Die seit dem 15. Dezember 2021 an der US-Börse Nasdaq gehandelte sportliche E-Commerce- und Technologie-Plattform Signa Sports United N.V. (SSU) hat gestern (2. März) die Finanzergebnisse des ersten Verkaufsquartals seines Geschäftsjahres 2021/2022 bekannt gegeben. In diesen von 10-12/2021 laufenden Quartals-Berichtszeitraum fiel nicht nur der Börsengang via SPAC-Transaktion, sondern einiges mehr. Was genau und wie das erste Verkaufsquartal für die bestens im Fahrradsektor aufgestellte E-Commerce-Größe aussah, erfahren Sie hier.
Nur einen Tag vor dem Unternehmenszusammenschluss mit der SPAC-Gesellschaft Yucaipa Acquisition Corporation, über den SSU an die Börse gelangte, schluckte der deutsche Sportriese noch schnell den britischen Online-Fahrradhandels-Größe WiggleCRC.
Schon vor der Wiggle-CRC-Übernahme war SSU in mehr als 20 Ländern mit mehr als 100 Online-Stores (darunter Internetstores GmbH mit Addnature, Bikester, Brügelmann, Campz, Fahrrad.de, Probikeshops etc.) vertreten. Am 31. Dezember folgte dann noch die Übernahme des US-amerikanischen Händlers Tennis Express.
Dazu SSU-CEO Stephan Zoll: »In diesem Quartal haben wir mit WiggleCRC und Tennis Express zwei strategisch wichtige Transaktionen abgeschlossen, die es uns ermöglichen, die Stärke unserer Plattform deutlich zu erhöhen. Trotz der makroökonomischen Faktoren, die sich weiterhin auf unsere Ergebnisse auswirken, konzentrieren wir uns darauf, SSU in die bestmögliche Position zu bringen, um mittel- und langfristig Werte zu schaffen, und wir glauben, dass wir dazu in der Lage sind, sobald sich die Unterbrechungen in der Lieferkette normalisieren.«
Starke Verbrauchernachfrage trifft auf unterbrochene Lieferkette
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 sah sich die Internetstores-Mutter SSU einigem Gegenwind ausgesetzt. Folge: ein schwächeres Umsatzwachstum.
»Unterbrechungen in der Lieferkette waren ein ständiges Thema auf dem Markt und bedeuteten, dass das Unternehmen nicht in der Lage war, die Verbrauchernachfrage in vollem Umfang zu befriedigen, wobei die schwerwiegendsten Auswirkungen der Lieferkette in der Kategorie der Kompletträder zu spüren waren. Darüber hinaus stand das Quartal im Vergleich zum Vorjahr unter einem besonders starken Zeitraum, der durch ein starkes Verbraucherinteresse inmitten von Covid-19-bedingten Einschränkungen und Sperrungen angeheizt wurde«, heißt es im vorliegenden Quartalsbericht.
Somit ist SSU mit dem erzielten Umsatzwachstum von 10,6 Prozent im ersten Verkaufsquartal 2021/22 auf nunmehr 212,6 Millionen Euro durchaus zufrieden. Ohne den Verkauf von Kompletträdern wären es laut SSU sogar 15 Prozent gewesen.
Der aufgrund von Lieferengpässen eingefahrene Rückgang des Komplettrad-Verkaufs konnte durch robuste Tennis- und Outdoor-Leistungen mehr als ausgeglichen werden. Das bereinigte EBITDA – also das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Mieten – sank auf ein Minus 11,7 Millionen Euro (10-12/2020: Minus 9,6 Millionen Euro).
Dass der Börsengang und vor allem die gestemmte WiggleCRC-Übernahme Gewinne schrumpfen lassen, war abzusehen. SSU beendete das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 mit einem Nettoverlust von 165 Millionen Euro. Zum Vergleich: im ersten Quartal des vorherigen Geschäftsjahres waren es ein Nettoverlust von gerade einmal 1,4 Millionen Euro.
Nichtsdestotrotz erklärt SSU-Finanzchef (CFO) Alex Johnstone: »Die Ergebnisse von SSU im ersten Quartal des Geschäftsjahres zeigen die Widerstandsfähigkeit der SSU-Plattform; wir haben das konsolidierte Umsatzwachstum durch den Ausgleich von Gegenwind aufgrund von Lieferengpässen in der Kategorie der Komplettfahrräder mit Wachstum in allen anderen Kategorien vorangetrieben. Wir haben Werbeaktivitäten und gezielte Marketinginvestitionen genutzt, um das aktive Kundenwachstum und den Marktanteil zu steigern.«
Ausblick
Mit den oben genannten ersten Quartalszahlen im Rücken bekräftigt die SSU-Geschäftsleitung die zuvor veröffentlichte Finanzprognose für das Geschäftsjahr 2021/22. Diese geht sowohl von weiter anhaltenden schwerwiegenden Unterbrechungen bei der Lieferung von Kompletträdern als auch einem dank imposanter Unternehmensvergrößerung fortgesetzten organischen Wachstum aus. Somit will man im laufenden Geschäftsjahr einen Nettoumsatz zwischen 1,40 und 1,55 Milliarden Euro erzielen.
Die Erwartungen des Managements stützen sich auf die folgende Grundannahmen:
– Günstige strukturelle Megatrends bleiben bestehen. Sobald der Druck auf die Lieferkette gegen Ende des Kalenderjahres 2022 nachlässt, wird ein zweistelliges Umsatzwachstum erwartet
– Unsicherheiten in Bezug auf die Verbrauchernachfrage vor dem Hintergrund von Inflation, Covid-19 und geopolitischen Entwicklungen bleiben bestehen.
– Da es im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 weiter starke Lieferengpässen bei Fahrrädern gibt, wird für diesen Zeitraum auch ein negatives organisches Wachstum auf Pro-forma-Basis erwartet. Eine Rückkehr zum organischen Wachstum wird aber voraussichtlich ab dem dritten Verkaufsquartal (= 04-06/2022) des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 einsetzen.
Text: Jo Beckendorff