Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrieverbandes ZIV, rechnet damit, dass die Liefersituation in der Fahrradbranche noch eine Weile herausfordernd bleibt: »Wir reden noch über mindestens zwei Jahre, wo alles durcheinander ist«, sagte Stork Ende Februar in einem Online-Pressegespräch auf Einladung des Pressedienstes Fahrrad.
»Wir kämpfen um jedes Fahrrad«, sagte Stork. Insgesamt seien aber viele Räder im Markt und die Zeit der leeren Läden vorbei berichteten Stork wie auch die Fahrradhändlerinnen Anja Kallenbach und Sandra Appel. Tobias Hempelmann, stellvertretender Vorsitzender des Verbands des Deutschen Zweiradhandels bilanzierte: »80 bis 90 Prozent der FahrradhändlerInnen haben mehr Räder auf Lager als letztes Jahr.«
Dem Problem, dass nicht immer das richtige Bike am richtigen Ort lagere, begegne der Handel, indem er über Plattformen wie bikes.de für den Endverbraucher transparent mache, was wo vorrätig ist, erklärte Bico-Geschäftsführer Jörg Müsse.
Insbesondere bei den Komponenten verzeichne die Branche deutlich längere Lieferzeiten, erklärte Müsse, und die Ersatzteilversorgung für ältere Räder werde problematischer. Laut Müsse bieten Lieferschwierigkeiten dominanter Player aber auch die Chance für neue Player.
In dem Zusammenhang sei auch die Verlagerung von Produktionsschritten ein großes Thema, erklärte Stork: »Um Resilienz aufzubauen kann es interessant sein, mehrere Zulieferer zu haben und Teile, die für Europa gebraucht werden, näher zu beziehen. Aber alles nach Europa zurückzuholen ist nicht die Lösung.«
Für VDZ-Vorstand Tobias Hempelmann steckt in der aktuellen Situation eine Chance auf Entschleunigung: »Hersteller, die nicht jedes Jahr um jeden Preis ein neues Modell rausbringen, profitieren jetzt.«
Ein Stimmungsbild, wie Händlerinnen und Händler aktuell die Versorgung mit Fahrrädern und Teilen beurteilen, lesen Sie im aktuellen RadMarkt 3/2022.
vz/Foto: ZIV