Fahrradschläuche aus einem Verkaufsautomaten kennen wir schon. Aber E-Bike-Batterien aus dem Automaten? Sie haben richtig gelesen. Genau daran denkt man derzeit in Stuttgart mit Blick auf ein Pedelec-Mietsystem, das den Bürgern der in einem Talkessel gelegenen Autostadt zur Verfügung gestellt werden soll. Wie das Ganze genau aussehen soll, wird der Europäischen Kommission im Zuge der Grünen Woche (3. bis 6. Juni) direkt in Brüssel vom Dachverband der Europäischen Zweirad-Fachhandelsverbände ETRA in Zusammenarbeit mit dem für den Testparcour und E-Bikes verantwortlichen E-Bike-Spezialisten Extra-Energy näher gebracht werden.
Das angedachte Mietsystem soll nicht nur Pedelecs, sondern auch E-Roller beinhalten. Die Stadtoberen planen ein System, bei dem Anwohner über einen vierjährigen Mietvertrag ein Pedelec oder einen E-Roller kaufen können. Sie kaufen nur das Rad oder den Roller, nicht aber die Batterie und das Ladegerät. Die werden nämlich – und das ist der Clou – in 500 Batterie-Automaten, die über die Stadt verteilt werden sollen, angeboten. So können Stuttgarts E-Bike- und Roller-Kunden künftig überall in der Stadt ihre Batterien gegen eine wieder aufgeladene aus dem Automaten wechseln.
Laut Hannes Neupert, der das Projekt als Geschäftsführer von Extra Energy betreut, sollen den Kunden für eine Monatspauschale von 30 Euro „jederzeit volle Batterien zur Verfügung stehen“. Die dazu erforderliche Infrastruktur soll innerhalb der nächsten drei Jahre in Zusammenarbeit „mit Bosch, dem Energie-Versorger EDF, dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) und einem Investor“ aufgebaut werden.
Der allererste Prototyp des Batterieautomaten wurde von der Industrie-Designerin Johanna Tiffe auf der während der Taipei Cycle Show 2008 laufenden LEV-Konferenz vorgestellt. Wie das System genau funktionieren soll, werden Extra Energy und ETRA auf der „Green Week“ in Brüssel präsentieren.
Mit dem E-Zweirad-Mietsystem in Stuttgart möchte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster seine hügelige Stadt auch als sanfte Mobilitätsstadt attraktiv machen. Somit soll der Anteil des Fahrrads am Gesamtverkehr langfristig auf 20 Prozent gehievt werden.
Wie von Extra Eneryg zu erfahren ist, ist Stuttgart als Koordinationsstelle des „Cities for Mobility“-Netzwerks auch international bestens vernetzt. Zudem halte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster derzeit den Vorsitz des Komitees für urbane Mobilität des Weltverbandes der Städte UCLG. Über UCLG vertritt das „Commitee on Urban Mobility“ die Interessen der Stadtverwaltungen, die insgesamt über die Hälfte der Weltbevölkerung in fast 140 Ländern ausmachen. Wenn das Projekt in Stuttgart Erfolg habe, so Extra Energy, würden andere Städte sicherlich bald nachziehen.
– Jo Beckendorff –