Jetzt hat selbst die renommierte Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 14. Juli das derzeit in der Fahrradbranche heiß diskutierte Thema EU-Strafzoll gegen Shimano aufgegriffen.
Unter anderem äußert der Autor gegenüber seiner Leserschaft Verwunderung darüber, daß sich die zuständige EU-Kommission einen derart bürokratischen Aufwand für so ein – verglichen mit anderen – kleines Segment wie Fahrrad-Nabenschaltungen leistet. Allerdings verweist der Bericht auch auf die Brisanz dieses Falles. Die deutsche Fahrradbranche befinde sich seit der eingereichten Klage von dem in Deutschland produzierenden Mitbewerber Sram gegen Shimano kollektiv in Aufruhr. Sram schaltet seit seiner Sachs-Übernahme mit einer traditionellen Getriebenaben-Produktion in Schweinfurt.
Laut dem Bericht hoffe eine Mehrheit der (deutschen) Branche, daß Sram sich nicht durchsetzen wird. „Alles andere wäre für unsere Branche katastrophal“, kommt Berthold Lönne als Präsidiumsmitglied des ZIV zu Wort. Auch ZEG-Chef Georg Honkomp warnt: „Wenn die EU gegen Shimano entscheidet, wandern Hunderte von Arbeitsplätzen in östliche Staaten ab.“ Sram-Chef Stan Day kann hingegen die Aufregung nicht verstehen: „Wenn Shimano weiter unfair arbeiten darf, haben deutsche Firmen erst recht keine Chance mehr und es fehlt der Anreiz, innovative Produkte zu entwickeln.“
Als Grunddilemma für die aus seiner Sicht „unbegründete Klage vor der EU-Kommission“ führt Lönne gegenüber der Süddeutschen Zeitung das „unterschiedliche Rechtsempfinden“ beider Parteien auf. „Zwischen den charismatischen Chefs Day und Shimano, die beide einen starken persönlichen Einfluß auf ihre Unternehmen ausüben und gerade prototypisch die Gegensätze der Unternehmenskulturen in ihren Heimatländern vertreten, herrscht Schweigen“, schreibt der SZ-Autor. Oder wie Lönne donnert: „Für uns ist das eine Kriegserklärung, aber für Amerikaner nur sportlicher Wettstreit.“
Der Grund für die aufrührerische Besorgnis speziell in Deutschland ist verständlich. Schließlich schluckt der deutsche Markt etwa zwei Drittel der weltweit mit Nabenschaltungen ausgestatteten Fahrräder. Übrigens: Die letztendliche Entscheidung seitens der EU wird im September erwartet. Falls Sram mit seiner Klage durchkommen sollte, wird Shimano mit einem Strafzoll von 15 Prozent schalten müssen. 15 Prozent, die der Fahrradhersteller und Fahrrad-Fachhandeslpartner auf den Endverbraucher abwälzen müßte. Und das in Zeiten, wo die VK-Preise aufgrund des schwachen Euro bzw. des starken US-Dollars und des hohen Yens sowie so schon zweistellig hochkurbelten. Keine schönen Aussichten. -jb-