Letzten Dienstag (23. März) ist eines der größten Containerschiffe – die 400 Meter lange und 59 Meter breite »Ever Given« der taiwanesischen Reederei Evergreen Marine Corp. – wahrscheinlich durch einen technischen Defekt mit Stromausfall bei Sturm und schlechter Sicht an einer der ungünstigsten Stelle dieser Welt auf Grund gelaufen.
Und nicht nur das: die »Ever Given« steht quer im Nadelöhr Suezkanal, der wichtigsten Wasserstraße der Welt. Somit versperrt sie zum Zeitpunkt dieses Schreibens auch komplett die Weiterfahrt anderer Frachtschiffe. Dieser Unfall wird die ohnehin schon angespannte Lieferketten-Problematik weiter verschärfen. Davon ist auch die gerade durch die erhöhte Fahrradprodukt-Nachfrage gehörig unter Druck geratene Fahrradbranche betroffen.
Schließlich setzt der komplette Seehandel zwischen Asien und Europa auf den Frachtweg Suezkanal. Einige Reedereien überlegen schon, ob sie die Route ihrer Schiffe Richtung Europa nicht doch über das Kap der Guten Hoffnung umleiten. Dieser Umweg kostet Zeit – genau genommen jeweils eine Woche. Wann die Suezkanal-Blockade genau behoben werden kann, war zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch nicht sicher. Derzeit versuchen mehrere Schlepper, die »Ever Given« wieder in die Spur zu bringen.
Laut Angaben der ägyptischen Suezkanal-Behörde kann es möglicherweise Tage dauern, bis das riesige Containerschiff wieder in Fahrt kommt – und damit auch alle anderen Schiffe, die sich dahinter bereits stauen.
Evergreen Marine Corp. hat das im Rahmen eines Zeitcharter-Vertrags mit der vom Reeder angeheuerten Besatzung geleast. Nun fordert das Unternehmen den Reeder des derzeit auf der Fernost-Europa-Route eingesetzten Containerschiffes in einer offiziellen Erklärung auf, »die Ursache dieses Unfalls zu untersuchen und eng mit der Suez Canal Authority und den entsprechenden Behörden zusammenzuarbeiten, um das gestrandete Schiff so schnell wie möglich wieder flott zu machen«.
Dieser Unfall sorgt definitiv für zusätzliche Lieferverspätungen – und das zu einer Zeit, in der der gesamte internationale Schiffsverkehr nicht rund läuft. Somit muss auch die Fahrradbranche mit weiteren Verzögerungen und Verspätungen rechnen. Bis sich die Lage wieder beruhigt, wird es dauern.
Denn eines haben uns die Corona-bedingten Lock-Downs gelehrt: ist die Lieferkette einmal unterbrochen, dauert es eine ganze Weile, bis alles wieder rund läuft.
Anders ausgedrückt: die aktuelle Suezkanal-Blockade hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Suez Canal Authority