Die börsennotierte E-Commerce- und Technologie-Sportplattform Signa Sports United N.V. (SSU) hat im vom April bis Juni laufenden dritten Verkaufsquartal ihres laufenden Geschäftsjahres 2021/22 ein erstes Nachlassen seiner Bikeverkäufe hinnehmen müssen. Auch wenn der Nettoumsatz weiterhin zweistellig zulegen konnte, wird der heiß gelaufene Verkaufsboom nicht nur von weiterhin bestehenden Lieferengpässen belastet, sondern trifft nun auch auf eine nachweisliche Verschlechterung des Konsumklimas.
SSU verweist auf »Inflationsdruck und geopolitische Ereignisse«, die die Nachfrage in den Kernmärkten belasten. Zudem fallen die Nachfrageschwankungen und anhaltenden Lieferengpässe im Fahrradgeschäft gegenüber dem Tennisgeschäft weitaus stärker aus.
Warum der Nettoumsatz trotzdem zweistellig zulegen konnte, ist den guten Ergebnissen der Ende letzten Jahres abgeschlossenen Übernahmen der Online-Fahrradgröße WiggleCRC und des Tennis-Anbieters Tennis Express zu verdanken.
Was die Pro-forma-Performance ohne diese beiden »SSU-Newcomer« betrifft, habe »das schwierige makroökonomische Umfeld in Verbindung mit anhaltenden Einschränkungen in der Lieferkette« im dritten Verkaufsquartal zu einem Nettoumsatz-Rückgang von 14 Prozent und in den ersten drei Verkaufsquartalen zu einem Nettoumsatz-Rückgang von 12 Prozent geführt.
Allerdings unterstützt die positive Auswirkung mehrerer langfristiger Megatrends laut SSU »das Pro-forma-Wachstum des Nettoumsatzes im Vergleich zum Zeitraum vor Covid mit plus 16 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal des vorherigen Geschäftsjahres und mit plus 27 Prozent im Vergleich zu den ersten neun Monaten des vorherigen Geschäftsjahres 2020/21«.
Dank Übernahmen zweistelliges Umsatzwachstum
Dank oben genannter Übernahmen konnte der Nettoumsatz im dritten Verkaufsquartal (04 bis 06/2022) um 29,2 Prozent auf 324 Millionen Euro und in den ersten drei Verkaufsquartalen (Zeitraum 10/2021 bis 6/2022) um 28,8 Prozent auf 806 Millionen Euro hochschalten.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Mieten (EBITDA) fiel im dritten Verkaufsquartal allerdings auf einen Verlust von 13 Millionen Euro. Im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum war es noch ein Plus von 13 Millionen Euro. So lag auch das bereinigte EBITDA für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres bei einem Verlust von 42 Millionen Euro (im Vergleich zu plus 27 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum).
Der Nettoverlust stieg im dritten Verkaufsquartal auf 52,5 Millionen Euro (04-06/2021: 12,9 Millionen Euro) und für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 auf 254,1 Millionen Euro (10/2020-6/2021: 24,9 Millionen Euro). Den hohen Nettoverlust der ersten drei Verkaufsquartale führt SSU unter anderem auf »einmalige Buchhaltungskosten im Zusammenhang mit dem Börsengang« zurück.
Zauberformel Synergieeffekte
»Während das schwierige operative Umfeld unsere organische Leistung belastet hat, konzentrieren wir uns auf Effizienz und die Nutzung unserer Größe, um SSU für ein profitables langfristiges Wachstum zu positionieren,« erklärte SSU-Finanzchef (CFO) Alex Johnstone bei Vorlage der Geschäftszahlen, »das Unternehmen ist gut kapitalisiert, um gezielte Investitionen in unsere Logistik- und Technologieplattform zu tätigen, um Synergieeffekte zu erzielen und ab der zweiten Hälfte unseres Geschäftsjahres 2023 wieder eine bereinigte EBITDA-Profitabilität zu erreichen.«
Advantage Größe
»Das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 – unser zweites Quartal als konsolidiertes Unternehmen – hat bestätigt, wie unsere Größe das Wachstum von Marktanteilen in der Wettbewerbslandschaft ermöglicht hat. Wir sind zuversichtlich, dass die strategischen Projekte von SSU unsere Stärken weiter ausbauen werden, um nach Überwindung der aktuellen Herausforderungen für ein langfristiges profitables Wachstum bestens positioniert zu sein.«
Revidierter Ausblick
In Anbetracht der plötzlichen Verschlechterung der Verbrauchernachfrage im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres und der anhaltenden Engpässe in der Lieferkette in diesem Quartal aktualisiert das Unternehmen seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 wie folgt: ab sofort geht man von einem Nettoumsatz »zwischen 1,15 bis 1,20 Milliarden Euro und einer bereinigten EBITDA-Marge von Minus 4,0 bis Minus 5,5 Prozent« aus.
Die Revision ist laut SSU in erster Linie auf den unerwarteten Rückgang der Verbraucherstimmung zurückzuführen, der sich im EU-Verbrauchervertrauensindex widerspiegelt«. Zudem würde sich der Inflationsdruck auf alle Kostenbereiche auswirken, »so dass die Rentabilität im Geschäftsjahr 2022 voraussichtlich im negativen Bereich liegen wird«.
Sobald aktuelle Hürde ausgeräumt würden, rechnet SSU aber langfristig weiterhin mit einem zweistelligen organischen Umsatzwachstum: »Das Unternehmen ist bereit, auf seinem langfristigen profitablen Wachstumspfad, der durch die starken globalen Megatrends Gesundheit und Fitness, E-Mobilität und E-Commerce unterstützt wird, erhebliche Werte zu schaffen.«
Text: Jo Beckendorff, Foto: SSU