Laut einer Meldung auf Taiwan Insights (www.taiwaninsights.com) – einem e-Newsletter der Presseabteilung von Taipei Economics and Cultural Office in San Francisco (einer Division des Government Information Office GIO) – konnte der asiatische Inselstaat in den letzten Jahren seine Rolle im Tourismus innerhalb Fernost erheblich ausbauen – unter anderem auch Dank des Fahrrads. Dabei geht es nicht nur um eine verstärkte Nachfrage nach Radreisen durch Taiwan, sondern auch um eine extensive nationale Imagekampagne, die den Inselstaat neben seinem bisherigen „Nur-1-A-Produktionsimage“ als grüne Urlaubsinsel ins rechte Licht rücken soll. Mit anderen Worten: „Tourists welcome!“
Aber von vorne: Der Taiwan-Tourismus konnte in den letzten Jahren zweistellige Wachstumsraten einfahren. 2009 kamen beispielsweise 4,4 Millionen Besucher nach Taiwan. Verglichen mit dem Vorjahr war das ein Plus von 14,3 Prozent.
Momentan sind es vor allem Chinesen, die den Inselstaat für sich entdecken. Bisher haben schon 2,01 Millionen Chinesen die Nachbarinsel besucht. Dass sie in ihrem begrenzten Urlaub auch bereit sind, etwas auszugeben, belegen die diesbezüglichen Einkünfte aus Devisengeschäften von umgerechnet nahezu 2,1 Milliarden US$. Dieser Betrag ist laut Taiwan Insights „mit Blick auf die stotternden Industrie- und Agrarsektoren eine willkommene Einnahme“. Fast sieht man sich schon als Spielplatz der „neuen Reichen“ aus China.
Dass die Zahlen weiter steigen werden, ist sicher. Bald dürfen täglich 4.000 Touristen aus China in Taiwan einreisen (inkl. erste Individualreisende) . Seit der Aufhebung eines Einreisebanns für Chinesen im Juli 2008 konnte die Besucherzahl innerhalb kürzester Zeit neue Rekorde brechen. 2009 strömten schon täglich an die 1.661 China-Touristen nach Taiwan. In der ersten Hälfte 2010 schoss diese Zahl auf 3.440 pro Tag. Tendenz steigend…
Grün und mobil
Somit ist die vom einstigen Taiwan-Präsidenten Chen Shui-bian ausgerufene Zeit, in der das Land zum „Green Silicon Island“ mutieren sollte, jetzt auch eher in Richtung grüner Mobilität unterwegs. Seitdem der auch in heimischen Regierungskreisen gerne gesehene Giant-Gründer King Liu im fürstlichen Rentenalter medienwirksam zuerst Taiwan, dann China, Holland und irgendwann in diesem Jahr auch Japan persönlich durchradelt, gilt Radfahren in Asien nicht nur in Taiwan als schick.
„Let’s Bike Taiwan“
Daraus entstand mit Regierungshilfe die Promotionkampagne „Let’s Bike Taiwan“, die Ausländern die nicht gerade als bevorzugtes Touristenziel bekannte Insel schmackhaft machen soll. Bei einem neulichen „Let’s Bike Taiwan“-Event – bestehend aus fünf Routen um Taiwan herum – machten schon 500 Radler aus Hongkong, Japan, (Süd-)Korea, Malaysia, Singapure sowie einigen europäischen Ländern und den USA mit. Aus der größten Tourismusgruppe China sind hingegen noch keine Radler dabei. Der Bikeboom aus Taiwan hat eher Nachahmer in den oben genannten Fernost-Nachbarstaaten gefunden.
Cash in die Zukunft
Von dem Bikeboom in und au0ßerhalb Asiens profitieren vor allem die beiden zwei größten Fahrradproduzenten Taiwans. Sowohl Giant als auch Merida produzieren derzeit bis zum Anschlag. Laut einer Meldung in Taiwan Economic News sei die weltweit „sich erholende Nachfrage nach hochwertigen Fahrrädern“ ausschlaggebend. Somit konnten 2010 gute Gewinne eingefahren werden.
Was damit gemacht wird? Giant hat soeben 36 Millionen US$ in eine neue China-Fabrik investiert. Die insgesamt neunte Giant-Fabrik wurde in Kunshan hochgezogen und wird laut Plan im dritten Quartal 2011 loslegen. In Kunshan sollen neben E-Bikes vor allem (Carbon-)Rahmen gebaut werden. Der Output soll nach zwei Jahren bei etwa 1 bis 1,5 Millionen Fahrrädern liegen.
Taiwans Nummer Zwei Merida hat 8 Millionen US$ in die Erhöhung seiner Produktionskapazität sowohl in seine Taiwan- als auch seine zwei China-Fabriken investiert. Die Expansion soll im April 2011 abgeschlossen sein.
– Jo Beckendorff –