Mit Unverständnis hat jetzt auch der Hamburger Hersteller Stevens auf den E-Bike-Test der Stiftung Warentest reagiert. In einer Kunden- und Presseinformation nehmen die Hamburger Stellung zur Abwertung des E-Courier Forma wegen schlechter Bremswerte und Schwächen bei der Fahrstabilität und dem Gesamturteil »mangelhaft«.
Volker Dohrmann, Leitung Strategie, Produkt und Marketing bei der Stevens Vertriebs GmbH: »Stevens nimmt die Tests der StiWa sehr ernst. Die Sicherheit unserer Produkte nimmt einen großen Raum bei der Konzeption und Produktion der Fahrräder ein. Bei der Prüfung der aktuellen Versuchskriterien und Stiwa-Ergebnisse bleiben jedoch viele wichtige Fragen offen.«
Überraschend seien die Testergebnisse, zumal das E-Courier Forma nahezu identisch sei mit dem E-Courier, das im Test der Stiwa 2013 mit der Note »gut« den Testsieg errungen hatte. Fast baugleich mit dem E-Courier sei auch das Jazz, das in 2004 und 2007 getestet wurde. Es war einmal der Testsieger mit »gut«, danach bekam es ein »Ausreichend«. Die Hamburger wundern sich außerdem, dass ihr Bike im aktuellen Test schlechter bewertet wurde als Pedelecs, bei denen in der 20.000-Kilometer-Simulation sicherheitsrelevante Bauteile einrissen oder brachen, obwohl das E-Courier diesen Dauertest ohne Beanstandungen überstand.
Bezüglich der Bremsen weist Stevens darauf hin, dass die drei Stevens Pedelecs aus den Stiwa-Tests 2013, 2014 und 2016 die gleiche Kombination aus Bremse, Felge und Gabel aufwiesen und dennoch unterschiedliche Ergebnisse erzielten: »Eine technische Erklärung für diese Streuung der Bremsergebnisse gibt es nicht.« Von der Magura HS seien weder aus der Praxis noch aus Fachzeitschriftentest Mängel bekannt. Nachtests belegten die Leistungsfähigkeit der Bremse. »Bei sicherheitsrelevanten Komponenten wie dem Bremssystem muss eine sorgfältige und praxisrelevante Methode in Prüfungen zum Einsatz kommen, um Artefakten vorzubeugen. Ohne Erklärung der Stiftung Warentest, warum die Bremse so schlecht abgeschnitten hat, haben wir keinen Ansatz, das fragwürdige Ergebnis zu kommentieren«, bemängelt Stevens.
Im subjektiven Fahreindruck mit Gepäck hatten die Stiwa-Tester ein leichtes Rahmenflattern bemerkt. »Wir verlassen uns nicht nur auf subjektive Fahreindrücke, sondern lassen Tests auf den Prüfsystemen vom in der Branche anerkannten und unabhängigen Zedler-Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit durchführen«, erklären die Hamburger dazu. Der Prüfingenieur und Sachverständige Dirk Zedler äußert Zweifel an der Methode, mit der die Stiwa die Fahreigenschaften bewertet: »Schon der rein optische Abgleich einiger Testkandidaten lässt erhebliche Zweifel am Urteil der Warentester zu den Fahreigenschaften aufkommen. Das der StiWa-Meinung nach am Besten fahrende Model ist im Abgleich mit dem bemängelten Stevens E-Courier Forma nahezu identisch aufgebaut. Ein anderes Modell mit vergleichsweise dünnen Rahmenrohren, schlankem Gepäckträger mit integriertem Akku und einer auf den ersten Blick vergleichbaren Lastverteilung soll immer noch befriedigend fahren. Andere Modelle, deren Fahreigenschaften aufgrund der technischen Merkmale aus eigener Erfahrung heraus auf deutlich höherem Niveau liegen, wurden nicht entsprechend positiv bewertet. Wir haben keinen genauen Einblick, wie diese Urteile zustande kamen. Was wir wissen ist, dass Testfahrten extrem wichtig sind, aber auch sehr große Fehlerquellen bergen können. Fahrer urteilen zwingend subjektiv. Schon ein anderer Sattel, eine andere Lenkerposition oder schlicht der Reifendruck verwischen das Fahrgefühl. Schon vor Jahren hat das Zedler-Institut daher spezielle Prüfsysteme zur Beurteilung der Fahreigenschaften von Pedelecs entwickelt. Unter den Herstellern, die ihre E-Bikes darauf optimieren, war auch Stevens. Vor zwei Jahren haben wir exemplarische Tests auf unserem Maschinenpark und auf der Straße gemacht. Im Ergebnis lagen die Pedelecs von Stevens Bikes über dem Durchschnitt. Daher verwundert es mich stark, dass nun das Modell E-Courier Forma am unteren Ende des Spektrums liegen soll.«
Stevens werde nun die Ergebnisse im Austausch mit Lieferanten, Prüfinstituten und der Stiwa hinterfragen, erklärt Volker Dohrmann, und sofort reagieren, sofern sich Handlungsbedarf ergebe.
vz