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Stier im Ruhestand – Geschäftsmodell Fahrrad-Großhandel am Ende?

1951 eröffnete Kriegs-Spätheimkehrer Eugen zusammen mit seiner Frau Gertrud Stier einen Radsport-Großhandel in Stuttgart. 1977 übergab er das Geschäft an seinen Sohn Richard. Der hat das traditionelle Familienunternehmen Stier GmbH – Import und Grosshandel in Rennradartikeln mit Wirkung zum 31. Juli geschlossen. Ab sofort gehört ein weiterer Fahrrad-Grosshandel der Geschichte an.

„Die Kinder haben andere Pläne,“ erklärt der 66-jährige Richard Stier am Telefon. Zudem sei es für das Geschäftsmodell Grosshandel sehr schwer geworden: „Früher war es die Kunst des Grosshandels die Ware zu haben. Heute in Zeiten von Internet & Co. gilt das nicht mehr. Firmen wie SKS, mit denen wir lange zusammen gearbeitet haben, gehen jetzt den direkten kurzen Weg.“

Zuletzt hatte Stier vier Mitarbeiter an Bord, die alle zwischen 10 und 30 Jahren im Unternehmen waren. „Für die tut es mir am meisten leid. Wegen ihnen habe ich die letztendliche Schließung auch eineinhalb Jahre hinausgezogen.“ Schade auch: Im kommenden Jahr hätte das Unternehmen sein 60. Jubiläum feiern können…

Gerne erinnert sich Stier an die Zeiten, in denen seine Mutter Gertrud bis kurz zu vor ihrem Tod jeden Tag (wenn auch nur stundenweise) im Geschäft war, an dem sie bis zuletzt mit 20 Prozent beteiligt war. Sie starb mit 84 Jahren im Jahre 1992. Auch vor seinem Vater hat er einen Riesenrespekt, der vor dem Krieg als Einzelhändler und danach als Spätheimkehrer seinen Radsport-Großhandel aufzog. Richard Stier selbst ist 1971 ins Unternehmen eingetreten. Damals war er 24 Jahre alt. Vier Jahre später wurde er am Unternehmen beteiligt. 1977 ging sein Vater in den Ruhestand.

Wie Richard Stier jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand verbringen will? „Auf dem Fahrrad,“ erklärt er uns. Das sei in diesen Zeiten bis auf die täglichen Rad-Heimfahrten vom Betrieb zum heimischen Mittagessen (in denen er „die Seele baumeln lassen“ konnte), was in den letzten Jahren eindeutig zu kurz gekommen sei. Irgendwie wäre diese Sache wie überall vor lauter Arbeit auf der Strecke geblieben. Das RadMarkt-Abo will er allerdings weiter laufen lassen. Denn so ganz ohne Brancheninfo geht es nun auch wieder nicht. Auch nicht im wohlverdienten Ruhestand.

– Jo Beckendorff

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