Der Fahrradvertrieb Stevens in Hamburg recycelt das Karbon seiner Fahrradrahmen in Zusammenarbeit mit der CFK-Valley Stade Recycling GmbH. Im Februar 2011 hatte CFK Valley die weltweit erste Karbonrecycling-Anlage in Betrieb genommen, das patentierte Wiederverwertungsverfahren hat die Firma selbst entwickelt (siehe auch RadMarkt 3/2012, Seite 36).
Karbon, genauer CFK (Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) ist ein Verbundwerkstoff, bei dem Kohlenstofffasern als Verstärkung in eine Kunststoffmatrix eingebettet werden. Meistens besteht diese Matrix aus Epoxidharz. Und diesen Werkstoff kann man nur schwer entsorgen. Der steigende Verbrauch von Karbonfasern führt automatisch zu größeren Abfallmengen – übrigens auch durch Bauteile, die die Qualitätsprüfung nicht bestanden haben oder durch Unfallrahmen.
Das Material wird in einem zertifizierten Verfahren aufbereitet, das die Anforderungen der »Ökoeffektivität« erfüllen soll. Man spricht von Ökoeffektivität, wenn Produkte entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden oder wenn technische Materialien in technischen Kreisläufen gehalten werden.
Aus Alt mach Neu – in vier Schritten
Im ersten Schritt wird das Material geschreddert und vorsortiert: in trockene Karbonfaserreste, Prepreg-Materialien und End-of-Life-Bauteile. Danach, im zweiten Schritt, wird das Epoxidharz vom Karbon getrennt und die vollkommen reine Karbonfaser zurückgewonnen – durch ein patentiertes Pyrolyseverfahren, eine thermische Behandlung unter Sauerstoffausschluss. Das Harz verdampft. Im dritten Schritt wird die Faseroberfläche je nach Kundenwunsch bestimmt. Und im vierten Schritt wird die wiederverwertete Karbonfaser exakt auf die gewünschte Faserlänge zugeschnitten.
Das Endprodukt ist entweder »chopped« (geschnitten) oder »milled« (gemahlen) und findet neue Anwendungen, es wird zu -Teilen von Flugzeugcockpits verarbeitet oder in Kraftfahrzeugen verwendet, also Anwendungen, bei denen es nicht um hohe Belastungen geht. Einen Fahrradrahmen aus recyceltem Karbon herzustellen, ist nicht möglich, weil die Karbonfasern dafür zu kurz und dadurch zu wenig belastbar sind.
Volker Dohrmann, Brand Manager bei Stevens, verweist auf den ökologischen Zusatzeffekt der kurzen Wege, denn die CFK Valley Stade Recycling GmbH befindet sich unweit der Stevens-Zentrale.