Vor allem in der Fixie-Szene treibt der Fahrrad-Purismus so seine Blüten. Im Falle von Stephan Vahle (Bild) entstand die allererste Idee zu seinem Startup-Unternehmen Seegras quasi aus der Not heraus. Als dem Kurierfahrer die Lenkergriffe gestohlen wurden, machte er sich über die Weiterentwicklung der blanken Alustange so seine Gedanken. Ergebnis: Die im Griffbereich auf je 814 kleine Bohrungen setzenden Seegras-Lenker. Sie sollen dort, wo sonst Gummi-, Kork- oder Ledergriffe angebracht werden, für festen Grip, eine stetige Belüftung der Handflächen und weniger Gewicht am Fahrrad sorgen…
Dass da nicht jemand einfach nur Löcher in den Lenker bohrt beweist die Tatsache, daß sich Vahle schon seit 2009 mit seiner Idee auseinandersetzt: „Die Entwicklung und vor allem die Suche nach den geeigneten Herstellern hat bis 2013 gedauert. Viele Firmen gehen beim Erstkontakt davon aus, dass sie eine speziellen Arbeitsschritt leisten können und merken erst beim Bearbeiten, dass ein adäquates Ergebnis viel zu kompliziert für sie wäre.“ Zudem sei er – als Kleinunternehmer auftretend – „immer ganz unten auf der To-do-Liste“ gewesen. Mit anderen Worten: „Viel Zeit ist einfach für Warten und Testen drauf gegangen.“
Zahlreiche Prototypen wurden in Zusammenarbeit mit Kurieren, Technikern und Konstrukteuren entwickelt und auf Herz und Nieren in der Praxis getestet. Seit Anfang 2014 ist es so weit: Das Kölner Startup-Unternehmen Seegras bietet TüV-geprüfte (DIN 14766) und zu 100 Prozent in Deutschland hergestellte Alu-Lenker (Alu 6061), die zu mindestens 83 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Die werden laut Vahle „in acht verschiedenen, teilweise hoch spezialisierten Werken der Republik“ gefertigt.
Der Seegras-Lenker wird in zwei Längen (450/500 Millimeter – Gewicht: ca. 203 bzw. 235 Gramm) und in zwei Farben (Silber/Schwarz) angeboten. Bisher gibt es diese puristischen Lenker nur in wenigen ausgesuchten (Szene-)Läden in Köln, Leipzig und Berlin. Damit das Geschäft aber richtig anläuft, muß Vahle weitere Verkaufsstellen finden.
„Der schlichte und optisch ansprechende Aluminium-Lenker wird aus einem Teil gefertigt und bietet neben praktischer Handhabung direkten Kontakt zur Straße – und somit auch unmittelbare Kontrolle über das Fahrrad. An kühlen Morgen oder im Winter heizt sich der Lenker durch seine geringe Masse an den Griff-Enden in weniger als
einer Minute auf Körpertemperatur auf. An heißen Tagen behalten die Hände durch den Abtransport der Feuchtigkeit durch die Löcher ihren festen Grip“, wirbt der einstige Kurier-Fahrer für seine Idee. Die unverbindliche Preisempfehlung der Seegras-Lenker liegt bei 160 Euro.
Mehr Info unter www.seegras.com.
Text: Jo Beckendorff/Seegras, Fotos: Seegras