Taiwan ist eine Insel – und somit von Wasser umgeben. Außerdem sei das Land »dank unseres großen Bruders« politisch isoliert. »Daher müssen wir es überall einfach besser machen – egal ob beim Design, bei der Qualität, bei Innovationen etc.«, erklärte Shieh in Frankfurt. Somit steht das Landesname Taiwan für ihn auch für »Traveling Around Is Wonderful And Neccesary«. Genau das tun die Menschen der Exportnation Formosa.
Dass die aktuelle (Branchen-)Lage weiterhin angespannt ist, will keiner der anwesenden Industrie- und Verbandsvertreter verhehlen. Dass sie aber überhaupt auf dem traditionellen Taiwan Product Launch Event auftraten (auf dem ansonsten lediglich einige ausgesuchte Anbieter ihre Neuheiten vorstellten) belegt, wie ernst die Situation – Stichwort Warenüberhang – weiterhin ist. Schließlich sind die Taiwan-Produzenten das letzte Glied in der Kette. Den letzten beißen die Hunde – oder anders ausgedrückt: die letzten zahlen die größte Zeche.
Verbands-Vorträge
Die Generalsekretärin der Taiwan Bicycle Association (TBA) Hope Chou hatte auch die Aufgabe, mit den weniger prickelnden Exportzahlen einen Einblick in die taiwanesische Fahrradindustrie zu vermitteln. Charlie Liu verkündete dann als Repräsentant der Bicycling Alliance für Sustainability (BAS) die neuesten Fortschritte im Sektor nachhaltiger Entwicklungsstrategien. Der Projekt-Manager des Cycling & Health Tech Industry R&D Center (CHC) Jake Tsai gab Einblicke in die neuesten Forschungs- und Entwicklungstrends. Wobei anzumerken ist, dass die heißesten (Fahrad-)Innovationen der Taiwaner laut Branchengerüchten derzeit auf Halde liegen. Demnach sollen sie nicht in der Saison 2025 (die wohl immer noch unter dem großen Warenüberhang zu leiden haben wird) zum Einsatz kommen, sondern erst 2026. In dem Jahr geht man davon aus, dass es langsam wieder aufwärts geht.
Fünf ausgesuchte Aussteller-Neuheiten
Dann durften aber auch noch fünf ausgesuchte Taiwan-Aussteller ihre Neuheiten auf dem Taiwan Product Launch Event 2024 vorstellen. Mit dem smarten E-Kompaktbike »Ebii« mit Powerbank und künstlicher Intelligenz (KI) betritt Computer-Hersteller Acer Group den Fahrradmarkt.
Uniwill Technology stellte sein virtuelle Indoor Radtrainings-App vor. KMC setzt auf einen Kettenwachs, der vorab an allen Ketten zum Einsatz kommen und sie schonen und somit langlebiger machen soll.
Mit »K-Series« präsentierte Kenda seine neue Premium-Fahrradreifen-Range vor.
Tektro stellte sein vollelektrisches Schaltungs-Know-how »E.A.S.I.« in den Mittelpunkt. Dieses kommt an einer zusammen mit Bosch entwickelten Automatik-Schaltung zum Einsatz.
Letztendlich hoffen die Taiwaner jetzt, dass die Olympischen Sommerspiele in Paris für einen Anstieg der Fahrrad-Verkaufszahlen sorgt. Schließlich ermutigt die französische Metropole ihre Besucher, verstärkt öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und auch mit dem Fahrrad zu den Veranstaltungen zu kommen. Genügend Mieträder stehen dafür in Paris bereit. Außerdem wird erwartet, dass die Rad-Wettkämpfe auch den E-Bike und hochwertigen Fahrrad-Absatz ankurbelt. Überhaupt würde deren Absatz (teuer geht immer) besser vorankommen als jener von Fahrrädern im mittleren und unteren Preissegment. Allerdings sind es gerade diese, die für den weiterhin angespannten Warenüberhang stehen.
Glaube an die eigene Stärke
Nichtsdestotrotz hieß es bereits mit Blick auf Olympia auf dem Taiwan Product Launch Event: »Diese positive Prognose spiegelt die Widerstandsfähigkeit und Innovationskraft der Branche wieder.«
Text: Jo Beckendorff