Zwar wird das Thema Fahrrad laut dem Zweirad Industrie-Verband ZIV immer stärker sowohl in der öffentlichen als auch politischen Debatte wahrgenommen. Daraus jedoch einen deutschlandweiten Fahrradboom abzuleiten ist mit Blick auf die Zahlen der Studie »Mobilität in Deutschland« (MiD) 2017 mehr als gewagt. Die eher ernüchternden Zahlen wurden soeben im Bundesverkehrsministerium in Berlin vorgestellt.
Beim sogenannten Modal Split – der wohl wichtigsten Kennzahl der Mobilitätsforschung – ist kein bedeutender Anstieg des Radanteils seit der letzten Erhebung 2008 zu verzeichnen. Innerhalb von neun Jahren ging es von zehn auf nun gerade einmal elf Prozent hinauf (Anteile Wege).
Betrachtet man den Anteil an den Personenkilometern, ist der Anteil sogar gleichbleibend bei drei Prozent. Ziel im Nationalen Radverkehrsplan 2020 ist ein Anteil am Modal Split von fünfzehn Prozent. Heißt laut ZIV: »Wenn es im aktuellen Tempo weitergeht, wird dieses Ziel krachend verfehlt.«
Interessant: Deutliche Unterschiede gibt es dabei zwischen Stadt und Land. In Großstädten beträgt der Radverkehrsanteil immerhin 15 Prozent. Im ländlichen Raum sind es hingegen nur sieben Prozent.
Während das Fahrrad kaum Zuwachs verzeichnen kann, ist der Autobesitz weiter gestiegen – und auch weiterhin das meist genutzte Verkehrsmittel. »Das größte Probleme liegt darin, dass nach wie vor zu viele Wege unter fünf Kilometern mit dem Auto getätigt werden«, heißt es aus der ZIV-Zentrale in Bad Soden. Und genau dort bestehe
»das größte Potenzial für eine Steigerung des Radverkehrs«.
Deshalb fordert der ZIV eine stärkere Förderung des Fahrrades: »Insbesondere im städtischen Raum muss die Infrastruktur dringend ausgebaut werden, damit mehr Menschen für die kurzen Wege aufs Rad umsteigen. Zudem braucht es sichere Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen, damit die Kombination von Rad und öffentlichen Verkehr attraktiver wird. Zumindest hier besteht Hoffnung auf Besserung durch die Bike+Ride-Offensive von Deutsche Bahn und Bun- desumweltministerium (BMU).«
Neben Fragen zum Mobilitätsverhalten wurde auch der Besitz von Fahrzeugen untersucht. Circa dreiviertel der befragten Haushalte besitzen ein Fahrrad. Interessanterweise steigt diese Quote mit dem ökonomischen Status auf bis zu 81 Prozent.
Die MiD ist die weltweit größte Befragung zur Mobilität, die je durchgeführt wurde. Es wurden über 150.000 Haushalte und mehr als 300.000 Personen befragt. Die Ergebnisse und verschiedene Publikationen zur MiD2017 finden Sie hier.
Text: Jo Beckendorff/ZIV, Abb.: MiD