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SSU: makroökonomische Turbulenzen belasten das Fahrrad-Geschäft
Die seit Ende 2021 an der US-Börse gehandelte deutsche E-Commerce-Händlergröße Signa Sports United (SSU) hat jetzt die Ergebnisse ihres am 30. September 2022 abgeschlossenen Geschäftsjahres 2021/22 bekannt gegeben. Im vom Juli bis September 2022 laufenden vierten Geschäftsquartal flossen erstmals die Zahlen der im Dezember 2021 abgeschlossenen Übernahmen der Unternehmen Wiggle-CRC und Tennis Express mit ein.
Foto: SSU

Alleine aufgrund der Investitionen in die zwei größten SSU-Geschäftsbereiche Fahrrad (Übernahme Wiggle-CRC) und Tennis (Übernahme Tennis Express) konnte der SSU-Konzernumsatz zweistellig zulegen – und zwar im vieren Geschäftsquartal um 28,2 Prozent auf 300 Millionen Euro und um 30,6 Prozent im Gesamt-Geschäftsjahr 2021/22 auf 1,06 Milliarden Euro.
Ansonsten war das zurückliegende Geschäftsjahr laut SSU-CEO Stephan Zoll »ein Jahr der zwei Hälften, in dem wir unsere Größe durch Akquisitionen deutlich erhöht haben, bevor wir von den makroökonomischen Turbulenzen betroffen waren«.
Tatsache ist, dass die gestiegenen Lebenshaltungskosten starke Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Kunden hat. Außerdem hätten anhaltende Lieferengpässe in allen Geschäftsbereichen – »insbesondere bei Fahrrädern, vor allem in unseren Kernmärkten Deutschland und Großbritannien« – das Geschäft belastet: »Wir haben erfolgreich mehrere operative Erfolge erzielt, indem wir unser Sortiment an Eigenmarken erweitert, die Reichweite unserer Tenniskunden erhöht und unseren Plan zum Eintritt in den US-Fahrradmarkt vorangetrieben haben.«
Allerdings hätte die unerwartete Verschlechterung des Konsumklimas und der Inflationsdruck aufgrund des Krieges in der Ukraine sowohl Geschäftstätigkeit als auch Margen »insbesondere im Fahrradgeschäft und in internationalen Regionen« erheblich beeinträchtigt.
Deshalb werde SSU jetzt seinen Geschäftsansatz insofern verlagern, dass man sich auf seine Kernmärkte, in denen man eine führende Position einnimmt, konzentrieren wird: »Wir sind zuversichtlich, dass die derzeitige strategische Neuausrichtung uns in die Lage versetzen wird, als agiler und widerstandsfähigerer Marktführer aufzutreten und die zahlreichen Konsolidierungsmöglichkeiten zu nutzen, die sich in diesen turbulenten Zeiten ergeben.«
Übernahmen schönen Umsatz – aber nur den
Zwar konnte SSU den Umsatz seines vierten Geschäftsquartals und den des gesamten Geschäftsjahres 2021/22 zweistellig hochfahren, steht aber mit Blick auf die Rentabilität nicht dort, wo man gerne stehen würde. O-Ton aus der SSU-Zentrale: »Das Unternehmen konzentriert sich daher erneut auf die Rentabilität, indem es sich auf seine geografischen Kerngebiete konzentriert und selektive strategische Möglichkeiten prüft, um einen nachhaltigen, langfristigen Wert für die Aktionäre zu schaffen.«
Übernahmen kosten
Für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 vermeldet SSU einen bereinigten EBITDA-Verlust von 66,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2020/21 lag das EBITDA noch mit 29,6 Millionen Euro im Plus. So musste SSU auch im Geschäftsjahr 2021/22 einen Nettoverlust in Höhe von 539,3 Millionen Euro schlucken. Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2020/21 war es noch ein Nettoverlust von 37,7 Millionen Euro. SSU begründet den Verlustanstieg vor allem mit nicht zahlungswirksame Goodwill-Wertminderungen im Zusammenhang mit der Wiggle-CRC-Übernahme sowie einmaligen Buchhaltungskosten im Zusammenhang mit der Börsennotierung in den USA.
Ausblick
SSU geht davon aus, dass sich das schwierige makroökonomische Umfeld weiterhin direkt auf seine Geschäftstätigkeit auswirken wird. Das Unternehmen erwartet, dass der anhaltende Inflationsdruck die Verbraucherstimmung und die weiteren Ausgaben auch das laufende Geschäftsjahr 2022/23 belasten werden. Die hohen Warenbestände im Fachhandel – »insbesondere in der Kategorie Fahrräder« – wird laut SSU voraussichtlich bis ins Geschäftsjahr 2023/24 anhalten.
Vor diesem Markthintergrund hat der E-Commerce-Riese einen fokussierten Plan entwickelt. Mit dem will man zu einem langfristig profitablen Wachstum zurückzukehren. Besagter Plan beinhaltet die schärfere Fokussierung auf Kernregionen, in denen SSU eine starke Wettbewerbsposition und eine bessere Wirtschaftlichkeit der Einheiten genießt sowie eine Anpassung der Geschäfts- und Betriebsmodelle, mit denen man ein effizientes Bestandsmanagement, eine Optimierung der Kostenbasis und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Einheiten gewährleisten will. Außerdem setzt man mit Hilfe verschiedener operativer Maßnahmen (Cross-Selling von Eigenmarken, Beschaffung, Logistikkonsolidierung und Technologie) auf Transaktionssynergien.
O-Ton aus der SSU-Zentrale: »Es wird erwartet, dass sich diese Änderung des operativen Ansatzes in naher Zukunft in mehrfacher Hinsicht auf das Geschäft auswirken wird, was zu einer angestrebten Rückkehr zur Rentabilität (auf Run-Rate-Basis) im Geschäftsjahr 2023/24 führen wird.«

Text: Jo Beckendorff

 

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