Vorvorgestern (1. Februar) hat der Schweizer S-Pedelec-Pionier Mystromer AG ein neues EU-Servicecenter im niederländischen Treurenburg (einem Industriegebiet in der Stadt ’s-Hertogenbosch) eröffnet. Der bisherige Market Manager Stromer Benelux Kobe Broos wurde zum Geschäftsführer der Mystromer-Tochtergesellschaft Stromer Europe B.V. ernannt. In einem ersten Schritt werden ab sofort Zubehör- und Ersatzteile für europäische Kunden direkt ab Treurenburg geliefert. In einem zweiten Schritt soll die Auslieferung der Bikes sowie der Ausbau des Showrooms für Beratung und Schulungen der Händler folgen.
Mit dem Schritt zu einer europäischen Tochtergesellschaft für den EU-Markt wollen die Schweizer weiter »im Nischenmarkt der schnellen E-Bikes« (= bis zu 45 km/h) wachsen. Bei der jetzigen Weichenstellung schielen die Schweizer natürlich auch auf die perspektivisch irgendwann absehbare Liberalisierung von S-Pedelecs in bevölkerungsreichen EU-Ländern wie Deutschland und Frankreich.
2020 habe man bereits den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern können. Genaue Zahlen werden allerdings nicht genannt. Nur soviel: durch einen personellen Push seien »insbesondere die Bereiche QualitätsManagement, Qualitätskontrolle und der Kundendienst« verstärkt worden. Produktseitig steht in diesem Sommer die Markteinführung des neuen Modells »ST5 ABS – »dem ersten Speed-Pedelec mit vollständig integriertem ABS« – im Rampenlicht.
Starke Stromer EU-Märkte Niederlande und Belgien
Außerhalb der Heimat (wo der Anbieter im letzten Jahr um 20 Prozent zulegen konnte) war Stromer vor allem in den Niederlanden und Belgien erfolgreich. Alleine in den Niederlanden konnte der Marktanteil für bis zu 45 km/h schnellen E-Bikes in zwei aufeinanderfolgenden Jahren erhöht werden. Konkret wurde die dortige (S-Pedelec-)Marktführerschaft laut Unternehmensangaben »mit 19 Prozent Wachstum auf insgesamt 39,3 Prozent Marktanteil« ausgebaut. In absoluten Zahlen sind das 1.850 registrierte Stromer S-Pedelecs.
In Belgien betrage der Marktanteil 32,3 Prozent. Das entspricht 4.061 registrierten Stromer Bikes.
S-Pedelec-Marktführerschaft auch in anderen Ländern
Weltweit nimmt die Mystromer AG eigenen Angaben zufolge im Nischenmarkt S-Pedelec »die Marktführerschaft in den Ländern USA, Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweiz, Kanada, Dänemark und den Niederlanden« für sich in Anspruch.
2020er-Montage erstmals komplett Made in Switzerland
»Die Radbranche hat das zweite Rekordjahr in Folge hinter sich», erklärt Mystromer-CEO Jakob Luksch. Die Corona-Pandemie habe den Mobilitätswandel noch einmal verstärkt: »Die Menschen entdecken das Fahrrad sowohl in der Freizeit als auch zum Pendeln wieder«, so Luksch.
Worauf er und sein dank des Starts des ERP-Projekts im April letzten Jahres um fast ein Drittel aufgestocktes Team besonders stolz sind: 2020 wurde erstmals in der Unternehmens-Geschichte »alle in diesem Jahr produzierten 12.417 Bikes komplett in den drei Montage-Linien am Stromer Campus in Oberwangen montiert«.
Insgesamt würden derzeit 87.909 Stromer-Bikes im Weltmarkt surren. Stromer-Piloten legen laut Umfrage-Auswertung im Wochenschnitt eine Tagesdistanz von 25 Kilometern zurück. Hier liegen die belgischen Stromer-Flitzer mit einer Tageswertung von 33 Kilometern an der Spitze.
Ausblick
Das Jahr 2021 steht bei Stromer voll im Zeichen einer Qualitätsoffensive. »Die Transformation von Rädern aus Auftragsfertigung zu eigener Montage erfordert klassische Funktionen eines Produktionsbetriebs von Supply-Chain-Management, Montage sowie Qualitäts-Management. Gerade hier haben wir uns quantitativ und qualitativ verstärkt», meint Luksch.
Darüber hinaus wird im April ein neues ERP-System implementiert sowie ein B2B-Shop eingeführt. Mit diesen Investitionen blicken die Schweizer positiv und gestärkt in die Zukunft: »Wir gehen von weiterem moderatem Wachstum im Jahr 2021 aus. Perspektivisch wird eine Liberalisierung von S-Pedelecs in bevölkerungsreichen Ländern wie Deutschland und Frankreich zu einem starken Wachstum führen.«
Text: Jo Beckendorff/Mystromer AG, Foto: Mystromer AG