Gerüchte um Veränderungen bei Stromer gab es schon seit geraumer Zeit. Die neueste Verlautbarung überrascht aber gleichwohl: Statt eines Besitzerwechsels wurde der sofortige Rücktritt von CEO Christian Müller bekanntgegeben. Interimistisch übernimmt BMC-Chef Erwin Steinmann auch die Leitung der My Stromer AG.
Zu Anfang 2014 war der Industriesanierer Erwin Steinmann von Patron Andy Rihs berufen worden, bei der BMC Group die Kosten zu optimieren. Zur Umstrukturierung gehörte die Desintegrierung der My Stromer AG, unter anderem um die führende Elektrovelomarke fit zu machen – wenn nicht für einen Verkauf, so für einen Beteiligungspartner. Denn obwohl Andy Rihs seinerzeit einen fünfjährigen Businessplan aufgesetzt hatte, wäre inzwischen frisches Kapital erwünscht, um Markt- und Produktentwicklung voranzutreiben. In den letzten Monaten jagten sich die Gerüchte – doch mit dieser Ankündigung war überhaupt nicht zu rechnen: Dass Christian Müller nach genau drei Jahren als CEO abtritt. Bei allen hektischen Veränderungen rund um BMC war der grundsolide Branchenkenner mit seiner langjährigen Erfahrung (unter anderen bei Manitou und DT Swiss) mindestens bei Stromer Garant für Kontinuität. Erwin Steinmann glaubt, dass Müller durch den sich dahinziehenden Firmenverkauf plus die aktuelle Währungssituation mit dem gegenüber dem Euro um 15 Prozent aufgewerteten Franken wohl etwas zermürbt gewesen sei. Aufgrund dieses unkalkulierten Währungshandicaps werde in der Tat die Expansion in Europa in nächster Zeit etwas weniger aggressiv angegangen, doch der längst geplante US-Launch des für seine Konnektivität mehrfach prämierten Modells ST2 werde nächsten Monat sehr wohl stattfinden.
Steinmann wird Stromer zusätzlich zu BMC bis auf weiteres selber lenken; unterstützt wird er dabei von den seit kurzem in die Geschäftsleitung berufenen Tomi Viiala (Marketing and Sales) und Adrian Wirz (Finanzen), die beide von BMC kamen, sowie Christian Dörr (Operations), der bislang im Mandatsverhältnis für Stromer wirkte. Christian Müller soll während der Kündigungszeit noch »strategische Projekte« verfolgen.
Text/Foto: Peter Hummel