Laut einer Meldung in der sich auf Asien konzentrierenden Zeitung Nikkei Asian Review haben mehrere internationale Mietrad-Systemanbieter die Mietrad-Pioniernation Taiwan im Visier. Um etwaige Auswüchse im Zaum zu halten, haben mehrere lokale Regierungsstellen bereits Regeln gefordert, die das Aufstellen stationsloser Mieträder eingrenzen bzw. verbieten sollen. Somit will man das Zustellen letzter freier Stellen im urbanen Raum verhindern.
Einer der ersten Mietrad-Systeme weltweit ist das von der Taiwan-Regierung unterstützte Youbike von Giant Manufacturing, dem größten heimischen Fahrradproduzenten. Youbike legte 2009 mit 500 Mieträdern an elf Stationen in Taipeh los. Heute geht man davon aus, dass bis Ende 2017 an die 13.000 Youbikes – verteilt auf 400 Stationen – in der Taiwan-Metropole stehen werden. Dazu gesellen sich landesweit 900 Youbike-Station in fünf weiteren Städten und Präfekturen.
Im Mai 2017 ist aber auch Obike aus Singapur in Taiwan eingetroffen. Dieses App-basierte Mietrad-System ist stationslos – und verstopft auch schon in vielen Großstädten den freien urbanen Raum. In Deutschland kann München ein Lied davon singen. Dort feierte Obike in diesem Jahr seine Deutschland-Premiere. Ende Oktober ist der Anbieter auch in Frankfurt a.M. durchgestartet.
Das stationslose Geschäft hat durchaus seine Vorteile. So kann man die Räder einfach irgendwo stehen lassen – und muss nicht erst nach der nächstgelegenen Station Ausschau halten. Somit sind die in Taipei aufgestellten 8.000 Obikes von den Bürgern auch gut aufgenommen worden.
Was laut Nikkei Asian Review aber nicht heißt, dass Youbikes Stationsgeschäft an Einfluss verliert. Laut einem Mitarbeiter der städtischen Verkehrsabteilung »ist Youbike seit dem Einstieg von Obike in Taipeh weiter gewachsen«. Das Stationsgeschäft – eine Pionierleistung der Taiwan-Regierung und Giant – habe sich durchgesetzt.
Nun haben sich aber weitere Mietrad-Systemanbieter aus Übersee angesagt. Zum Beispiel Vbikes aus den USA. Auch dieser stationslose Anbieter will gen Taiwan rollen. Das hat mehrere lokale Regierungen alarmiert. Sie wollen verhindern, dass die Freiräume in den Ballungsgebieten mit immer mehr stationslosen Mieträdern zugestellt werden. Somit sollen künftig Lizenzen vergeben werden. Sie soll Newcomer dazu verdonnern, für ihre Mieträder Stationen zu kreieren. Anbieter die sich nicht daran halten, sollen Geldstrafen zahlen oder müssen mit der Entziehung ihrer Lizenz rechnen. Diesbezügliche Regeln sollen schon im kommenden Jahr präsentiert werden – und dann schnellstmöglich greifen.
Text/Fotos: Jo Beckendorff