allem in Form von Immobilien oben genannter Häuser in 1A-Stadtlagen irgendwie gesichert.
Gut zu wissen: selbst wenn die Signa Group-Pleite für viele deutsche Banken und Versicherer schmerzlich und teuer ist, stellt sie keine wesentliche Bedrohung dar. Laut der deutschen Finanzaufsichts-Behörde Bafin ist das Risiko oben genannter Versicherer mit Blick auf ihr Gesamtvermögen »vernachlässigbar«. Demnach ist die Signa Group-Insolvenz für sie nicht existenzbedrohend.
Text: Jo Beckendorff