Bikeanbieter Stevens wendet sich mit einer freiwilligen Rückruf-Aktion sowohl an Fahrradhändler als auch Endverbraucher. „Nach vereinzelt aufgetretenen Defekten an den Rahmen von Stevens ‚Forma’-Fahrrädern (sogenannte Tiefeinsteiger), deren Häufigkeit weit unterhalb statistisch bedeutsamer Grenzen liegt, haben wir uns dennoch Ihrer Sicherheit zuliebe zu einem freiwilligen Rückruf der Rahmen entschlossen“, heißt es unter anderem im oben genannten und dem RadMarkt vorliegenden Schreiben. Bei den betroffenen Rahmen könne „im Einzelfall die Festigkeit des Rahmens in der Verbindung von Steuerrohr und Unterrohr beeinträchtigt sein. In einem solchen Fall hätte der Rahmen keine Sicherheitsreserven und es könnte zu einem Sturz mit Folge- und Personenschaden kommen“.
Bei dem groß angelegten Rückruf – genaue Stückzahlen nennt Stevens nicht – handelt es sich um Forma-Rahmen der Modelljahre 2002 bis 2008. Alle betroffenen Rahmen, bei denen das ovale Unterrohr an das Steuerrohr geschweißt ist, werden kostenlos und mit Gabel ausgetauscht. Forma-Rahmen nach 2008 seien nicht betroffen, weil dort das Unterrohr bereits mit einer Verstärkungsstrebe unten am Übergang zum Steuerrohr versehen ist. Die zum Austausch bereit gestellten neuen Tiefeinsteiger haben „sämtliche internen und externen Tests erfolgreich bestanden. Sie entsprechen dem technischen Stand der 2012er-Kollektion“, heißt es weiter.
Das Bemerkenswerte an diesem Fall: Laut Stevens Brand- und Marketing-Manager Volker Dohrmann hätten die betroffenen Forma-Rahmen den allseits gültigen und anerkannten EN-Test bestanden.
Wenn dem so ist: Wie kann es sein, daß es trotzdem zu einem von Stevens erwähnten „Beeinträchtigung“ (Einriss bzw. Bruch) der Unterrohr/Steuersatz-Verbindung kommen kann? Diesen gerade bei einem Tiefeinsteiger fragilen Verbindungspunkt hätte man sicherlich einem Frontallast-Test unterziehen können. Der Frontallast-Test ist allerdings nicht Bestandteil des EN-Tests. Besteht hier Nachholbedarf?
Fakt ist: Besagte Verbindungsstelle ist gerade bei einem Tiefeinsteiger immer enormen Belastungen ausgesetzt. Nicht nur bei Stevens, sondern auch bei anderen Anbietern. Deshalb sollte ein Frontallast-Check gerade bei diesem Rahmentyp Bestandteil eines jeden Tests sein. Fakt ist auch, daß anerkannte Fahrrad-Sachverständige wie beispielsweise Dirk Zedler immer schon einen Frontallast-Test für Tiefeinsteiger und Trekkingbike-Rahmen als Bestandteil besagter EN-Normen gefordert hat.
Bleibt abzuwarten, was andere Hersteller erfahren und vor allem: Wie sie damit umgehen. Stevens ist die Sache jedenfalls zu heiß. Bevor sich jemand ernsthaft verletze, wolle man – Kosten hin, Kosten her – rechtzeitig auf die Bremse drücken. Bisher habe es zwei Kunden gegeben, die sich mit Problemen an besagter Stelle Unterrohr-Steuersatz gemeldet hätten. Verletzt hat sich bisher niemand.
Betroffen sind folgende Stevens-Modelle mit Forma-Rahmen:
Elegance SX (Modelljahr 2002-2008*), Farbe Silber, Schwarz
Courier SL (Modelljahr 2008*), Farbe Grau
Jazz (Modelljahr 2002-2008*), Farbe Grau, Blau, Rot, Grün
Galant (Modelljahr 2002-2008*), Farbe Schwarz, Rot, Blau
Primera SX (Modelljahr 2005-2007), Farbe Dunkelblau
Primera SX (Modelljahr 2008*), Farbe Dunkelblau (2009: Grau)
Primera Luxe (Modelljahr 2008*), Farbe Weiß
Primera Lite (Modelljahr 2009*), Farbe Grau
Avantgarde SX (Modelljahr 2003-2004), Farbe Silber (2004: Dunkelblau)
Esprit SX (Modelljahr 2007-2008), Farbe Schwarz
• = Nur die Erstproduktionen des Modelljahrgangs 2009 sind ebenfalls betroffen. Bitte prüfen Sie die Form des Unterrohrs
Stevens bittet Endverbraucher, sich mit den betroffenen Modellen unverzüglich an ihren Fahrradhändler zu wenden. Die Hamburger bitten ihre Fachhandelspartner, ihre Verkäufe zu überprüfen und bezüglich der oben aufgeführten Modelle zu versuchen, die betreffenden Kunden schriftlich über den freiwilligen Rückruf zu informieren.
Der komplette Umtausch inkl. Umbau, für den Stevens neben dem neuen Rahmen inklusive Gabel, Steuersatz, Sattelklemmschelle und eingezogenes Lichtkabel zur Verfügung stellt, wird den Fachhandelspartnern mittels Endkunden-Informationen via pdf, Bestellblatt etc. von Herstellerseite so leicht wie möglich gemacht: „Die defekte Ware lassen wir bei Ihnen abholen und schreiben Ihnen nach Wareneingang bei uns eine Umbauentschädigung gemäß unseres Gewährleistungsantrages in Höhe von 48 Euro (netto) gut.“
Endkunden können optional übrigens auch auf Wunsch das alte Stevens-Rad mit „Forma“-Rahmen zu superkulanten Sonderkonditionen in ein neues 2012er Stevens-Rad wandeln. Somit könne der Fachhändler dann auch Mehrumsatz machen und beim Upgrade natürlich auch Sonderkonditionen einfahren.
Für weitere Fragen stünden sowohl Kunden- und Innendienst gerne zur Verfügung. Mehr Infos unter www.stevensbikes.de/forma.
– Jo Beckendorff –